Arktis-Plan
Major?«, fragte er.
»Ich hatte ein paar Flugstunden«, erwiderte der Russe und sah sich mit einem breiten Grinsen um. »Mit Kamows und Swidniks, aber nicht eine Einzige mit einer kleinen Schönheit wie dieser da.«
»Wenn das so ist, hast du einen Kopiloten, Randi. Gib ihm etwas zu tun.«
Randi warf ihm schnell einen zögernden Blick zu. Als Smith ihr zunickte, bewegte sich sein Kopf nur einen einzigen Millimeter. Alle Brüder waren tapfer und alle Schwestern tugendhaft … solange nicht das Gegenteil erwiesen war. Darüber hinaus würde der blonde Russe mit ihnen in diesem Hubschrauber sitzen, und Smyslov wirkte auf Smith nicht wie jemand mit übermäßigen Selbstmordneigungen.
Während er Randi das Beladen und die Flugvorbereitungen überließ, ging Smith in das Büro der Leasingfirma. Dort gab es wenig für ihn zu tun, denn auch hier hatte sich die unsichtbare, aber einflussreiche Präsenz Fred Kleins bemerkbar gemacht.
»Der gesamte Papierkram ist erledigt, Colonel«, sagte der Geschäftsführer, ein Mann mit angegrautem Haar. »Ihr Vogel hat eine gründliche Inspektion hinter sich und einen vollen Tank, und ich habe mir die Freiheit herausgenommen, einen Flugplan nach Kodiak für Sie aufzugeben. Sie haben auf der gesamten Strecke ideale Flugbedingungen. Für die nächsten zwölf Stunden sieht das Wetter über Cook Inlet und den Entrances gut aus. An Bord der Haley erwartet man Sie, und Sie werden direkt auf dem Schiff landen. Ich werde Bescheid geben, wenn Sie in der Luft sind.«
Smith hatte bei seinem Briefing erfahren, dass Pole Star Flugzeuge für kommerzielle und staatliche Forschungsprojekte in der Arktis bereitstellte und sie möglicherweise auch für andere Zwecke vermietete.
Der Geschäftsführer war offensichtlich ein ehemaliger Pilot der Air Force. An der mit Werbung und Handzetteln beklebten Wand prunkte ein Wappenschild der First Air Cavalry, und auf dem Schreibtisch stand das Modell einer AH-1 Huey Cobra. Über der Stuhllehne war eine alte Fliegerjacke aus der Zeit des Vietnamkriegs drapiert. Smith hatte das Gefühl, dass der ältere Mann früher einmal selbst Mitglied im »Club« gewesen sein könnte oder zumindest an einer der Schnittstellen für ihn tätig war.
»Danke für den guten Service«, sagte Smith und reichte dem Geschäftsführer seine Hand. »Wir werden versuchen, den Hubschrauber heil zurückzubringen.«
»Scheißen Sie drauf. Er ist versichert«, sagte der alte Flieger und grinste ihn an, bevor er seine schwielige Hand ausstreckte und Smith einen kräftigen Händedruck gab. »Ich weiß zwar nicht, wie Ihre Einsatzbefehle lauten, Colonel, aber viel Glück, und passen Sie auf Ihren Arsch auf. Menschenleben zählen. Helis zählen nicht.«
»Das werde ich zu meiner Devise für den heutigen Tag erheben.«
Smith trat aus dem Büro und sah sich automatisch nach allen Seiten um. Der Himmel war blau und nahezu wolkenlos, der Wind eine schwache, kühle Brise, die sein Gesicht streifte. In ein paar Minuten würden sie in der Luft sein.
Sein Team war jetzt vollständig. Weder auf dem Flug nach Anchorage noch auf dem Flughafen hatte sich etwas Ungewöhnliches ereignet. Niemand war ihnen hierher gefolgt. Niemand war in Sicht, mit Ausnahme seiner eigenen Leute. Und in einem Hangar gegenüber der Leasingfirma machten sich zwei Ortsansässige an einer großen weißen Cessna zu schaffen.
Warum glaubte er, hier müsste etwas faul sein?
Die Insel Kodiak und ihr Hafen lagen gut zweihundertsiebzig Meilen südwestlich von Anchorage. Die Flugroute führte bis zum anderen Ende von Cook Inlet und dann vom Festland über die Schelichow-Straße, eine ganz schön lange Strecke für einen kleinen Helikopter.
Randi Russell flog nah an der Küste entlang und steuerte die Long Ranger über das dicht bewaldete Ufer der Kenai Halbinsel. Die urbane Zivilisation blieb schnell hinter ihnen zurück und wurde von einer Folge kleiner Ortschaften abgelöst, die wie die Perlen einer Halskette am Sterling Coastal Highway aufgefädelt waren.
Randi war dankbar für diese Gelegenheit, ihr Fluggerät näher kennenzulernen. Die meisten ihrer Flugstunden hatte sie mit Hubschraubern der Bell-Ranger-Familie absolviert, aber nur wenige auf den großen 206er-Modellen. Langsam tastete sie sich in der Handhabung der Long Ranger vor, und je länger sie flog, desto besser kam sie damit zurecht. Bald stellten sich ihre Augen auf das Sehschema des erfahrenen Piloten ein: Instrumente-Horizont-Instrumente-Horizont.
Jenseits
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