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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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hergestellt hatte, die knappen und prägnanten Anhaltspunkte, die er gegeben hatte – das hatte sich nach einem erfahrenen Feldagenten angehört.
    Ungeduldig zündete er sich eine Camel Filter an, obwohl er nicht dazu aufgelegt war, den hervorragenden amerikanischen Tabak zu genießen. Bald war es soweit für seinen Auftritt.
    Schon jetzt behagte Smyslov dieser Auftrag nicht. Der Job stank nach Verzweiflung, ein Gestank, der in russischen Regierungskreisen derzeit allzu weit verbreitet war. Irgendwo in der Bürokratie von Moskau konnte irgendjemand nicht mehr klar denken, sondern reagierte nur noch.
    Er nahm einen tiefen Zug von der Zigarette. Es stand ihm nicht zu, solche Urteile zu fällen.
    Das weiße Fahrzeug bog von der Straße ab und rollte unter der Markise des Hotels aus. Das Nummernschild und die Personen im Wagen entsprachen der Beschreibung, die man ihm gegeben hatte. Smyslov schnippte die Zigarette auf den Boden und trat sie mit dem Absatz seines schweren Schuhs besonnen aus. Gleich würde er wissen oder sich zumindest eine Vorstellung davon machen können, wo die Amerikaner standen und wie argwöhnisch sie waren.
    Smyslov nahm seine Tasche und ging auf den Wagen zu.
    Fünf Minuten später wusste Smyslov in der Tat, woran er war, und jede Hoffnung, die Amerikaner könnten den Russen ihre Version der Bruchlandung der Misha 124 in aller Naivität abnehmen, ohne sie zu hinterfragen, war unwiderruflich verloren. Nicht nur er spielte mit falschen Karten, sondern alle anderen auch.
    Die beiden Frauen mochten zwar aussehen wie amerikanische Mannequins, aber sie waren mit absoluter Sicherheit etwas ganz anderes. Die wortkarge, wachsame Blondine, die den Wagen fuhr,
angeblich die »Helikopterpilotin«, behielt stets alles um sich herum so aufmerksam im Auge wie ein Spion, und das galt auch für die nach außen hin entspanntere und lebhaftere »Geschichtsprofessorin« mit den schwarzen Haaren. Während sie sich neben ihm auf dem Rücksitz lümmelte und anscheinend unbefangen über das Klima in Alaska plauderte, sah sie sich aus den Augenwinkeln um, regelmäßig überprüfte sie den Verkehr rechts und links neben ihnen und sah von einem Seitenspiegel in den anderen, um nach potentiellen Verfolgern Ausschau zu halten.
    Nach Smyslovs Einschätzung waren sie von der CIA oder arbeiteten für einen der ihr angegliederten Nachrichtendienste, deren Gesamtheit die Amerikaner »den Club« nannten.
    Beide Frauen waren umwerfend attraktiv und er fragte sich, ob das reiner Zufall war oder ob eine von ihnen oder gar beide eventuell auch ihre Verführungskünste zur Informationsbeschaffung einsetzten.
    Das könnte peinlich werden.
    Was den Teamleiter anging, war es durchaus möglich, dass er Militärarzt war, aber er war auch von den amerikanischen Speznas und gehörte wahrscheinlich im weitesten Sinne zum militärischen Geheimdienst. Die Aura von Wachsamkeit, Konzentration und Zuversicht, die er verströmte, war unverkennbar und ebenso wenig zu übersehen wie die Wölbung seiner Jacke, die eindeutig auf eine großkalibrige Schusswaffe hinwies. Sie hätten dem armen Kerl wenigstens einen anständigen Decknamen geben können, das wäre doch wohl das Mindeste gewesen. Jon Smith, also wirklich!
    Und wenn er ihnen auf die Schliche gekommen war, dann verhielt es sich umgekehrt mit Sicherheit genauso. Als Smith seine Hand über die Rückenlehne gestreckt hatte, um Smyslov zu begrüßen, hatte in den Tiefen seiner durchdringenden dunkelblauen Augen eine Spur von Humor gefunkelt, als wären sie beide in einen zynischen Insiderwitz eingeweiht. Als wollte er damit verschwörerisch sagen: »Psst, wir spielen mit, so lange du es tust.«

    Der reinste Wahnsinn!
    Smyslov riss sich gewaltsam aus seinen Überlegungen heraus. »Was haben Sie gerade gesagt, Colonel?«
    »Ich habe gefragt, ob Ihre Leute etwas Neues über die Umstände der Bruchlandung in Erfahrung gebracht haben«, sagte Smith liebenswürdig und sah ihn wieder über die Rückenlehne hinweg an. »Wissen Sie inzwischen genauer, weshalb die Misha 124 auf unserem Staatsgebiet abgestürzt ist?«
    Smyslov schüttelte den Kopf und war sich darüber bewusst, dass ihn drei Augenpaare beobachteten, zwei direkt und das dritte im Rückspiegel. »Nein. Wir haben uns die Unterlagen noch einmal vorgenommen, und wir haben gewisse Leute befragt, die zur Zeit des Übungsflugs der Misha 124 in Sibirien gedient haben. Zwischen zwei routinemäßigen Positionsmeldungen ist irgendwann die

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