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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Jon«, sagte Valentina in einem ruhigen Tonfall. Sie stellte sich neben Smith und hatte ihre Stimme und ihre Wut wieder unter Kontrolle. »Der Alternativplan der Russen läuft jetzt auf Hochtouren. Sie können uns nicht erlauben, diese Höhle lebend zu verlassen.«
    Der Lauf der Beretta richtete sich mit einem Ruck auf sie. »Das ist nicht … Es wird sich eine Lösung finden lassen … Eine andere Möglichkeit …« Smyslov stieß die Worte durch zusammengebissene Zähne hervor.
    »Es gibt keine andere Möglichkeit.« Valentinas Worte klangen verständnisvoll, fast schon freundlich. »Das wissen Sie selbst. Der Politoffizier der Misha hat seine Sache verpfuscht. Es sind zu viele Spuren zurückgeblieben, die wir nicht finden sollten! Und Ihnen ist es nicht gelungen, zu verhindern, dass wir darauf stoßen. Ich weiß Bescheid, Gregori, und wenn er ein oder zwei Nachschlagewerke zur Verfügung hätte, käme auch Colonel Smith von selbst dahinter. Wir müssen sterben, genauso wie diese armen Kerle hier in dieser
Höhle sterben mussten. Es gibt keine andere Möglichkeit, das Geheimnis zu bewahren.«
    Smyslov antwortete ihr nicht.
    »Da ich es ohnehin rauskriegen würde, könnt ihr es mir doch eigentlich auch gleich sagen. Was haltet ihr davon?«, fragte Smith, ohne die im Gegenlicht kaum erkennbaren Gesichtszüge des Russen aus den Augen zu lassen.
    »Ja, warum eigentlich nicht?«, erwiderte Valentina. »Es lässt sich alles auf die Angriffsdoktrinen der sowjetischen Fernfliegerkräfte während der frühen Jahre des Kalten Krieges zurückführen …«
    Die Mündung der Waffe hob sich. »Seien Sie still, Professor!«
    »Es ist sinnlos, den Colonel unwissend sterben zu lassen, Gregori.« Valentinas Tonfalls klang fast nach einem Geplänkel und doch schwang Schärfe darin mit. »Schließlich werden Sie ihm in Kürze an Ort und Stelle eine Kugel in den Kopf jagen.«
    Sie warf Smith einen Blick zu. »Erinnerst du dich noch daran, Jon, wie ich dir gesagt habe, sämtliche Missionen der Amerikabomber müssten notgedrungen Einsätze ohne Wiederkehr gewesen sein? Die Reichweite der Tu-4 Bull hätte es ihr mit Mühe und Not erlaubt, über die Polarroute Ziele im Norden der Vereinigten Staaten zu erreichen, aber sie hatten nicht genug Treibstoff für den Rückflug. Die Besatzungen hätten mit Fallschirmen über den Vereinigten Staaten abspringen müssen, nachdem sie ihre Bombenlast abgeworfen hatten.
    Deshalb haben die Sowjets beschlossen, aus der Not eine Tugend zu machen. Die Besatzungen der Amerikabomber haben eine Spezialausbildung erhalten. Ihnen wurde beigebracht, wie man idiomatisches amerikanisches Englisch spricht. Sie wurden durch die vom KGB nachgebaute Attrappe einer amerikanischen Stadt geschleust, um sich an die Nuancen des westlichen Lifestyle zu gewöhnen, und sie wurden in Spionage- und Sabotagetechniken eingewiesen.
    Es war geplant, dass sich die überlebenden sowjetischen Besatzungsmitglieder
in die Massen von Flüchtlingen einreihen sollten, die sich in den Wirren nach einem massiven ABC-Angriff auf die Vereinigten Staaten zwangsläufig bilden würden. Wenn sie erst einmal vor Ort waren, sollten sie spionieren, defätistische Propaganda verbreiten und Sabotageakte durchführen, um den Tag des sowjetischen Triumphs schneller herbeizuführen. Habe ich das richtig dargestellt, Gregori?«
    Sie erhielt keine Antwort.
    »Und was ist mit der Brieftasche und der Zivilkleidung?«, hakte Smith nach.
    »Das gehört alles dazu, Jon. Solche Details hat der KGB peinlich genau genommen. Den Besatzungsmitgliedern wurden in Amerika hergestellte und dort erworbene Kleidungsstücke, echtes amerikanisches Geld und hervorragend gefälschte Ausweispapiere ausgehändigt. Ihre Tarnung wurde abgerundet durch die belanglosen Kleinigkeiten, die ein Mensch gewohnheitsmäßig in seiner Brieftasche oder in einer Hosentasche mit sich herumträgt.«
    »Aber ein Problem gab es.« Valentinas ruhige Stimme wirkte nahezu hypnotisch. »Und zwar die irrsinnige Paranoia, die im stalinistischen Russland geherrscht hat. Die Partei und das Präsidium des Obersten Sowjet wussten, dass ein beträchtlicher Prozentsatz der Bevölkerung, darunter auch Mitglieder der elitärsten militärischen Verbände, keinen größeren Wunsch auf Erden hatte als den, in den Besitz von Zivilkleidung und Papieren zu gelangen, die sie als alles andere auswiesen, nur nicht als sowjetische Staatsbürger … und anschließend freie Bahn zu einer unbewachten Grenze zu

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