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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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in die Höhe.
    »Selbstmord?«
    »Mhm.« Die Historikerin nickte. »Ich bin ziemlich sicher, dass seine Befehle auch den Auftrag enthielten, mit der letzten Kugel sich selbst zu erschießen. Und ich wage zu behaupten, ihm ist kaum eine andere Wahl geblieben, da offensichtlich niemand die Absicht hatte, sie hier rauszuholen. Ich habe den Verdacht, er wollte auch das Wrack anzuzünden und zusammen mit diesem Material verbrennen.«
    Sie streckte ihre Stiefelspitze aus und stieß damit gegen ein in Leinwand eingebundenes Bordbuch und einen Packen dicker Steifleinenumschläge, die neben dem Schlafsack des Bomberkommandanten lagen und zum Teil noch die undurchbrochenen Siegel der sowjetischen Luftwaffe aufwiesen. »Ich wünschte, ich könnte Russisch lesen!«
    »Randi kann es«, erwiderte Smith kopfschüttelnd. »Aber wie kann man bloß den Befehl erteilen, eine seiner eigenen Flugzeugbesatzungen derart bestialisch abschlachten zu lassen? Das ist doch vollkommen sinnlos!«
    »In deinen Augen ist es sinnlos, Jon, und in meinen Augen auch, aber den Stalinisten erschien es sinnvoll. Du brauchst doch nur an die Sperrbataillons des KGB zu denken, die sowjetischen Heereseinheiten in die Schlacht gefolgt sind. Ihr Auftrag lautete nicht etwa, auf den Feind zu schießen, sondern auf jeden sowjetischen Soldaten, dem es widerstrebte, für den Ruhm der Arbeiterrevolution zu sterben. Wenn es eine Frage der Staatssicherheit war, hätten sie mit keiner Wimper gezuckt.«
    »Aber was zum Teufel wollten sie unter allen Umständen geheim halten?«

    »Mir hat, offen gesagt, davor gegraut, über diesen Aspekt nachzudenken  … Hallo, was haben wir denn hier?«
    Sie kniete sich hin und hob etwas auf, das neben dem Bordbuch lag. Smith sah, dass es eine Herrenbrieftasche war. Valentina klemmte ihre Taschenlampe zwischen Wange und Schulter und sah sich den Inhalt der Brieftasche an. Plötzlich zuckte sie zusammen, und die Taschenlampe glitt von ihrer Schulter und prallte auf den Höhlenboden. »Allmächtiger Gott!«
    Smith kam eilig an ihre Seite. »Was ist los, Val?«
    Wortlos drückte sie ihm die Brieftasche in die Hand. Smith stellte die Grubenlampe auf einen Gesteinsbrocken, kniete neben ihr nieder und sah sich den Inhalt der Brieftasche an.
    Geld, amerikanisches Geld: ein halbes Dutzend Zwanziger, zwei Fünfer und ein Zehner. Abgegriffene, häufig benutzte Scheine. Ein Führerschein, Michigan 1952, ausgestellt auf den Namen Oscar Olson. Ein Mitgliedsausweis der Stadtbücherei von Marquette und eine Sozialversicherungskarte, beide auf denselben Namen ausgestellt. Die abgerissenen Abschnitte von zwei Eintrittskarten für das AirView Autokino. Ein Kassenbon über siebenundachtzig Cent von Brombergs kleinem Eckladen.
    »Val, was hat das zu bedeuten? … Val?«
    Die Historikerin stand wie gelähmt mit einem restlos verblüfften Gesichtsausdruck neben ihm. Plötzlich sank sie wortlos neben der Leiche des Flugzeugkommandanten auf die Knie und zerrte an der Fliegerkombi des Toten. Knöpfe sprangen ab, als sie die Uniform aufriss und darunter ein schwarz-rot kariertes Holzfällerhemd zum Vorschein kam. Sie krallte ihre Fingernägel heftig in den Kragen des steif gefrorenen Hemdes und zog daran. Stoff zerriss und sie hielt das Etikett des Herstellers hoch, das sie im Nacken dicht unter dem Kragen abgerissen hatte.
    »Montgomery Ward!« Sie warf das Etikett beinah nach Smith. Dann huschte sie über den Höhlenboden zur Leiche des Politoffiziers der Misha. Gewaltsam riss sie seinen Parka und seine Fliegerkombi
auf. Darunter trug er ein Sakko. »Sears and Roebuck«, flüsterte sie. »Sears … and … Roebuck, verdammte Scheiße!« Ihre Stimme erhob sich zu einem erstickten Schrei. »Smyslov, Sie verfluchter Mistkerl! Wo stecken Sie?«
    »Ich bin hier, Professor.«
    Smith richtete sich auf, drehte sich zu der ruhigen Stimme um und erstarrte. Smyslov stand hinter ihnen in der Höhle, ein scharfer Umriss im Schein der Fackel, die Smith weiter vorn in der Höhlenkammer hatte stecken lassen. Das rötliche Licht spiegelte sich auf der Beretta in seiner Hand. »Heben Sie die Hände. Alle beide. Versuchen Sie bitte gar nicht erst, etwas zu unternehmen. Andere russische Soldaten werden in Kürze hier sein.«
    »Was zum Teufel soll das heißen, Major?«, fragte Smith und hob seine Hände langsam auf Schulterhöhe.
    »Die Umstände sind äußerst bedauerlich, Colonel. Wenn Sie keinen Widerstand leisten, wird Ihnen nichts passieren.«
    »Das ist eine Lüge,

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