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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Gebäude.
    »Können wir uns hier verschanzen, bis die Polizei auftaucht?«, fragte Raffaela.
    Iole schüttelte den Kopf. »Die würden Rosa festnehmen und sie käme nie nach« – sie unterbrach sich selbst mit einem misstrauischen Blick auf den Musiker –, »nie zu Alessandro.«
    Lorenzo lehnte sich gegen einen mannshohen Lautsprecher. »Aber wir anderen würden wahrscheinlich überleben.«
    »Und wer sagt, dass die Kerle da draußen die Bullen nicht einfach über den Haufen schießen?« Cristina war nach wie vor die Ruhe selbst.
    Das Pochen am Tor wiederholte sich. »Zwei Minuten!«, rief der Mann an der Außenseite. »Danach kommen wir rein.«
    Rosas Blick fiel auf das Glockenseil neben dem Portal. »Funktioniert das noch?«
    Lorenzo nickte.
    Sie ging hinüber, packte das Seil beidhändig und zog mit aller Kraft daran. Hoch über ihr, in dem kleinen Turm auf dem vorderen Kirchengiebel, schlug die Glocke. Erst leise und unregelmäßig, dann heftiger.
    »Was soll das werden?«, wollte Lorenzo wissen.
    »Von innen gibt es keinen Weg dort hinauf, oder?«, fragte sie. Der Turm war zu schmal für eine Treppe, diente nur als Aufhängung für die große Bronzeglocke.
    »Wenn jemand an das Ding ranmuss, dann geht das nur von außen mit einer Feuerwehrleiter«, sagte er.
    Sie ließ das Seil los. »Wir müssen rausfinden, was die treiben.«
    Eine Sirene ertönte, weit entfernt, wahrscheinlich am anderen Ende des Dorfes.
    »Die Scheißkavallerie rückt an«, freute sich Lorenzo.
    Wenig später zuckte Blaulicht hinter den trüben Scheiben. Dann peitschten Schüsse.
    »Es geht los«, flüsterte Rosa.
    In Sekundenschnelle wurde sie zur Schlange, glitt aus ihrer Kleidung und biss sich mit aller Kraft am Glockenseil fest. Sie hatte so etwas nie zuvor versucht, aber es war die einzige Möglichkeit, sich einen Überblick über die Lage vor der Kirche zu verschaffen.
    Mit irrwitziger Geschwindigkeit ringelte sie ihren Reptilienkörper um das Seil nach oben. Es ging viel leichter, als sie erwartet hatte. In kürzester Zeit erreichte sie das Deckengewölbe der Kirche, sechs oder sieben Meter über dem Erdboden. Das Seil verschwand dort in einem viereckigen Schacht, gerade groß genug für sie. Durch Spinnweben und Staubschleier schlängelte sie sich weiter aufwärts und erreichte bald darauf die Glocke. Die Aufhängung befand sich in einer engen Kammer mit offenen Rundbogen in alle vier Richtungen. Der Boden war mit Vogelkot und Federn verkrustet, sie spürte beides unter ihren nackten Fußsohlen, als sie wieder zum Menschen wurde.
    Im roten Schein des Sonnenuntergangs richtete sie sich auf, gerade weit genug, dass sie über eine steinerne Brüstung hinunter auf den Vorplatz der Kirche blicken konnte. Zwölf, vielleicht fünfzehn Meter unter ihr lieferten sich schattenhafte Gestalten ein heftiges Feuergefecht.
    Die Neuankömmlinge waren nicht in Streifenwagen vorgefahren, sondern in einem schwarzen und einem silbernen BMW. Von beiden war Rosa in den vergangenen Monaten mehr als einmal beschattet worden. Fahrzeuge aus dem Fuhrpark von Quattrinis Anti-Mafia-Einheit. Der dunkle BMW war der Dienstwagen von Antonio Festa.
    Der Assistent der toten Richterin, seine Kollegin Stefania Moranelli und drei weitere Beamte der Sonderkommission hatten hinter den Wagen Schutz gesucht und feuerten aus ihren Automatikwaffen auf die Killer des Carnevare-Clans. Einige Mafiosi hatten ihre menschliche Gestalt beibehalten und erwiderten die Schüsse aus ihren Waffen. Sie kauerten hinter den drei Mercedes-Karossen, die sie in einem Halbkreis vor der Kirche abgestellt hatten.
    Aber Rosa sah auch Panthera, abseits des Gefechts, dort, wo Büsche und Felsen tiefe Schatten warfen. Von oben erkannte sie zwei Löwen, die sich in einem weiten Bogen von Westen an die Polizisten heranpirschten, während ein Panther, ein Leopard und etwas Gigantisches, das ein Königstiger sein mochte, sich den vier Männern und der Frau aus östlicher Richtung näherten.
    Sie rief Festa und Stefania eine Warnung zu, aber ihre Stimme ging unter im Stakkato des Schusswechsels. Alle Wagen waren bereits in Mitleidenschaft gezogen, Scheiben zerschossen, Karosserien perforiert. Einer der Carnevares wurde getroffen, gleich darauf ein Polizist.
    Sie verwandelte sich, schlängelte sich über die Brüstung, ließ sich auf die Dachschräge der Kirche fallen und glitt abwärts bis zur Dachrinne an der Westwand. Der folgte sie – ohne ihr Gewicht der morschen Blechrinne anzuvertrauen – bis

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