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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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hergebracht?«
    »Ich hab es ihr verboten.«
    »Aber –«
    »Du hast Mut. Du besitzt einen starken eigenen Willen. Ich hatte gehofft, dass es so ist, aber ich wollte ganz sichergehen. Zoe hat mir berichtet, was in der Nacht geschehen ist. Vom Angriff des Tigers, dieses Carnevare-Bastards. Trotzdem bist du zurückgekommen. Das gefällt mir.«
    »Zoe war nur ein Lockvogel?«
    »Sie hat noch andere Aufgaben erfüllt. Du hast es selbst gesagt: Sie arbeitet als Botin für mich, genau wie vor ihr Florinda und andere. Ich musste schon sehr früh aus dem Blickfeld der Behörden verschwinden und seitdem sind die Alcantaras meine Verbindung zur Außenwelt. Ich vertraue deiner Familie mein Leben an, Rosa. Bisher hat sie mich nicht enttäuscht.«
    »Diese Bündel, die Zoe dabeihatte, das waren Briefe an die anderen Familien? Mit Anweisungen?«
    Pantaleone nickte. »Ich bin nicht der erste capo dei capi , der gezwungen wurde, ein Leben im Verborgenen zu führen. Die Welt da draußen hat sich verändert, die Technik hat sich weiterentwickelt – aber es gibt Dinge, die niemals ihren Wert verlieren werden: Papier und Tinte. Mit dem ganzen neumodischen Zeug mag es schneller gehen, aber einen Zettel mit ein paar Sätzen versteht jeder, ob er capo eines Clans ist oder ein Handlanger aus irgendeinem Bergdorf. Selbst der Dümmste kann heute lesen, aber nicht jeder kann mit dem Computer umgehen. Außerdem: Daten kann man zurückverfolgen, aber ein Blatt Papier?«
    Sie dachte daran, wie leicht es ihr gefallen war, sich von ihrer eigenen Online-Existenz zu verabschieden, von MySpace und Facebook. Hätte sie einem ihrer digitalen Freunde einen handgeschriebenen Brief geschickt, hätten die meisten es wahrscheinlich für einen Scherz gehalten.
    »Sie wollten mich also kennenlernen. Warum?«
    »Du bist eine Alcantara. Du wirst einmal eine bedeutende Persönlichkeit sein.«
    Sie lachte. »Klar.«
    »Du bist Florindas Erbin, wusstest du das nicht? Sie hat keine Kinder, keine anderen nahen Verwandten. Die Alcantaras sterben aus, und wer kann den Männern das verübeln?« Er schmunzelte auf eine hintergründige Art, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte. »Es gibt nur noch Florinda, deine Schwester und dich. Und ein überschaubares Firmenimperium, das von ein paar Vertrauten und einigen entfernten Cousins am Leben erhalten wird.«
    »Spätestens in ein paar Wochen fliege ich zurück nach Amerika. Dann war’s das für mich.«
    »Das bezweifle ich«, sagte er und schob ihr ein Stück Brot, einige Scheiben Wurst und Käse über den Tisch. »Iss das.«
    Sie rührte nichts an. »Das alles hat nichts mit mir zu tun. Ich bin nur hier –«
    »Weil du dein Kind verloren hast. Ich weiß.«
    Zoe. Natürlich. »Das geht Sie einen Scheiß an«, fauchte sie und wich keinen Fingerbreit zurück, als er sich über den Tisch beugte. »Wenn Sie noch mal versuchen mich zu schlagen, wehre ich mich.«
    Er grinste. »Du hast Recht. Es geht mich nichts an.«
    Sie nahm ihm nicht ab, dass er das ernst meinte.
    »Ich bitte dich ein zweites Mal um Verzeihung«, sagte er freundlich.
    »Ich geh jetzt besser.«
    »Iss.« Nur ein Wort. Ganz ruhig und ohne Nachdruck.
    Sie zögerte. Etwas, das Alessandro gesagt hatte, ging ihr nicht aus dem Kopf: dass die Arkadischen Dynastien den capo dei capi stellten. Salvatore Pantaleone war einer von ihnen, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, welches Tier wohl in ihm lauerte. Sie war auch nicht scharf darauf, es zu erfahren. Schon gar nicht jetzt, nicht hier.
    Sie riss ein Stück trockenes Weißbrot ab und kaute es lustlos.
    »Die Wurst ist gut«, sagte er.
    »Ich bin Vegetarierin.«
    Er war, trotz allem, was er sonst sein mochte, ein Sizilianer, der sein Leben auf dem Land verbracht hatte. Die Vorstellung, dass jemand kein Fleisch essen könnte, schien ihn zu irritieren.
    »Dann iss den Käse. Du bist zu dünn.«
    »Das liegt in der Familie.«
    Er seufzte leise. »Ja, in der Tat.«
    Um ihn zufriedenzustellen, biss sie ein Stück ab. Der Käse schmeckte nicht mal schlecht, aber ihr war noch immer nicht nach Essen zu Mute.
    Er sah ihr beim Kauen zu, beide Ellbogen auf den Tisch gestützt, die fleckigen Hände vor dem Kinn verschränkt.
    »Sie bekommen nicht oft Besuch«, stellte sie fest.
    »Nur deine Schwester kommt her. Selbst Florinda war lange nicht mehr bei mir. Ich habe es ihr verboten.«
    »Verboten?«
    »Verschwendete Zeit, mit ihr zu reden. Nicht sie ist die Zukunft, du bist es.«
    Abermals wollte

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