Arkadien 03 - Arkadien fällt
konnte das lang gezogene Wolfsheulen übertönen, das aus seiner Kehle drang.
Die Arkadier strömten auseinander, um dem erbarmungslosen Licht zu entgehen. Ein Kameramann saß in der offenen Seitentür des Hubschraubers und machte Aufnahmen von der Menge. Die Maschine schwebte nur wenige Meter vom Geländer entfernt, ein Stück oberhalb der Straße. Die Scheinwerfer waren am Rumpf des Hubschraubers angebracht, eine ganze Batterie von Hochleistungsstrahlern, die den Asphalt weiträumig erleuchteten.
So weit draußen auf dem Staudamm gab es kein Versteck. Allein der Transporter, in dem Rosa und Alessandro hergebracht worden waren, bot Schutz vor dem Auge der Kamera. Eine Handvoll Männer und Frauen eilte auf den Wagen zu, manche hatten die Arme vors Gesicht gehoben, im hilflosen Bemühen, nicht erkannt zu werden. Spätestens morgen Mittag würden diese Aufnahmen samt ihrer Namen auf YouTube zu finden sein.
Eine Einheit der Armee hätte sie nicht derart in Panik versetzen können. Festnahmen waren alltäglich, hoch bezahlte Anwälte befreiten sie innerhalb weniger Stunden wieder aus der Untersuchungshaft. Früher waren auch Fernsehberichte so vergänglich gewesen wie Verhaftungen, heute aber kursierten sie für alle Ewigkeit im Internet. Livebilder stellten selbst die Mächtigsten bloß und zerstörten ihr Ansehen. Einen capo schreckte nicht der Haftbefehl – der war kaum das Papier wert, auf dem er ausgestellt wurde –, aber kein anderer Mafioso wollte mit jemandem zusammenarbeiten, der sich bei geheimen Treffen filmen ließ.
An diesem Abend jedoch ging es um weit mehr. Fundling war angetreten, Größeres zu enthüllen als die verbrecherischen Machenschaften reicher Geschäftsleute. Die Kameramänner und Journalisten hätten sich damit allein schon zufriedengegeben. Aber was sie darüber hinaus geboten bekamen, musste ihre Erwartungen bei weitem übertreffen.
Als der Hungrige Mann sein Heulen ausstieß und die ersten Arkadier in Richtung des Transporters flohen, standen Danai und die Arachnida im Scheinwerferlicht. Während ihr Oberhaupt sie anfuhr, die Ruhe zu bewahren, fuhr der Sturmwind des Helikopters unter Danais weites Kleid. Der Saum wurde hochgeschleudert und das Kameraobjektiv zoomte auf etwas, das spektakulärer war als Verbrecher auf der Flucht vor schlechter Publicity.
Die Chitinbeine der Hybride schimmerten im Strahlerschein, mehrfach segmentierte Monstrositäten, die aus ihrer Starre zu wimmelndem Leben erwachten. Danai lief nach rechts, dann nach links, aber die Kamera folgte ihr. Die Hybride heulte auf, nicht so animalisch wie der Hungrige Mann, sondern voller Verzweiflung, das Weinen einer jungen Frau, die keinen Ausweg sah. Mit ihren schmalen weißen Händen versuchte sie panisch, den Rock zurück über ihre Skorpionbeine zu streichen, aber der Wind schleuderte den Stoff immer wieder in die Höhe.
Rosas und Alessandros Bewacher waren unschlüssig, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollten. Der Hungrige Mann war drauf und dran, sich auf Fundling zu werfen, und achtete nicht auf die Gefangenen. Die Wächter aber waren capi wie alle anderen und keiner war bereit, ein Risiko einzugehen. Sie zögerten, wechselten Blicke. Und Alessandro handelte.
Mit katzenhafter Schnelligkeit rammte er dem einen den Ellbogen vor den Kehlkopf. Ein Schuss löste sich, als der Mafioso zusammenbrach, doch die Kugel verfehlte ihr Ziel. Alessandro hämmerte ihm die gefesselten Fäuste in die Seite. Von hinten stürmte sein zweiter Bewacher heran, außerdem einer der beiden, die bislang auf Rosa aufgepasst hatten. Alessandro jagte auf das Geländer zu, als wollte er sich hinüberschwingen. Tatsächlich aber lenkte er die Männer nur von Rosa ab.
Ihr letzter Bewacher riss die Pistole herum, um auf Alessandro zu zielen. Das gab ihr Gelegenheit, ihm die gefesselten Arme in den Nacken zu schlagen. Der Hieb ließ ihn ächzend vornüberstolpern. Eines seiner Beine gab nach, als wollte er einen Knicks machen, und Rosa nutzte den Moment, um ihm, so hart sie konnte, ins Kreuz zu treten, genau zwischen die Schulterblätter. Er sackte vorwärts zu Boden, wollte sich noch umdrehen, aber da war sie schon heran und stampfte mit aller Kraft die Ferse auf sein Handgelenk. Diesmal brachen seine Knochen und die Pistole schlitterte fort. Rosa sprang aus seiner Reichweite, packte die Waffe und legte, ohne innezuhalten, auf einen der beiden Männer an, die Alessandro in die Mangel nehmen wollten.
Ihre Kugel traf den Kerl an der
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