Arktis-Plan
achtzigsten Breitengrad.«
»Sobald der Himmel klar ist, wird Kretek sich das Anthrax holen«, sagte Randi.
Bei einem dürftigen Frühstück, bestehend aus Tee und Energieriegeln, hatten sie und die anderen sich über die Ereignisse am Unfallort der Misha und in der Forschungsstation ausgetauscht. Endlich hatten sie ein komplettes Bild von den Geschehnissen.
Nur war dieses Bild nicht gerade verlockend. Valentina packte die Utensilien zum Reinigen ihrer Waffe aus und legte sich die Modell 70 quer über die Knie. »Was werden wir dagegen unternehmen, Jon?«, sagte sie, während sie den Verschluss öffnete und die Patronen aus dem Patronenlager fallen ließ.
»Das ist eine hervorragende Frage. Wir haben es dort draußen mit zwei feindlichen Horden zu tun, die uns beide an Feuerkraft überlegen sind und beide ihre ureigenen Gründe dafür haben, uns ohne Warnung niederzuschießen.«
Smith zog den Reißverschluss seiner Ärztetasche zu und ließ sich wieder an die Eiswand sinken. »Eine tragfähige Strategie besteht darin, gar nichts zu unternehmen. Hier sind wir gut verborgen und geschützt, und der Sturm der letzten Nacht muss unsere Spuren restlos verwischt haben. Außerdem haben wir schon zu lange keinen Kontakt mehr aufgenommen. In Alaska hat eine mobile Kampftruppe in Bereitschaft gestanden und ist wahrscheinlich in diesem Moment schon unterwegs zu uns. Wenn wir uns in den nächsten Stunden nicht vom Fleck rühren und uns ruhig verhalten, stehen die Chancen gut, dass wir erst nach dem Eintreffen der Kavallerie entdeckt werden.«
Randi stützte sich auf einen Ellbogen. »Aber damit überlassen wir Kretek das Anthrax. Er rechnet mit dem Eintreffen von Verstärkungstruppen. Das hat er in seine Planung einbezogen. Ich habe seine Leute darüber reden hören. Unter Berücksichtigung der Wetterverhältnisse und der Flugstrecken hat er sich ausgerechnet, dass er es schafft, zu dem Wrack zu gelangen, den Behälter mit dem Biokampfstoff rauszuholen und von dort zu verschwinden, bevor ihm jemand in die Quere kommen kann. Und wenn man bedenkt, wie gut er für dieses Vorhaben ausgerüstet ist, glaube ich, er hat ziemlich gute Chancen, es zu schaffen.«
Smith nickte. »Dieser Einschätzung schließe ich mich an. Wenn Kretek aufgehalten werden soll, sind wir diejenigen, die dafür sorgen müssen.«
Smith lehnte sich zurück und fischte einen silbernen Gegenstand aus einer seiner Taschen. Es war Smyslovs Feuerzeug, das zugleich als Transponder diente. »Major, jetzt habe ich eine Frage an Sie. Könnten Sie Ihre Speznas für unser Vorhaben gewinnen und auf unsere Seite ziehen? Wäre es möglich, sie angesichts der Gefahr, dass dieses Anthrax Terroristen in die Hände fällt, dazu zu bringen, dass sie uns gegen Kretek und seine Leute beistehen?«
Ein Ausdruck, der an Verzweiflung grenzte, huschte über das Gesicht des Russen. »Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, Colonel. Aber in den Augen meiner Regierung sind die Biokampfstoffe an Bord der Misha absolut zweitrangig im Vergleich dazu, den Vorfall Fünfter März geheim zu halten. Das wurde mir bei meiner Einsatzbesprechung überdeutlich klar gemacht. Der Anführer der Speznas hat zweifellos von höherer Stelle entsprechende Befehle erhalten. Ich bin nicht befugt, diese Befehle zu widerrufen, und das wird dem Kommandanten der Truppe klar sein. Er wird Sie und Ihr Wissen und nicht etwa das Anthrax als die größte Bedrohung ansehen.«
»Könnte man diese Befehle abändern lassen?«, hakte Smith beharrlich nach.
Der Russe schüttelte den Kopf. »Kurzfristig ist das völlig ausgeschlossen, und wahrscheinlich ist es ohnehin unmöglich. Ich müsste Kontakt zu den Speznas aufnehmen, und dann würde ich ein Treffen mit dem U-Boot vereinbaren müssen, das sie hierher transportiert hat, um Zugang zu einem globalen Kommunikationssystem zu haben. Dann würde ich meine Vorgesetzten davon überzeugen müssen, eine Sicherheitspolitik aufzugeben, die schon seit fünfzig Jahren verfolgt wird.« Smyslov verzog sein Gesicht zu einem bitteren Lächeln und zuckte die Achseln. »Selbst wenn ich dieses Wunder irgendwie zustande brächte, wäre Kretek bis dahin mit dem Anthrax längst auf und davon. Und aller Wahrscheinlichkeit nach wären auch Sie und die Damen längst tot.«
»Wie wäre es damit, auf der taktischen Ebene vorzugehen und
Ihre Regierung aus dem Spiel zu lassen? Wie stehen unsere Chancen, den Anführer Ihrer Leute davon zu überzeugen, dass es im Interesse aller
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