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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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gestanzt.
    Smith lehnte sein Gewehr an die Höhlenwand, ließ sich auf ein Knie sinken und schlug die Seide mit der brüchigen Eisschicht knisternd zurück. Darunter kam das Gesicht eines freundlich wirkenden jungen Mannes zum Vorschein, blasse, friedlich schlummernde Züge, die in der Zeit erstarrt waren. Die Augen waren geschlossen und mitten in der Stirn war ein kleines, kreisrundes
Loch, das mit ein paar Tropfen Blut verschmiert war, die im flackernden Schein der Fackel rot leuchteten.
    »Na so was«, murmelte Smith. »Eine Handfeuerwaffe mittleren Kalibers, geringe Geschwindigkeit. Aus kurzer Entfernung abgefeuert, aber nicht aufgesetzt. Keine Schmauchspuren.«
    »7.65mm Unterschallmunition, würde ich wetten«, stimmte ihm Valentina zu. Sie stemmte die Hände auf ihre Knie und beugte sich noch weiter hinunter, »wahrscheinlich durch einen Schalldämpfer abgefeuert.«
    »Wahrscheinlich.« Smith erhob sich und ging zur nächsten Leiche. »Dasselbe hier. Ein einziger Schuss. In die Schläfe. Im Stil einer Hinrichtung.«
    »Das kann man laut sagen«, stimmte Valentina ihm zu, während sie langsam die Reihe von Schlafsäcken abschritt. »Sie haben geschlafen, und jemand ist von einem zum anderen gegangen und hat die Besatzung ausgelöscht, Mann für Mann … aber nicht alle Besatzungsmitglieder.«
    »Warum sagen Sie das, Val?«
    »Hier sind nur sechs Männer, Jon. Die Minimalstärke der Besatzung eines Amerikabombers beläuft sich auf acht Mann.« Sie richtete den Strahl ihrer Taschenlampe in die schattigen Winkel weiter hinten in der Höhle, die nicht in den Lichtschein der Fackel getaucht waren. »Es muss noch mindestens zwei weitere Besatzungsmitglieder geben … ah, da haben wir sie ja.«
    Sie trat tiefer in die Höhle hinein und bahnte sich einen Weg um etliche herabgestürzte Basaltbrocken von der Größe eines Tisches. Keiner von beiden bemerkte, dass sich Gregori Smyslov lautlos zum Eingang der Lavaröhre zurückzog.
    Ein Mann in einer khakifarbenen Thermohose und einem Parka lag auf dem schwarzen Steinboden der Lavaröhre. Sein Parka war vorn von Blut geschwärzt und von Einschusslöchern durchsiebt. Der Tote war in der Haltung erstarrt, in der er sich im Todeskampf gekrümmt hatte, und seine Zähne waren seit einem halben Jahrhundert
gefletscht. Wenige Zentimeter von seiner ausgestreckten Hand lag eine kleine Automatikpistole, auf deren Lauf der lange Zylinder eines Schalldämpfers geschraubt war.
    Smith ließ den Strahl der Grubenlampe über den siebten Mann hinweggleiten und fand den achten.
    In der Rückwand der Höhle befand sich eine Nische. In ihr lagen zwei Schlafsäcke, von denen einer leer war. Ein älterer Fliegeroffizier lag, halb aus dem zweiten Schlafsack herausgeschlüpft, auf dem Rücken, und mitten auf seiner Brust war ein Blutfleck von der Größe einer Handfläche. Er hielt noch immer eine Tokarew-Ordonanzpistole des sowjetischen Militärs umklammert.
    Sein Mörder hatte anscheinend zu spät erkannt, dass ein Mann mit einer Kugel im Herzen noch vierzehn Sekunden am Leben und bei Bewusstsein bleiben kann.
    Valentina begab sich zu dem siebten Mann. Sie bückte sich, öffnete den obersten Knopf seines Parkas und untersuchte das Rangabzeichen auf dem Kragen der Fliegerkombi, die er darunter trug. »Der Bombenschütze und Politoffizier.«
    Sie richtete sich auf, ging zu dem achten Mann und wiederholte dieselbe Untersuchung bei ihm. »Der Flugzeugkommandant.«
    »Anscheinend hat es unter den höheren Rängen Meinungsverschiedenheiten gegeben.«
    »Es sieht ganz so aus.« Sie sah Smith wieder an. »Die Angelegenheit scheint ziemlich klar zu sein. Sie haben sich für die Nacht schlafen gelegt, und der Politoffizier hatte entweder die Wache, oder er ist wieder aufgestanden, nachdem die anderen eingeschlafen waren. Er hat die Reihe abgeschritten und die Mitglieder seiner Besatzung methodisch ermordet. Dann ist er hierher zurückgekehrt, um den Kommandanten des Flugzeugs zu töten. Das Problem bestand darin, dass sich die Wirksamkeit eines Schalldämpfers mit jedem durch ihn abgegebenen Schuss abschwächt, und die letzte Kugel muss eine Winzigkeit zu viel Krach gemacht haben.«
    »Verdammt noch mal, Val, aber warum?«

    »Befehle, Jon. Hier müssen Befehle ausgeführt worden sein, und diese Befehle wurden dem Mitglied der Besatzung erteilt, das dem Willen der Kommunistischen Partei fanatisch genug ergeben war, um erst einen Massenmord und dann Selbstmord zu begehen.«
    Smiths Augenbrauen schossen

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