Arktis-Plan
Funkverbindung abgerissen, und wir haben keinen Notruf erhalten. Es gab Hinweise auf Störungen im Funk über dem Pol. Wir halten das für die Erklärung.«
»Was war die letzte klare Peilung? Die Position des Flugzeugs, meine ich.«
Jetzt ging es los. »Ich habe den exakten Breiten- und Längengrad nicht im Kopf, Colonel. Die genauen Angaben muss ich in meinen Unterlagen nachsehen, aber sie waren irgendwo nördlich von Ostrova Anzhu.«
»Wir haben uns gefragt, was die Misha bei einem Trainingsflug so weit drüben auf unserer Seite des Pols zu suchen hatte.« Die Professorin (Metrace, so hieß sie doch?) übernahm geschickt das weitere Verhör. »Nach allem, was wir über die Flugzeugfamilie B-29-Tu-4 wissen, wäre von Wednesday Island eine Rückkehr zu Ihren sibirischen Stützpunkten kaum noch möglich gewesen.«
Smyslov biss einen Moment lang die Zähne zusammen und plapperte dann die Antwort nach, die man ihm eingetrichtert hatte. »Der Übungsflug hätte zu keinem Zeitpunkt in die Nähe der nordamerikanischen Küste gelangen dürfen. Das war nie beabsichtigt.
Wir nehmen an, dass die Kreiselkompasse an Bord des Flugzeugs verrückt gespielt haben. Wenn man die Schwierigkeiten der Navigation in Polnähe in Betracht zieht, muss die Besatzung aus Versehen Kurs nach Kanada eingeschlagen haben und in die falsche Richtung geflogen sein, statt nach Sibirien zurückzukehren.«
»Das ist seltsam«, murmelte die Frau am Steuer vor sich hin, als spräche sie mit sich selbst, während sie den Ford geschickt um einen schwerfälligen Geländewagen herum manövrierte.
»Was ist, Randi?«, erkundigte sich Smith fast beiläufig.
»Im März ist es über dem Pol noch dunkel und die B-29 war ein Bomber für große Höhen. Sie hätte hoch über jeder Wolkendecke fliegen sollen. Selbst wenn ihre Kreiselkompasse sie im Stich gelassen haben, frage ich mich, warum der Navigator nicht in der Lage war, mit Astronavigation seine Orientierung wiederzufinden.«
Smyslov fühlte, wie der Schweiß unter seinem Anorak auf seiner Haut prickelte. Jetzt wusste er, wie man sich als Maus unter den Pfoten einer Horde außerordentlich verspielter und sadistischer Katzen fühlte. »Ich weiß es nicht, Miss Russell. Möglicherweise werden wir am Unfallort mehr erfahren.«
»Das werden wir mit Sicherheit, Major«, sagte Smith mit einem freundlichen Lächeln.
Es … war … Wahnsinn!
Kapitel dreizehn
Merrill Field, Anchorage
Sogar zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhundert war Alaska im Grunde genommen immer noch eine Wildnis mit einem minimal ausgebauten Straßen- und Schienennetz. Nur der Flugverkehr hielt den riesigen Staat zusammen. Merrill Field und die Lake Hood Seaplane Base waren zwei der größten Einrichtungen weltweit für den zivilen Flugverkehr, zentrale Knotenpunkte in dieser Kultur von Buschpiloten. Dutzende von Hangars säumten die Rollbahnen und Hunderte von Sport- und Geschäftsflugzeugen waren auf Vorfeldern geparkt, die etliche Hektar Land einnahmen. Unablässig war das Dröhnen von Motoren zu vernehmen und das ständige Landen und Starten von Flugzeugen zeugte von regem Durchgangsverkehr.
Als Smith und sein Team vor dem Büro von Pole Star Aeroleasing vorfuhren, stellten sie fest, dass bereits ein schnittiger, leuchtend oranger Helikopter aus einem angrenzenden Hangar herausgerollt worden war. Auf einem Satz arktistauglicher Schwimmer aus Pressschaum stand er startklar an Ort und Stelle.
»Okay, Randi«, sagte Smith. »Jetzt übernimmst du. Was hältst du davon?«
»Die wird es schon tun«, erwiderte sie mit sichtlicher Freude. »Das ist eine Bell 206L Long Ranger, eine Weiterentwicklung der Jet Ranger mit verlängerter Kabine und Doppelturbine. Sie ist so zuverlässig, wie es ein Hubschrauber nur sein kann. In den Unterlagen steht, dass sie für den Instrumentenflug zugelassen und für polare Einsätze wetterfest gemacht worden ist.«
»Dann darf ich wohl davon ausgehen, dass sie in jeder Hinsicht geeignet ist, Ms. Russell?«
Sie warf ihm einen Blick und die Andeutung eines Lächelns zu. »Im Prinzip ja, Colonel Smith. Mit Sicherheit kann ich es aber erst sagen, wenn ich sie eingehend begutachtet habe.«
Smyslov starrte aus dem Fenster auf seiner Seite und fixierte die Ranger so fasziniert, wie es nur ein Pilot getan hätte, und erst jetzt ging Smith auf, dass der Offizier der russischen Luftwaffe tatsächlich ein Offizier der russischen Luftwaffe war.
»Sind Sie schon mal einen Helikopter geflogen,
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