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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Beteiligten ist, sich auf die Bedrohung durch das Anthrax zu konzentrieren?«
    Wieder schüttelte Smyslov den Kopf. »Eine solche Flexibilität können Sie vielleicht unter den Befehlshabern der Sondereinheiten Ihrer Armee finden, Colonel, aber nicht im russischen Heer. Beim russischen Militär denken gute Unteroffiziere nicht, sie befolgen Befehle. Und der Anführer dieser Speznas-Einheit ist bestimmt ein sehr guter Unteroffizier.«
    »Was ist mit Ihnen, Major?«, warf Valentina ein, während sie einen Putzstock in den Lauf der Winchester schob. »Sie machen sich doch auch Ihre eigenen Gedanken.«
    Smyslov lächelte matt und zuckte die Achseln. »Meine Liebe, vielleicht bin ich gar kein so guter Offizier des russischen Militärs. Aber davon mal ganz abgesehen – gestern haben Sie dieser Speznas-Einheit die Hölle heiß gemacht und ihren Kommandanten gedemütigt. Er wird nicht gut auf Sie zu sprechen sein.«
    »Das kann ich ihm nachfühlen.« Smith ließ die Kappe des Transponders müßig aufschnappen und schloss sie mit dem Daumen wieder, während sich seine Augen durch den grünen Lichtschein im Innern der Höhle bewegten und eine Bestandsaufnahme dessen machten, was ihm zur Verfügung stand.
    Randi war in Gedanken ebenfalls mit einer Inventur beschäftigt. Zwei Gewehre, eine Pistole, vielleicht zweihundertfünfzig Schuss Munition und eine Kampftruppe von vier Personen, von denen eine durch Kälte und Erschöpfung ausgeschaltet war und eine andere durch widersprüchliche Interessen behindert wurde. Von einer beeindruckenden Streitmacht konnte wohl kaum die Rede sein.
    »Nun, Sergeant«, hörte sie Smith leise murmeln. »Wenn ich das hinkriege, werden Sie vermutlich sagen, ich hätte gelernt, wie man den Befehl führt.«

    »Was hast du gerade gesagt, Jon?«, erkundigte sich Randi verwundert.
    »Nichts.« Das wiederholte Klicken und Zuschnappen der Kappe des Feuerzeugs hallte durch das Höhleninnere.
    Valentina setzte den Verschluss wieder in die Modell 70 ein. »Ich habe mir was Hübsches ausgemalt«, sagte sie. »Wenn Kretek und seine Leute an der Unfallstelle eintreffen, spazieren sie vielleicht genau wie wir in einen russischen Hinterhalt.«
    »Das ist wirklich eine reizvolle Vorstellung«, erwiderte Smith. »Nur sind unsere Freunde, denen wir oben am Wrack begegnet sind, jetzt wahrscheinlich meilenweit von der Unfallstelle entfernt und machen Jagd auf uns.«
    Wieder trat Stille ein, nur von dem rhythmischen Klicken der Kappe des Feuerzeugs durchbrochen. Dann riss das Geräusch plötzlich ab. Smith hatte den Daumen noch ausgestreckt. Lange Zeit saß er totenstill da und starrte gebannt ins Nichts.
    »Jon, was ist los?«
    Die Kappe des Feuerzeugs schnappte ein letztes Mal nachdrücklich zu, und auf Smiths Züge trat wieder die gewohnte konzentrierte Verschlossenheit. »Randi, glaubst du, du kannst dich von der Stelle bewegen?«
    Sie setzte sich im Schlafsack auf. »Wo auch immer du mich brauchst – ich schaffe es zu Fuß dorthin.«
    »Also gut. Major, lassen Sie uns die Ausrüstung aufsammeln und einpacken. Ich will in zehn Minuten von hier aufbrechen. Wir müssen sorgsam unsere Posten beziehen. Meine Damen, ich möchte Sie um einen Gefallen bitten. Wenn Sie sich anziehen, dann tauschen Sie Ihre Oberbekleidung miteinander, Randis gegen Vals. Verstanden?«
    »Sie haben einen Plan, mein guter Colonel.« Es war keine Frage, sondern eine klare Aussage. Valentinas Augen leuchteten vor Neugierde.
    »Ganz ausgeschlossen ist das nicht, meine gute Professorin. In
der Bibel steht geschrieben, ein Mann könnte nicht zwei Herren zur gleichen Zeit dienen. Aber, verdammt nochmal, es wird dort mit keinem Wort erwähnt, dass man nicht gegen zwei Feinde zur gleichen Zeit kämpfen kann.«

Kapitel sechsundvierzig
    Über dem Nordpolarmeer
     
     
    Das Muster des Packeises unter ihnen und die brodelnden Kumuluswolken über ihnen waren frostweiß, das Meer und der Himmel dagegen schillerten stahlblau. Die MV-22 Ospreys holperten und ruckten immer wieder wie schwer beladene Lastwägen auf einer Straße mit Schlaglöchern. Die Sturmfront war vorübergezogen, doch die Turbulenzen hatten sich noch nicht ganz gelegt.
    Das Tankflugzeug hielt seinen Kurs vor und über den Ospreys, und Major Saunders pirschte sich an den Fangtrichter heran, der aus der Spitze der Tragfläche des größeren Flugzeugs herausragte. Es war ein außerordentlich präzises Fluggerät. Da die Triebwerkgondeln an den Enden der Tragflächen während des Fluges

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