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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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sie nicht weit kommen. Bewegt euch!«
    Anton Kretek sagte kein weiteres Wort, während sich seine Männer ausrüsteten, um die Suche zu beginnen. Er war in Gedanken nicht bei der Sache, denn er plante bereits, was er der Frau mit dem goldenen Haar antun würde, wenn sie ihm vorgeführt wurde.

Kapitel sechsunddreißig
    Auf dem vergletscherten Bergsattel
     
     
    Jon Smith hörte das Getöse der Explosion hinter ihnen, einen dumpfen Schlag, der in dem böigen Sturm nur schwach zu vernehmen war. Da der Wind direkt vom Pol kam und in ihrer exponierten Lage durch nichts abgebremst wurde, war die Kälte klirrend. Dennoch sah Smith diesen Wind und die Eispartikel, die er vor sich her trieb, heute Nacht als Verbündete an. Sie würden ihren Verfolgern die Sicht erschweren und die Spuren der Steigeisen seines Trupps von der Gletscheroberfläche scheuern.
    Dazu kam noch, dass der Mensch unterbewusst dazu neigte, den einfacheren Pfad zu wählen und einer direkten Konfrontation mit diesem eisigen Luftstrom auszuweichen, indem er ihm den Rücken kehrte. Dementsprechend würde Smith seinen Feinden das instinktive Verhalten überlassen, wogegen er und seine Leute den stürmischen Winden die Stirn bieten würden.
    »Unsere Freunde haben ihre Handgranate zurückbekommen«, bemerkte Valentina. Sie war ein Schatten am Ende des Sicherungsseils, und ihre Worte wurden durch ihre Schneemaske gedämpft.
    »Es klingt ganz so«, erwiderte Smith. »Wir sollten besser in Bewegung bleiben. Jetzt werden sie nicht allzu gut auf uns zu sprechen sein.«
    »Vorher mochten sie uns auch schon nicht besonders, Jon. Wir gehen immer noch in nordwestlicher Richtung. Sollten wir uns nicht nach Süden wenden, um auf den markierten Pfad zu gelangen, der zur Forschungsstation zurückführt?«
    »Wir müssen diesen Pfad unter allen Umständen meiden. Vermutlich
kennen die Russen ihn. Sie werden versuchen, uns den Weg abzuschneiden, oder zumindest hoffe ich, dass sie es tun werden.«
    »Wohin gehen wir denn dann?«
    »Zur Forschungsstation. Aber wir nehmen die malerische Strecke. Wir werden auf der Nordseite der Insel absteigen und uns dann am Ufer halten.«
    »Äh, Jon, entschuldige bitte, aber heißt das nicht, dass wir als Pioniere einen bahnbrechenden Abstieg von rund sechshundert Metern über bröckeliges Gletschereis und blanken, steil abfallenden Fels bei Nacht und noch dazu in einem verfluchten Schneesturm vornehmen?«
    »In etwa.«
    Valentinas Stimme wurde schriller. »Und du willst diesen Abstieg wirklich mit einem absoluten Kletterneuling, also mir, und einem gefesselten Gefangenen angehen?«
    Das dritte Mitglied des Trupps hatte dem nichts hinzuzufügen. Major Smyslov stand stumm neben ihnen, die Hände vor sich gefesselt und das Sicherungsseil an die Gurte seines Rucksacks geknotet.
    »Sieh das Positive daran, Val«, erwiderte Smith. »Die Russen werden niemals auf den Gedanken kommen, dass wir diesen Versuch unternehmen könnten.«
    »Mit gutem Grund!«
    »Es ist ja nicht so, als hätten wir viele Wahlmöglichkeiten. Val, du übernimmst die Führung und ich den mittleren Platz. Je tiefer wir an der Nordseite des Bergsattels hinuntersteigen, desto brüchiger und heimtückischer wird das Eis werden. Falls sich unter dir eine Gletscherspalte öffnen sollte, kann ich dich sichern und rausziehen.«
    »In Ordnung, aber demjenigen, der auf den Gedanken gekommen ist, Damen grundsätzlich den Vortritt zu lassen, wünsche ich die Krätze an den Hals.«

    Smith drehte sich zu seinem Gefangenen um. »Major, ich verlasse mich darauf, dass Ihre Suizidtendenzen nicht so ausgeprägt sind wie die des Politoffiziers der Misha. Falls Sie also die Versuchung verspüren sollten, auf Gletscherspalten oder Felsvorsprüngen von hinten zu rempeln …« Smith zog das Sicherungsseil mit einem kräftigen Ruck straff. »Wohin auch immer wir gehen, Sie kommen mit.«
    »Das ist mir durchaus klar, Colonel.« Smyslovs Gesicht war im Dunkel seiner Kapuze nicht zu sehen, und in seiner Antwort drückte sich keinerlei Gefühlsregung aus.
    »Na dann mal los.«
    Sie nahmen den Weg über den Gletscher langsam und vorsichtig in Angriff. In dem heftigen nächtlichen Schneetreiben tendierte die Sicht gegen Null. Valentina tastete sich besonnen Schritt für Schritt voran und prüfte ständig mit der Spitze ihres Eispickels den Untergrund vor ihren Füßen. Smith blickte auf die grünen Leuchtziffern der LED-Anzeige seines GPS-Handgeräts, um auf der geplanten Route zu bleiben. Zwischen den

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