Arkadien 03 - Arkadien fällt
Wagentür war verschlossen. Auf dem Beifahrersitz lagen Zigaretten und ein angebrochenes Päckchen Kaugummi.
Sie löste sich von dem Fahrzeug und trat hinaus auf den Platz. Hektisch musterte sie alle Gebäude, alle Fenster, alle Gassen zwischen den Fassaden. Niemand da. Alles ruhig. Sie war ganz allein.
Noch einmal blickte sie zum BMW zurück und entdeckte Reifenspuren. Der Wagen konnte also noch nicht lange hier stehen. Und nun sah sie auch die Abdrücke von Schuhen, die sich von der Fahrertür entfernt hatten und zu einer der Baracken führten.
Sie folgte ihnen langsam und hielt die Waffe noch immer beidhändig. Die Fußabdrücke waren viel größer als ihre eigenen. Die Hoffnung, dass Alessandro den Hybriden doch entkommen sein könnte, tanzte durch ihren Verstand.
Die Spur führte drei Holzstufen hinauf zu einem kleinen Podest vor dem Eingang. Im Gegensatz zu den anderen Häusern stand dieses auf einem steinernen Sockel. Die Tür war geschlossen, ließ sich aber öffnen. Dahinter lag ein enger Vorraum, erfüllt von bräunlichem Zwielicht, das sich durch schmutzige Scheiben quälte. Zwei alte Klappstühle lehnten eingestaubt an einer Wand.
Rosa betrat die Baracke und bewegte sich langsam durch den Raum zu einer zweiten Tür. Daran hing ein Schild: Zutritt nur für autorisiertes Personal .
Sie drückte langsam die Klinke hinunter. Hielt die Waffe jetzt ganz dicht am Körper, damit sie ihr niemand aus der Hand schlagen konnte. Zugleich bereitete sie sich auf eine Verwandlung vor.
Es war, als wäre dieses Haus im Inneren um ein Vielfaches größer, als von außen möglich erschien. Der Raum hinter der Tür wirkte auf den ersten Blick zu lang, doch es gab einen Grund dafür: Die Baracke war vor einem Zugang ins Innere des Felsens errichtet worden, dem Einstieg zu einer unterirdischen Bunkeranlage.
Vor ihr öffnete sich eine Halle mit hohen Betonwänden. An ihrer Stirnseite gab es ein breites Gittertor, einen Lastenaufzug, groß genug für ein Fahrzeug oder einen Anhänger. Daneben befand sich eine Stahltür, auf der das halb verblichene Symbol für eine Treppe zu sehen war.
Rosas Herz hämmerte in ihren Ohren, als sie die Halle durchquerte. Nichts, was als Versteck hätte dienen können. Sie entdeckte auch keine Kameras. Der Aufzug stand jenseits des Gittertors bereit. Demnach hatte der BMW-Fahrer wahrscheinlich das Treppenhaus benutzt. Es gab einen weiteren Ausgang, eine LKW-Rampe rechts von ihr, aber das Rolltor am Ende der Schräge war heruntergelassen.
Mit einem tiefen Durchatmen öffnete sie die Tür zum Treppenhaus. Ein grauer Schacht aus Beton. Neonröhren spendeten Licht, fast jede zweite war defekt. Rosa horchte in die Tiefe, trat ans Geländer und blickte vorsichtig nach unten.
Drei Stockwerke, vielleicht vier. Iole hätte ihre Freude daran gehabt, hier auf Entdeckungstour zu gehen. Rosa hingegen bekam Herzrasen und musste die Kälte in ihrer Brust niederkämpfen aus Sorge, die Verwandlung nicht zurückhalten zu können.
Nach der dritten Stufe zog sie ihre Schuhe aus. Jetzt waren ihre Schritte nahezu geräuschlos. Ihre Handfläche am Pistolengriff war schweißnass. Was sie hier tat, war Irrsinn; sie wusste nicht einmal, ob sich das Krankenzimmer, in dem das Foto ihrer Großmutter mit den beiden Säuglingen aufgenommen worden war, tatsächlich in diesem Komplex befand.
Vorsichtig passierte sie zwei Treppenabsätze. Auf beiden gab es Nischen in den Wänden mit Ausrüstung zur Brandbekämpfung. Die Metalltüren davor waren aufgebrochen worden, einer der Schläuche lag meterweit abgerollt am Boden. Mehr jedoch irritierten sie die leeren Haken an den Rückwänden. An Umrissen im Staub erkannte sie, dass dort zwei langstielige Äxte gehangen hatten. Keine war mehr an ihrem Platz.
Sie verdrängte Albtraumbilder einer Gestalt, die mit einer Axt in jeder Hand die Treppe heraufkam, vollkommen lautlos. Mit aufeinandergepressten Lippen drückte Rosa sich eng an die Wand und schloss für ein paar Sekunden die Lider. Reiß dich zusammen. Konzentrier dich. Als sie die Augen wieder öffnete, lief Schweiß von ihrer Stirn hinein.
Mit zugeschnürter Kehle setzte sie ihren Abstieg fort und erreichte das Ende der Treppe. Hier gab es eine weitere Stahltür, unverschlossen wie die anderen. Gestank schlug ihr entgegen, als sie sie langsam öffnete.
Dahinter lag eine Halle, ähnlich wie die im Erdgeschoss. Der Lastenaufzug endete an einem Gitter, hinter dem Kabelschlingen baumelten wie riesige Spinnenfäden.
In der
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