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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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der Existenz des Flugzeugs, weil es vor aller Augen daliegt und sich die Angelegenheit nicht länger leugnen lässt.«
    Smith sah einen Moment lang an Valentina vorbei und aus dem Fenster hinaus in die blendende Helligkeit, um diese Information zu verarbeiten. »Das ist interessant«, erwiderte er dann bedächtig. »Ich habe mir nämlich auch schon meine Gedanken gemacht, und mir kommt es verdammt seltsam vor, dass jemand das Risiko eingehen würde, bei einem Übungseinsatz einen aktiven biologischen Kampfstoff zu laden. Der gesunde Menschenverstand würde gebieten, dass man bei Testflügen irgendein harmloses inertes Gemisch verwendet.«
    Valentina zuckte die Achseln. »Der Meinung sind Sie, und ich bin es auch. Aber wir sind keine Russen. Und die Russen neigen dazu, Dinge anders zu handhaben als wir. Sie brauchen doch bloß an
die Katastrophe von Tschernobyl zu denken«, fuhr sie fort. »Wir würden keinen großen Kernreaktor mit einem leicht entzündlichen Graphitkern bauen, aber die Russen haben es getan. Wir würden keinen wie auch immer gearteten großen Kernreaktor ohne den entsprechenden Sicherheitsbehälter und Stahlbetonhülle bauen, aber die Russen haben es getan. Und wir würden an einem großen Kernreaktor mit unversiegeltem Graphitkern auch keine Versuchsreihe zu totalen Systemausfällen laufen lassen, während er hochgefahren und kritisch ist, aber wir wissen genau, dass die Russen es getan haben. Ich glaube nicht, dass wir uns in dem Punkt auf Annahmen stützen können.«
    Smith nickte. »Dann werden wir das eben nicht tun. Lassen Sie uns jetzt auf etwas anderes zu sprechen kommen. Ich bin über den Stand des derzeitigen Biowaffenprogramms der Russischen Föderation informiert, aber Sie sind unsere Expertin, wenn es um frühere sowjetische Systeme geht. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Bomber außer dem altbekannten Anthrax noch etwas anderes geladen hat?«
    Sie seufzte. »Das ist schwer zu sagen. Die Misha 124 gehörte zu dem Flugzeugtyp, den man über die Polarroute für einen Angriffseinsatz ohne Rückkehr gegen strategische Ziele in den Vereinigten Staaten benutzt hätte. Wenn wir das voraussetzen und bedenken, dass das Flugzeug aufgerüstet war, dann hat es vermutlich irgendeine Form von ABC-Ladung befördert – atomar, biologisch oder chemisch. Für den Transport von etwas Geringfügigerem hätten die Sowjets keinen Langstreckenbomber mit einer Elitebesatzung geopfert.«
    Sie trank wieder einen Schluck von ihrem Kaffee, rutschte herum, bis sie ihm voll ins Gesicht sehen konnte, und zog ihre Füße auf dem Sitz unter sich an. »Was den spezifischen Wirkstoff angeht, müssen wir bedenken, dass es die Zeiten vor Exoten wie Ebola und vor der Gentechnologie waren. Man musste sich mit dem begnügen, was Mutter Natur bereitstellt. Die drei Großen, mit denen
jeder herumgespielt hat, waren der Milzbrand, die Pocken und die Beulenpest. Anthrax wurde allgemein der Vorzug gegeben, weil es einerseits einfach und billig in großen Mengen herzustellen und andererseits militärisch kontrollierbar ist, da es keine Seuche mit Ansteckungsgefahr hervorruft.«
    Smith blickte finster und dachte darüber nach. »Wenn es die Pest oder die Pocken wären, bestünde wohl kein Grund zur Sorge. Die Krankheitserreger wären mittlerweile wahrscheinlich längst inaktiv. Und außerdem stellte sich dann die Frage, weshalb sie uns belügen sollten. Alle drei Möglichkeiten wären gleichermaßen widerlich, und sowie wir den Absturzort erreichen, wüssten wir es ohnehin.«
    »Genau.« Valentina nickte zustimmend. »Deshalb kann es nicht nur um den Kampfstoff gehen. Sie haben bereits zugegeben, dass er existiert. Es muss eine unbekannte Größe geben, einen weiteren Faktor, der hineinspielt und den wir nicht verstehen. Der Rest ist Spekulation. Aber es gibt einen anderen Punkt, in dem ich mir ziemlich sicher bin.«
    »Und was wäre das?«
    Sie trank wieder einen Schluck von ihrem Kaffee. »Etwas verdammt Sonderbares wird passieren, wenn wir erst einmal in diesem Flugzeug sind.«

Kapitel zwölf
    Anchorage, Alaska
     
     
    Drei Stunden nach dem Abflug aus Seattle verließ die Boeing 737 die Reiseflughöhe und setzte zum Sinkflug auf das Becken von Anchorage an. Schneebedeckte Gebirgszüge und das stahlblaue Wasser des Cook Inlet zogen an den Fenstern des Jets vorbei, als er zur Landung nahe einer amerikanischen Großstadt des einundzwanzigsten Jahrhunderts ansetzte, die inmitten einer buchstäblichen Wildnis

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