Arktis-Plan
internationalen Geschäftsmann und den internationalen Kriminellen gleichermaßen als ein Segen erwiesen, da es von jedem Punkt des Planeten aus die Möglichkeit einer schnellen und sicheren Kommunikation mit jedem anderen Punkt bot. Eine Satellitentelefonschüssel von der Größe eines Esstellers, die im Oberwerk des Trawlers angebracht worden war, verband sie mit dem globalen Telekommunikationsnetz, und das Beste, was an kommerziellen Encryption-Programmen auf dem Markt war, schützte ihre Internetnachrichten nachhaltig vor neugierigen Blicken.
Ein Laserdrucker surrte und spuckte eine Reihe von bedruckten Blättern aus. Der Kommunikationsoffizier stieß seinen Stuhl von der Arbeitsplatte zurück und reichte dem wartenden Kretek über seine Schulter die Ausdrucke.
Der Waffenhändler nahm einen kleinen torpedoförmigen Zigarillo aus dem Aschenbecher und paffte und las. Der kräftige Tabakrauch vermischte sich mit den Gerüchen von Diesel und Fischöl.
Kretek zog die Stirn in Falten. Die Berichte enthielten sowohl gute als auch schlechte Nachrichten. Der Versuch, die russisch-amerikanische Untersuchung des Unfallorts zu behindern, war gescheitert. Kretek hatte von Anfang an keine großen Hoffnungen in
dieses Unterfangen gesetzt. Ihr Mann in Alaska war gezwungen gewesen, auf die Schnelle anzuheuern, was er kriegen konnte – in dem Fall miese kleine Ratten von der russischen Mafia, die sich dort angesiedelt hatten – und dieses von der Straße aufgelesene Gesindel notdürftig auszurüsten.
Der ad hoc beschaffte Abfangjäger, der losgeschickt worden war, um den Hubschrauber des Untersuchungsteams abzuschießen, war nicht zurückgekehrt. Da in den Nachrichten keine Meldungen über einen Angriff auf die Regierungsexpedition oder über ein abgeschossenes Flugzeug gekommen waren, stand anzunehmen, dass er durch irgendein dummes Missgeschick über dem Meer oder in der Einöde abgestürzt war.
Na denn. Sollte das Untersuchungsteam ruhig kommen. Wenn sie die Absturzstelle vor ihm erreichten, würde er sich auf seinen Agenten auf der Insel und auf die Schockwirkung verlassen, die das Erscheinen seiner Streitmacht hervorrufen würde. Falls ihm ein paar eingefleischte Geschichtsforscher zu einem ungelegenen Zeitpunkt zur Last fallen sollten, würde das deren Problem sein. Das Timing, die Planung und die Witterungsverhältnisse würden seine Verbündeten gegen die Außenwelt sein.
Kretek zog wieder an dem Zigarillo und ließ einen Schluck von dem rachenreinigenden Schnaps folgen. Es sei denn, überlegte er, hinter dem Untersuchungsteam verbarg sich mehr, als einem auf Anhieb ins Auge sprang. War es möglich, dass die beteiligten Regierungen von der unglaublichen Beute wussten, die noch an Bord des Bombers war?
Das erschien ihm unwahrscheinlich. Wenn die Wahrheit bekannt wäre, würden die Amerikaner mit all ihren beträchtlichen Mitteln losstürmen, um das Flugzeug sicherzustellen, und ihre Medien würden die Anthraxdrohung landesweit mit der üblichen Hysterie ausschlachten. Die Russen mussten ihnen beteuert haben, die Nutzlast des Bombers sei durch Notabwurf zerstört worden, falls sie den Kampfstoff überhaupt erwähnt hatten. Die Experten
der Kretek-Gruppe für Waffen der ehemaligen Sowjetunion hatten ihrem Boss versichert, das sei das übliche Vorgehen.
Aus irgendwelchen Gründen hatte man an Bord dieses speziellen Flugzeugs die Standardorder nicht befolgt, und Anton Kretek hatte vor, sich diesen Umstand nach Kräften zunutze zu machen.
Die zweite Nachricht kam von Vlahowitsch und der Kanadagruppe und war wesentlich erfreulicher. Die notwendigen Fluggeräte waren beschafft und entsprechende Flugzeugbesatzungen durch den kanadischen Zoll geschleust worden. Auftankstation A war errichtet worden, und die Standorte für Station B und C wurden bereits inspiziert. Das war vielversprechend. Sogar sehr vielversprechend.
Die letzte Nachricht festigte die gute Laune des Waffenhändlers. Sie kam von Wednesday Island und wies darauf hin, dass kein Alarm geschlagen worden war. Die dort stationierten Wissenschaftler trafen Vorbereitungen für die Ankunft der Luftfahrtgeschichtler und für ihren eigenen Abtransport vor dem Einsetzen des Winters. Keine Probleme waren festzustellen. Alles verlief nach Plan.
Da das Vorhaben jetzt in die Tat umgesetzt wurde, würde Kretek ihre geschätzte Ankunftszeit und seine Instruktionen für die letzte Phase nach Wednesday durchgeben können. Wenn alles so gut weiterging wie bisher, würde es
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