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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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aufgebaut hat.«
    Sie deutete auf die Tür in seinem Rücken. »Was ist dahinter?«
    »Die Laboratorien und der ehemalige Kliniktrakt. Du willst es dir doch ansehen, oder?«
    Rosa nickte, obwohl sie nicht sicher war. Sie verschwendete Zeit. Was sie wirklich wollte, war Alessandro. Und allmählich glaubte sie nicht mehr, dass sie ihn jemals hier finden würde.
    Er stieß die Tür auf und stieg über die knöchelhohe Stahlschwelle. Mehr Neonlicht, diesmal in einem langen Korridor mit Betonwänden. Zu beiden Seiten gab es mehrere Zimmer. Am Ende des Gangs befand sich eine Doppeltür aus Milchglas.
    Rosa folgte ihm den Korridor hinunter, vorbei am ersten Raum, einem medizinischen Labor mit Mikroskopen, Zentrifugen, Brut- und Kühlschränken und anderen Geräten, deren Funktion sie nicht kannte. Alle Türen auf der linken Seite waren geschlossen, die auf der rechten weit offen. Im nächsten Zimmer standen mehrere klobige Computermonitore, mit einer Ausnahme alle außer Betrieb. Auf dem Bildschirm glühten orange Zeichenreihen auf schwarzem Grund. Daneben stand ein modernes Laptop, über das Filmbilder mit Textbändern flimmerten; es sah aus wie eine Nachrichtensendung. Er musste dort gesessen haben, als sie den Bunker betreten hatte.
    »Warum hat nie irgendjemand Apollonio erwähnt?«, fragte sie. »Keiner aus meiner ganzen Familie hat je ein Wort über ihn verloren, auch nicht Florinda.«
    »Florinda wurde ein paar Jahre später geboren. Ich glaube nicht, dass ihre Zeugung beabsichtigt war, es war wohl eher ein Versehen. Ihren Vater hat sie nie kennengelernt. Wahrscheinlich hatte Costanza die Hoffnung auf eine eigene Tochter längst aufgegeben. Florinda ist später von ihr nur in das Nötigste eingeweiht worden. Sie wusste nichts von Apollonio und nur wenig von der Verbindung ihrer Familie zu TABULA.«
    »Aber er war ihr Bruder!«
    »Apollonio hat nie bei den Alcantaras gelebt. Sigismondis hat ihn gleich nach der Geburt für sich beansprucht, und Costanza, die sich ja ohnehin ein Mädchen gewünscht hatte, war es gleichgültig, was aus ihm wurde. Den einen Jungen nahm sie mit, den anderen ließ sie hier. Wahrscheinlich war sie sogar froh, ihn loszuwerden. Sie hat ihm nicht mal einen Namen gegeben, das hat Sigismondis getan. In den Mythen Arkadiens war es der Gott Apollo, der mit der Hilfe von Hermes dem Reich den Frieden gebracht hat. Für Sigismondis dagegen verkörperte Apollonio die Hoffnung auf neue Forschungsergebnisse, auf neues Wissen.«
    »Apollonio war so was wie seine Laborratte?«
    »Jedenfalls zu Anfang. Apollonio ist hier im Institut unter dauernder Beobachtung herangewachsen, jede Faser seines Körpers wurde erforscht, jeder Schritt, jedes Wort, jede Stimmung protokolliert. Sigismondis mag in ihm irgendwann eine Art Ziehsohn gesehen haben, aber das hat ihn nicht davon abgehalten, den Jungen Tag und Nacht zu studieren. Während der ersten Jahre durfte er den Komplex nicht verlassen, später nur unter Bewachung, zu kurzen Ausflügen ans Tageslicht.«
    Sie war weit davon entfernt, Mitleid für Apollonio zu empfinden, und dennoch berührte sie die Vorstellung dieses Kindes, das jahrein, jahraus hier unten festgehalten, mit Kanülen gespickt, vermessen, gewogen, durchleuchtet worden war.
    »Und Costanza hat sich nie für ihn interessiert?«
    »Nicht im Geringsten. Sie hat ihn einfach aus ihrem Gedächtnis gestrichen wie eine Nachgeburt, die sie in der Klinik zurückgelassen hatte. Sechzehn Jahre vergingen, ehe sie wieder an ihn erinnert wurde.«
    »Was ist passiert?«
    »Apollonio wurde ein Teenager. Er wurde neugierig auf die Welt da draußen. Und er rebellierte. Mittlerweile durfte er sich hier unten im Institut frei bewegen und dabei ist er eines Tages auf die Unterlagen über seine Geburt gestoßen. Bis dahin war ihm nicht bewusst gewesen, dass er einen Zwillingsbruder hatte, der bei den Alcantaras groß wurde, alle Freiheiten hatte und über jeden nur erdenklichen Luxus verfügte. Costanza war keine liebevolle Mutter, aber sie hat dafür gesorgt, dass es Florinda und mir an nichts fehlte. In den Akten gab es unter anderem Zeitungsausschnitte über die Alcantaras, in denen erwähnt wurde, dass Costanza mit ihrem Sohn und der jüngeren Tochter bei gesellschaftlichen Anlässen aufgetreten ist. Du kannst es dir wahrscheinlich selbst ausmalen. Sigismondis ist immer ein eifriger Sammler und Archivar gewesen, und seine Dokumentation über die Alcantaras war lückenlos.«
    »Apollonio ist von hier abgehauen und hat

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