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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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unterirdische Anlage mit Nathaniel verlassen hatte, da hatte sie keine Türen hinter sich geschlossen. Warum auch, es gab keine Schlüssel und sie ließen sich nicht verriegeln. Doch als sie auf den Platz trat, wünschte sie, sie hätte sich etwas einfallen lassen.
    Sigismondis blickte ihr entgegen, einen ausgestopften Fuchs im Arm.
    Die weißen Haarsträhnen wehten zerzaust über seine Schultern. An seinem schmutzigen Kittel fehlte die Hälfte der Knöpfe, aus den Taschen ragten Spritzen. Mit der linken Hand stützte er sich auf ein langstieliges, rot lackiertes Beil wie auf einen Gehstock. Ihre Vorstellungskraft beschwor das rhythmische Scheppern herauf, das er damit auf jeder Stufe verursacht haben musste, so als klänge das Echo dieser Geräusche gerade erst aus der Tiefe zu ihnen herauf.
    Zuerst Pantaleone. Dann Trevini. Nun er. Drei alte Männer, die Rosas Schicksal beeinflusst hatten. Zwei von ihnen waren tot und sie erkannte jetzt, dass es mit dem Sterben noch nicht vorbei war.
    Sigismondis lächelte plötzlich und ließ den Stiel des Beils los. Dann streichelte er dem Fuchs in seinem Arm übers Fell und flüsterte dem ausgestopften Tier etwas zu. Er erinnerte Rosa an all die wunderlichen alten Menschen, die sie früher beim Taubenfüttern im Park beobachtet hatte, Männer und Frauen, die mit Tieren sprachen, weil ihre Verbindung zum Rest der Menschheit abgerissen war.
    Gab es noch etwas zu sagen? Sein Anblick erfüllte sie mit einer unbestimmten Trauer, und das war schlimmer als Zorn. Mit Wut kam sie klar, sie lebte schon so lange damit, so oft war sie ihr Motor gewesen – doch Melancholie erwischte sie schutzlos.
    Sigismondis tätschelte dem Fuchs den Kopf, dann ging er in die Hocke und setzte ihn behutsam am Boden ab. Lauf! , formten seine Lippen stumm. Sanft gab er ihm einen Schubs. Als das Tier sich nicht regte, kraulte der alte Mann ihm das Brustfell und flüsterte: »Du bist jetzt frei, mein Kleiner.«
    Er erhob sich und griff nach dem Beil.
    Ein metallisches Ratschen ertönte, rechts von Rosa in der nächsten Gasse zwischen den Baracken. Sie kannte dieses Geräusch. Denjenigen, der dort gerade ein Gewehr durchgeladen hatte, konnte sie von hier aus nicht sehen.
    »Nein«, sagte sie leise und wiederholte es lauter.
    Sigismondis nahm nichts davon wahr. Auf den Holzstiel gestützt machte er einen Schritt nach vorn, auf Rosa zu, und dabei hob er das Beil ein Stück vom Boden wie einen Gehstock.
    »Er will doch gar nicht –«, begann sie und wusste nicht, warum sie versuchte, ihn zu schützen.
    Der Schuss riss ihr die Worte von den Lippen.
    Sigismondis’ Kopf ruckte in den Nacken, zurückgeworfen von der Kraft des Einschlags. Für eine endlose Sekunde schien er dazustehen wie in der Bewegung gefroren, während sein Schädel in falschem Winkel nach hinten ragte. Dann stürzte er rückwärts in den Staub und blieb neben dem Fuchs liegen. Die dunklen Glasaugen starrten ihn an, während die Spritzen aus seinen Taschen rutschten und zuletzt das Beil wie in Zeitlupe umfiel.
    Aus der Schneise zwischen den Häusern löste sich eine schmale Gestalt in dunkler Lederjacke, kaum größer als Rosa. Im Sonnenschein wirkte ihre Gesichtshaut wie grobes Sandpapier.
    »Mirella?«, flüsterte Rosa.
    Die Hybride ging zum Körper des alten Mannes und trat ihm in die Seite. Er regte sich nicht. Zufrieden blieb sie über ihm stehen und sah zu, wie sich eine dunkle Lache um seinen Schädel bildete.
    Rosa hörte ein Rascheln in ihrem Rücken, in der Gasse hinter dem Geländewagen. Sie wollte sich umdrehen und dabei ihre Gestalt verändern, als ihr ein stechender Schmerz zwischen die Schulterblätter fuhr. Sie taumelte herum, fiel zu Boden, hoffte noch, dass sie doch zur Schlange wurde, und spürte zugleich, dass ihr Wunsch unerfüllt blieb. Ihre Sicht verschwamm. Zitternd tastete sie über die Schulter nach dem, was sie getroffen hatte. Da steckte etwas, aber sie kam nicht heran.
    Danai Thanassis kletterte von hinten über den BMW und blieb auf dem Dach sitzen wie eine menschengroße Spinne. Der Reifrock war verrutscht und Rosa bekam eine Ahnung der braunen, verhornten Skorpionbeine, die die Arachnida darunter verbarg. In einer Hand hielt sie eine klobige Pistole.
    Lächelte sie? Rosa war zu benommen, um sicher zu sein.
    »Wo ist Alessandro?« Nur ein Krächzen. Sie erhielt keine Antwort. »Was habt ihr –«
    Ihr Kopf sackte kraftlos zu Boden. Über sich sah sie den blauen Himmel, dann ein Gesicht, das sich von hinten in ihr

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