Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
Vom Netzwerk:
langsamer, als sie sich durch die Fahrrinne von Mare Island vorantastete, mit den grellen Lichtern von Vallejo auf der rechten und den vereinzelten Laternen der alten Marinewerft von Mare Island auf der linken Seite. Die starken turbinenbetriebenen Dieselmotoren wurden grollend in den Leerlauf heruntergefahren, und der Katamaran tauchte tiefer ins Wasser ein. Sie steuerten auf die Schiffe am Kai zu, und die Flutlichter des Fährhafens drangen grell durch die Windschutzscheibe.
    Der Vorortzug-Vergewaltiger konzentrierte sich. Jetzt war es an der Zeit für den letzten Akt.
    Er blieb so weit zurück, dass er seine Beute gerade noch im Auge behalten konnte, als sie die Rampe hinunterliefen und das große achteckige Abfertigungsgebäude links liegen ließen. Er wusste genau, wohin sie ging. Sein gemieteter Kleintransporter stand bereits neben ihrer taubengrauen Lincoln LS Limousine auf dem hintersten Parkplatz für Fährenbenutzer. Als sie die Lichter der Halle hinter sich gelassen hatten, blieb er kurz stehen, um hastig das Teppichmesser und das Klebeband in die Taschen seines Jacketts zu packen und seine Einkaufstüte in eine Mülltonne zu stopfen. Den Kassenzettel ließ er in der Tüte. Sollte die Polizei ruhig Jagd auf diesen Yuppie-Pendler machen; in wenigen Stunden würde er sich in Luft auflösen.
    Vielleicht würde er als Nächstes in die Rolle eines Adventisten des Siebenten Tages schlüpfen.
    Seine Beute überquerte jetzt die weite Asphaltfläche des nunmehr leeren Parkplatzes. Das Einzige, was ihr Los hinauszögern konnte, war die Gegenwart eines unerwarteten Zuschauers. Doch die Umgebung war äußerst günstig. Einige wenige Autofahrer rasten vorbei, ohne auf sie zu achten, und ein kleines Grüppchen von erschöpften Arbeitern drängte sich an der Bushaltestelle ein paar
Kreuzungen weiter. Wahrscheinlich würde sogar auf einen Schrei niemand reagieren.
    Er begann zu laufen. Wenn sie ihr Fahrzeug erreicht hatte, wäre er bei ihr. In wenigen Momenten würde sie in dem dunklen Spalt zwischen ihrem Wagen und dem Lieferwagen in ihrer Schultertasche nach den Schlüsseln tasten. Sie würde abgelenkt und ihm schutzlos ausgeliefert sein. Und kurz darauf würde sie mit Klebeband um die Handgelenke, auf dem Mund und um die Knöchel unter einer Decke auf dem Bodens seines Fahrzeugs verborgen sein.
    Aber dann ging die große dunkelhaarige Schönheit an der Fahrertür des Lincoln vorbei. An der vorderen Stoßstange drehte sie sich abrupt um und lehnte sich mit dem Rücken an die Betonmauer, die den Parkplatz umgab. Sie ließ ihre Aktenmappe und ihre Schultertasche auf den Boden gleiten und sah ihm entgegen, die Arme locker vor der Brust verschränkt. In dem schwachen Licht schien sie zu lächeln – ein verächtliches, höhnisches Lächeln.
    »Moralisch gesehen sollte ich die Natur schlicht und einfach ihren Lauf nehmen lassen«, sagte sie mit einer dunklen Altstimme, die ebenfalls vor Hohn triefte, »aber diese Art von Komplikationen in meinem Leben kann ich wirklich nicht gebrauchen.« Ihre Stimme sank um eine Oktave. »Ich werde es daher nur ein einziges Mal sagen. Gehen Sie und lassen Sie mich in Ruhe.«
    Sie … erteilte … ihm … eine Abfuhr. Sie sah ihn und all seine Künste und Anstrengungen als eine Belanglosigkeit an, als etwas, das man wie ein lästiges Insekt verscheuchte. Der tiefe Hass in seinem Inneren begann zu brodeln, und seine abwegigen Gedanken lösten sich in Luft auf.
    Seine Hand fuhr tief in die Tasche, tauchte mit dem Teppichmesser wieder auf und ließ die rasiermesserscharfe Klinge hervorschnellen. Er ging auf sie zu und schleuderte ihr seine ersten gehässigen Schimpfwörter ins Gesicht.
    Sie holte so unmenschlich schnell mit dem Arm aus, dass er die Bewegung nur verschwommen sah. Mit einem leisen, ekligen Geräusch
traf ihn etwas Spitzes in den Unterleib. Im ersten Moment nahm er nur den Schock wahr; dann setzte der unglaubliche glühende Schmerz ein. Instinktiv ließ er das Teppichmesser fallen und wollte seine Hände auf die ungeheuer schmerzende Stelle pressen. Seine Finger schlossen sich über dem schmalen Metallgriff eines Messers, das in seinem Bauch steckte.
    Das … war … nicht … vorgesehen.
    Seine Beine gaben nach, und er sank auf dem rissigen Asphalt auf die Knie. Spitzer Schotter bohrte sich durch seine Hosenbeine, schwache Echos der entsetzlichen Qualen in seiner Körpermitte.
    Der Schmerz lähmte ihn, als er Schritte bedächtig näher kommen hörte. »Entschuldigen Sie

Weitere Kostenlose Bücher