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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Lichtstrahls schwenkte sie scharf nach links ab. Eine Agram Maschinenpistole begann ihr zorniges Schreibmaschinenklappern, doch der Schütze feuerte blind drauflos und versprühte seine Munition wüst in die Nacht.
    Randi wechselte wieder die Richtung und rannte vom Lager fort. In dem Schneetreiben wurden die Lichter der Baracken schnell unscharf und verschwammen bis zur Unkenntlichkeit. Sie hatte sie abgehängt! Keuchend blieb sie stehen, entwirrte mühsam das gestohlene Hemd und das Sweatshirt und schüttelte die Glasscherben heraus. Dann zog sie die Sachen als zusätzlichen Schutz über ihre Skikleidung. Schon jetzt fühlte sie die beißende Kälte. Auch mit den zusätzlichen Sachen war sie nicht genügend gegen die nächtliche Kälte geschützt. Bei weitem nicht.
    Sie riss die Schöße des Flanellhemds ab, band sie sich als improvisierte Schneemaske vors Gesicht, zog die viel zu langen Ärmel über ihre bereits schmerzenden Hände und sah sich in der trostlosen, nahezu undurchdringlichen Schwärze um. Der Wind würde ihr Kompass sein. Sie würde sich nach Norden wenden und versuchen, auf Jon und Valentina zu stoßen.
    Es gab keine andere Möglichkeit. Ihre einzige Chance bestand
darin, ständig in Bewegung zu bleiben und irgendwie die anderen zu finden. Sie ging davon aus, dass der Rest ihres Teams von der Absturzstelle heruntergekommen war und festgestellt hatte, dass die Forschungsstation eingenommen worden war. Also würden sie vermutlich umkehren und auf dem zentralen Felsgrat der Insel Deckung suchen, wo sie sowohl Schutz vor dem Wind finden als auch das Lager unter Beobachtung behalten konnten. So, wie sie Jon kannte, war anzunehmen, dass er versuchen würde, im Lauf der Nacht möglichst nah an das Lager heranzukommen, um die Identität der Landungstruppe in Erfahrung zu bringen und herauszufinden, was aus ihr und Trowbridge geworden war.
    Ihre Chancen standen nicht gut. Wenn ihre Teamgenossen nicht von der Absturzstelle heruntergekommen waren oder wenn sie die drei nicht finden konnte, würde sie noch vor dem Morgen sterben. Aber der Tod hier draußen erschien ihr sauberer und stolzer als der Tod dort drinnen. Randi schlang ihre Arme eng um sich, um möglichst viel Körperwärme zu bewahren, und trat ihren langen, mühsamen Fußmarsch durch den an Heftigkeit zunehmenden Schneesturm an.
     
    Die Kälte, die durch das eingeschlagene Fenster strömte, zog durch die Schlafbaracke wie der Hauch des Todes. Im grellen weißen Licht der Gaslampe bot Stefan Kropodkins nackter Körper mit dem blutigen, zerstörten Gesicht einen außerordentlich abscheulichen und grotesken Anblick. Kretek zerrte den Schlafsack aus der Koje und deckte seinen Neffen zu.
    Seine Männer standen betreten da. Ihre Gesichter waren ausdruckslos, doch in ihre funkelnden Augen war ein unterdrückter Anflug von Furcht getreten. Jemand hatte ihrem Anführer etwas weggenommen. Das konnte er nicht ausstehen, noch nicht einmal in wesentlich belangloseren Fällen, und dementsprechend reagierte er darauf.
    Kretek starrte den verhüllten Leichnam zu seinen Füßen an.
Die einzige Verbindung, die ihm noch zu dem geblieben war, das sich Familie nannte. In den Kulturen des Balkans war der Familiensinn ausgeprägt und lebte sogar in einer schwarzen Seele wie seiner weiter.
    Er war ein Dummkopf gewesen. Er hatte den Fehler gemacht, die Blondine nicht als Bedrohung, sondern als einen Leckerbissen anzusehen, wie ein Stück Schokolade, das man beiläufig im Vorübergehen verspeist. Stattdessen war sie eine Zeitbombe gewesen, die nur auf einen günstigen Augenblick gewartet hatte, um in die Luft zu gehen.
    Er konnte die Zeichen deuten. Zu einem mit Bedacht gewählten Zeitpunkt hatte sie sich losgerissen, Stefan wie eine Küchenschabe zerquetscht und war geflohen. Sie war ein Profi im gefährlichsten Sinne des Wortes, und Kretek hatte sich von einem hübschen Frätzchen und einem Paar netter Titten blenden lassen.
    Stefans Hand schaute unter dem Schlafsack heraus, die Finger flehentlich gekrümmt, eine inständige Bitte, gerächt zu werden.
    »Findet diese Hure.« Kreteks Worte kamen als ein knurrendes Flüstern heraus. »Raus mit euch. Findet sie. Keiner von euch wird jemals wieder diese Insel verlassen, wenn ihr sie mir nicht lebend zurückbringt. Habt ihr gehört? Lebend!«
    Vlahowitsch, sein Stellvertreter, zögerte nur einen Moment, bevor er sagte: »Wird gemacht, Anton. Kommt mit, ihr alle. Lasst uns eine Suchaktion organisieren. Bei diesem Wetter wird

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