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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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horizontal gestellt waren, musste man aufpassen, dass der federballförmige Trichter nicht in den Propellerbereich der Osprey geriet. Das Resultat wäre, um es gelinde auszudrücken, spektakulär gewesen.
    Das immer wieder auftretende Rucken durch Luftlöcher und die Treibstoffanzeige, die deutlich gegen Null sank, erhöhten die Herausforderung. Saunders hatte seinem Flügelmann beim Tanken den Vortritt gelassen, und es hatte den zweiten VTOL mehr als zwanzig Minuten gekostet, die Sonde in den Korb zu fliegen. In der Zeit hatte Saunders den größten Teil seiner kärglichen Treibstoffreserven aufgebraucht.
    Die lange Auftanksonde ragte oben aus dem Cockpit der Osprey heraus wie das Horn eines Hightech-Einhorns. Erneut richtete der Leiter des Air Commando diese Sonde aus, um sie auf eine Höhe mit der ruckenden, flatternden Öffnung des Trichters zu bringen, wie ein Jäger aus der Steinzeit, der seinen Speer anlegte und
sein Ziel anpeilte. Die Knöchel seiner Hände, die auf dem Steuerknüppel und den Gashebeln lagen, waren weiß, als er den Moment abwartete, in dem sein Ziel stillhalten würde. Der Augenblick kam, und er schob die Gashebel nach vorn.
    Diesmal glitt die Sonde geschmeidig in den Trichter und rastete ein. Somit war die Verbindung zwischen dem nach Treibstoff dürstenden VTOL und dem Tankflugzeug hergestellt. Unter der Tragfläche der großen MC-130 schalteten die Lichter der Betankungsanlage auf Grün. »Treibstoff wird übergeben«, teilte Saunders’ Kopilot mit.
    Saunders atmete genüsslich aus. Kerosin strömte in seine Treibstofftanks, und jetzt konnte er sich ein Minimum an Entspannung gönnen.
    »Wie kommen wir voran?«, rief er dem Navigator zu, der vor seiner GPS-Konsole kauerte.
    »Wie geplant, Sir«, erwiderte der Navigator. »Jetzt sind wir am Ende der Schlechtwetterfront vorbei und wenden uns demnächst nach Osten.«
    »Geschätzte Ankunftszeit?«
    »Vielleicht noch drei Stunden bis zur Landung, Sir. Es hängt von den Windverhältnissen ab.«
    »Drei Stunden.«
    »Ich habe vor ein paar Minuten erfolgreich Kontakt zu dem Eisbrecher aufgenommen, Major«, bemerkte Saunders’ Kopilot. »Die von der Küstenwache melden klares Wetter, aber von der Insel haben sie noch nichts gehört. Ich frage mich, was wir dort vorfinden werden.«
    »Vielleicht überhaupt nichts mehr, Bart. Genau das macht mir Sorgen.«

Kapitel siebenundvierzig
    Auf dem vergletscherten Bergsattel
     
     
    Der russische Sprengstoffexperte kauerte im Höhleneingang, betrachtete die Lavadecke und die Sprengladungen, die er dort angebracht hatte, und überprüfte noch einmal ihre Platzierung. Er hatte ausdrückliche Befehle erhalten. Er musste den Höhleneingang in einer Form zum Einsturz bringen, die einen natürlichen Steinschlag vortäuschte. Das stellte eine interessante technische Herausforderung dar, denn die Felsbrocken mussten so fallen, dass die Außenseite des Gesteins keine Spuren von Sprengstoff aufwies. Lieutenant Tomaschenko hatte ausdrücklich darauf beharrt, und heute war kein guter Tag, um seinen Vorgesetzten im Stich zu lassen.
    Zufrieden kniete sich der Sprengstoffexperte hin und klemmte eine elektrische Zündkapsel an das gespleißte Bündel Sprengschnüre. Einige der Schnüre führten zu Ladungen an der Decke; andere führten tiefer in die Höhle hinein.
     
    Pavel Tomaschenko spürte, wie sich unter seinem Parka kalter Schweiß auf seinem Rücken bildete. Das lag nur zum Teil an dem goldenen Sonnenball, der über dem Horizont im Süden hing. Er stand dicht davor, den Fehlschlag seiner Mission eingestehen zu müssen. Wie ein Torwart beim Eishockey, der den Puck an sich vorbei und ins Tor schlittern sieht, streckte er sich, um den Puck doch noch aufzuhalten, obwohl es dafür eigentlich schon zu spät war.
    Er, sein Funker und das zweite Mitglied seines Sprengtrupps standen etwa fünfzig Meter vom Eingang der Höhle entfernt, in der die Besatzung der Misha ihr Notlager eingerichtet hatte und in der sich die Amerikaner verschanzt hatten, draußen auf dem Gletscher.
    Allein schon der Umstand, dass sie am helllichten Tage draußen auf dem Gletscher standen, ohne sich zu verbergen, war ein Eingeständnis der Krisensituation. Wie jede andere militärische Spezialeinheit waren die Speznas an größte Geheimhaltung und die Arbeit im Verborgenen gewöhnt, und zwar so sehr, dass es ihnen in Fleisch und Blut übergegangen war, nach Möglichkeit unsichtbar zu sein. Aber Tomaschenko musste auf den Schutz der Nacht und des

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