Arkadien 02 - Arkadien brennt
der Raucher zur Tür hereinzog, machte es nicht angenehmer. Niemand der anderen störte sich daran.
»Hier«, sagte Alessandro und deutete auf einen der Bildschirme. »Sieh dir das an.«
Es handelte sich um eine dreidimensionale Rasterdarstellung des Meeresbodens, einhundert Meter im Quadrat. Alessandro berührte ein Touchpad unterhalb des Monitors, und sofort änderte sich die Perspektive. Als er zwei Fingerspitzen auf dem Pad auseinanderzog, zoomte die virtuelle Kamera tiefer in das gewellte Gitterwerk.
»Das sind die exakten Koordinaten aus den Unterlagen der Dallamanos«, sagte er.
Rosa blickte angestrengt auf die gewöhnungsbedürftige Grafik. »Sieht leer aus.« Was erklärte, weshalb Alessandro und sie bei ihren beiden Tauchgängen nichts entdeckt hatten.
»Falsch«, mischte sich eine Frau ein, rothaarig, Mitte dreißig. Rosa hatte ihren Namen vergessen, aber sie war schon bei ihrem letzten Besuch an Bord die Einzige gewesen, die sich zu mehr als einer knappen Begrüßung herabgelassen hatte. »Leer trifft es nicht ganz.«
»Sondern?«
Die Archäologin schob Alessandros Hand beiseite und bediente das Touchpad. Perspektive und Größe änderten sich in Windeseile, als sie auf eine unscheinbare Stelle des Gitternetzes zoomte. Ein knappes Fingertippen auf das Pad, und sofort legte sich ein zweites, ungleich feineres Raster über das erste.
Rosa runzelte die Stirn. »Steine.«
»Das dachten wir auch erst«, entgegnete die Frau. »Jedenfalls keine Statue – nicht das, wonach wir gesucht haben.«
Rosa warf Alessandro einen fragenden Blick zu.
Geduld, sagten seine Augen.
Die Forscherin zog einen virtuellen Schieber am Bildrand nach unten. Eine Zahlenkolonne in der Ecke veränderte sich. Das Raster füllte sich von außen nach innen; gleich darauf sah es aus, als hätte jemand ein graues Tuch über die Struktur gelegt.
Rosa beugte sich näher an den Monitor. » Runde Steine?«, fragte sie skeptisch.
»Sockel.«
»Zwölf Stück«, ergänzte Alessandro, »alle innerhalb dieses Quadrats.«
Rosa fuhr sich nervös durchs Haar. »Heißt das –«
»Jemand ist uns zuvorgekommen«, sagte die Frau. »Irgendwer hat uns die Statuen vor der Nase weggeschnappt.«
»Aber keiner kennt diese Koordinaten!«
»Ganz sicher?«
»Dallamano hat uns reingelegt«, murmelte sie.
Alessandro schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt.«
»Ausgerechnet du verteidigst ihn? Er wäre dir fast an die Gurgel gegangen.«
»Nach ihm hatte deine Tante die Unterlagen, jedenfalls für ein paar Stunden. Und von ihr hat Pantaleone sie bekommen. Wir wissen nicht, mit wem die beiden oder einer von ihnen darüber gesprochen haben.«
»Ganz abgesehen davon«, setzte die Forscherin hinzu, »dass diese Gegend hier außerhalb der Dreimeilenzone liegt und theoretisch jeder darauf gestoßen sein könnte. Vielleicht durch Zufall oder auch weil er gezielt gesucht hat.«
Rosa schnaubte. »Zufall!«
»Daran glauben wir auch nicht«, meldete sich hinter ihnen ein Mann zu Wort. Rosa roch den Zigarettenqualm, den er mit in die Zentrale brachte, noch bevor sie sich zu ihm umdrehte.
Professor Campbell deutete auf einen Monitor an der gegenüberliegenden Wand. Einer der Männer an den Kontrollen räumte seinen Stuhl für ihn. Rosa wechselte einen Blick mit Alessandro. Er nickte ihr aufmunternd zu.
»Kommen wir zu dem Grund, aus dem ich Sie hergebeten habe, Signore Carnevare. Sehen Sie.« Der Schatzsucher wies auf den Bildschirm, über den nacheinander die verschiedenenKamerablickwinkel de Unterseedrohne flimmerten. Schließlich hielt er einen fest. »Das hier hat die Steuerbordkamera der Colony II aufgenommen.«
Einer der Scheinwerfer strich über den felsigen Meeresgrund. Spalten und Löcher klafften im Gestein. Die Straße von Messina wurde immer wieder von Seebeben heimgesucht und war verkrustet von geologischem Narbengewebe.
»Wie tief ist das?«, fragte Rosa.
»Nicht sehr tief. Ein wenig über vierzig Meter. Wir suchen den Boden auch mit Tauchern ab, aber das ist mühsam und nicht halb so effektiv wie die Instrumente an Bord der Colony II .« Campbell hielt die Aufnahme auf dem Monitor an und tippte mit einem Kugelschreiber gegen das Glas. »Um das hier geht’s mir. Das ist einer unserer Sockel.«
Rosa erkannte nicht viel mehr als eine runde Erhebung, im Hintergrund ein paar kantige Felsbrocken.
»Er misst Pi mal Daumen etwa einen Meter im Durchmesser, ist aber vermutlich um einiges höher. Wir können davon ausgehen, dass er, genau wie
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