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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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mir geht.«
    »Lieb von ihm.«
    »Er macht sich immer Sorgen um mich, glaube ich.«
    »Alessandro macht sich um vieles Sorgen.«
    »Aber er kann mich gut leiden.«
    Rosa lächelte, nahm Iole bei den Schultern und zog sie an sich. »Ja, natürlich kann er das. Alle können dich gut leiden. Signora Falchi übrigens auch. Wenn sie dich öfter zu sehen bekäme.«
    Ioles kurzes schwarzes Haar roch nach dem Moder der Keller. Sie musste sich schon eine ganze Weile hier unten herumtreiben.
    »Besonders gern hat er aber dich«, sagte Iole.
    »Kann sein.«
    »Das weißt du doch!«
    »Können wir über was anderes reden?«
    »Er hat Fundling verlegen lassen. In eine andere Klinik an der Küste.«
    Rosa bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nicht früher nach Fundling erkundigt hatte. Seit dem Schusswechsel am Monument von Gibellina lag er im Koma. Die Ärzte hatten die Kugel aus seinem Schädel entfernt, aber erwacht war er auch nach vier Monaten noch nicht. Alessandro zahlte alle Rechnungen und er hatte schon vor einigen Wochen die Entscheidung getroffen, Fundling aus dem öffentlichen Krankenhaus in ein teures Privatsanatorium verlegen zu lassen. Bis heute war Rosa sich nicht im Klaren über seine Motive. Alessandro sprach kaum darüber, aber sie spürte, dass er sich für Fundling verantwortlich fühlte; vielleicht wegen dessen entscheidender Rolle im Kampf gegen Cesare Carnevare, den Mörder von Alessandros Eltern.
    Iole nahm eine von Rosas Haarsträhnen in die Hand und roch daran, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt. »Hast du schon die Richterin gefragt?«
    »Ich rede mit ihr, sobald ich … sie sehe.«
    »Sie muss es einfach erlauben! Ich würde Onkel Augusto so gern wiedersehen.«
    Augusto Dallamano war Ioles letzter lebender Verwandter. Vor sechseinhalb Jahren war ihre ganze Familie von den Carnevares ermordet worden, Iole selbst hatten sie als Geisel festgehalten – bis Rosa und Alessandro sie befreit hatten. Seit Wochen lag sie Rosa in den Ohren, dass sie ihren Onkel besuchen wollte. Nur war es alles andere als einfach, das zu bewerkstelligen.
    »Onkel Augusto hat mir Schießen beigebracht«, verkündete Iole stolz.
    »Ja, er ist super.«
    »Mit einer automatischen Pistole. Und mit einer Schrotflinte.«
    »Und da warst du wie alt?«
    Iole runzelte die Stirn und zählte in Gedanken. »Acht?«
    Rosa ächzte.
    Dallamano lebte mit falscher Identität im Zeugenschutzprogramm der Staatsanwaltschaft. Rosa war ihm einmal begegnet, in Sintra bei Lissabon. Im Park der Quinta da Regaleira hatte er einige ihrer Fragen über den rätselhaften Fund beantwortet, den die Dallamanos bei ihren Tauchexpeditionen in der Straße von Messina gemacht hatten.
    »Die Richterin ist nicht besonders gut auf mich zu sprechen, weißt du?« Rosa ahnte, dass solche Erklärungen an Iole abprallen würden. Ihr fehlten sechs Jahre unter Menschen, sechs Jahre Kontakt zur Außenwelt. Es fiel leicht, sie gernzuhaben, aber manchmal konnte sie einen auf die Palme bringen, ohne dass sie überhaupt verstand, was sie falsch gemacht hatte.Eine Therapie hatte sie nach der ersten Sitzung abgebrochen, und dafür hatte Rosa Verständnis; ihre eigenen Erfahrungen mit Psychologen waren nicht die besten.
    »Richterin Quattrini gibt einem nie etwas ohne Gegenleistung«, sagte Rosa. »Wenn sie keinen Vorteil dadurch hat, interessiert sie sich nicht dafür.«
    »Dann müssen wir ihr eben was anbieten.«
    »Duftkerzen?«
    »Die mit Tannengeruch. Die mag ich nicht.«
    »Das wird nicht reichen, schätze ich.«
    »Wie wär’s mit Mafiakram?«
    Gelegentlich sagte Iole Dinge mit so entwaffnender Naivität, dass Rosa sich fragte, ob nicht doch ein wenig Berechnung dahintersteckte.
    Aber das Mädchen war schon wieder einen Gedanken weiter. »Ich muss dir was erzählen.«
    »Was hast du noch gekauft?«
    Iole beugte sich verschwörerisch vor, als könnte irgendwer sie belauschen. »Ich hab die Keller erforscht.«
    Rosa blickte an ihr vorbei den langen Gang hinunter. Seit Florindas und Zoes Tod war sie erst ein einziges Mal hier unten gewesen. In weiten Abständen brannten gelbe Gitterlampen an der Decke. Zwischen ihren Lichtkreisen zogen sich Schattenstreifen über das Mauerwerk. Wie Tigerfell.
    »Da ist eine Eisentür, weiter hinten, unter dem Nordflügel«, sagte Iole geheimnistuerisch. »Dahinter brummt was. Eine Maschine, glaube ich.«
    »Das ist der alte Kühlkeller. Er läuft noch, aber er ist abgeschlossen. Niemand kommt da rein, um das Ding

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