Arktis-Plan
Pfostens einrasteten, und die Finger ihrer linken Hand hielten den Stoff fest, mit dem sie ihr rechtes Handgelenk gepolstert hatte.
Kropodkin stieß sich brutal in sie, und ihr Schmerz und ihre Wut näherten sich dem kritischen Punkt und explodierten. Die Haut zerriss, als sie ihre rechte Hand mit einem heftigen Ruck aus der gelockerten Handschelle befreite.
Kropodkin ging ganz und gar in der sinnlichen Sanftheit ihres hingestreckten Körpers und der Brutalität seiner Vergewaltigung auf, und daher erkannte er nicht, was Randis ruckartige Bewegungen zu bedeuten hatten. Sie befreite sich vollends aus ihrem Pullover und dem langärmeligen Unterhemd und ließ die Kleidungsstücke zu Boden fallen. Dann schnellte ihre linke Hand hoch, die immer noch durch die Handschellen behindert wurde, packte Kropodkins schlaffes Haar und riss seinen Kopf zurück.
»Ich habe es dir ja gesagt.« Dieses Flüstern war das Letzte, was er hörte. Dann versetzte Randi Russells Kropodkin mit der Rechten einen Handballenstoß unter die Nase, der ihm die Knorpel in die Frontallappen des Gehirns trieb und ihn auf der Stelle tötete.
Randi fühlte das Blut über ihre Hand strömen, während die Todeskrämpfe Kropodkins Körper durchzuckten. Sie rollte ihn auf den Fußboden und hielt ihn dabei in einer unbeholfenen Umarmung, um das Geräusch seines Aufpralls zu dämpfen. Sich aus ihren Handschellen zu befreien und ihren Möchtegernvergewaltiger zu töten, hatte kein großes Problem dargestellt. Das eigentliche Problem bestand darin, zu verschwinden, während keine drei Meter von ihr entfernt hinter einer Falttür aus kaum mehr als Pappkarton ein Dutzend bewaffneter Männer saßen. Es war nur eine Frage der Zeit, eine Frage von wenigen Augenblicken, bis sie merkten,
dass hier etwas nicht stimmte. Sie täuschte einen gequälten, wimmernden Aufschrei vor, um ein paar zusätzliche Sekunden zu schinden, während sie das Blut von ihrer Hand wischte. Hastig zog sie sich wieder an. Für die Kälte draußen würde ihre Kleidung nicht genügen. Bestimmt befanden sich weitere Kleidungsstücke in den Wandschränken, aber sie hatte keine Zeit, im Dunkeln dort herumzukramen.
Im Hauptraum der Schlafbaracke verklangen die Stimmen und das Gelächter und jemand, Kretek, rief Kropodkin eine Frage zu.
Sie musste sofort verschwinden. Kropodkin hatte ein schweres Flanellhemd und darüber ein Sweatshirt mit Kapuze getragen. Da ihre Augen daran gewöhnt waren, sich in der Nacht zurechtzufinden, konnte sie erkennen, wo die Kleidungsstücke achtlos auf den Boden geworfen worden waren. Mit diesen Sachen würde sie sich begnügen müssen. Für einen Sekundenbruchteil spielte sie mit dem Gedanken, sich die Schlafsäcke in den Kojen zu schnappen. Aber das brachte nichts. Sie waren zu unhandlich. In diesen allerersten kritischen Momenten der Flucht würden sie ihr im Weg sein und ihr Vorankommen behindern.
Die Frage aus dem angrenzenden Raum wurde wiederholt, diesmal schärfer. Randi hob Kropodkins Kleidungsstücke auf und packte dann den Tragegriff des Kassettenrekorders auf dem Wandschrank. Sie schwang das Gerät mit all ihrer Kraft und durchschlug damit die schwere Thermopanscheibe im Fenster der Schlafbaracke.
Am Esstisch knallten Stühle auf den Boden.
Randi warf Kropodkins Hemd und Sweatshirt als Schutz gegen die Glasscherben über den unteren Rand des Fensterrahmens und rollte sich darüber. Hinter ihr wurde die Falttür aufgerissen.
Die Kälte draußen traf sie mit der Wucht einer Explosion, Eisnadeln bohrten sich in ihr Gesicht. Jetzt hing alles von eben dieser Kälte ab. Wenn die Schneekruste in der Nacht fest genug gefroren war, um ihr Gewicht zu tragen, würde sie überleben. Wenn sie
durch die Schneekruste brach und in einer Schneewehe versank, würde sie sterben. Sie sprang hastig auf, drückte Kropodkins Hemd und sein Sweatshirt an sich und rannte in den Schutz der Dunkelheit hinaus.
Sie hörte aufgebrachte Rufe und begann, einen Zickzackkurs einzuschlagen, ohne langsamer zu laufen. Der Strahl einer Taschenlampe spießte sie auf, und jemand schoss durch das Fenster ein Magazin leer. Einschlagende Kugeln ließen um ihre Füße herum Schnee aufsprühen. Sie konnte nur beten, dass sich keiner von denen dort drinnen eine Maschinenpistole geschnappt hatte!
Ihre Stiefelspitze brach durch die Eiskruste und einen grässlichen Moment lang kam sie ins Stolpern; dann fand sie ihr Gleichgewicht wieder und rannte weiter. Außerhalb der Reichweite des
Weitere Kostenlose Bücher