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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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niedergeschlagene Gestalten, die kein Wort miteinander redeten. Beide waren ganz und gar mit ihren eigenen privaten Schuldgefühlen beschäftigt.
    Horst Elwes war noch immer auf der Lichtung. Sie hatten ihn sich selbst überlassen. Er lag zusammengekrümmt auf dem Boden und zitterte am ganzen Leib. Hin und wieder stieß er einen lauten, klagenden Schrei aus, als wäre er von einem Tier gebissen oder von einem großen Insekt gestochen worden. Laton vermutete, daß der Geistliche endgültig wahnsinnig geworden war. Doch das war jetzt egal. Er hatte die ihm zugedachte Rolle erfüllt.
     
    Leslie Atcliffe kam zehn Meter von Aberdales Landesteg an die Oberfläche. In den Händen hielt er einen ganzen Fangkorb voller Mäusekrabben. Er legte sich auf den Rücken und strampelte in Richtung Ufer, wobei er den Korb hinter sich herzog. Am westlichen Horizont zeigten sich die ersten schweren, dunkelgrauen Wolken. Keine dreißig Minuten mehr, schätzte er, und es würde erneut regnen.
    Kay saß am Ufer direkt oberhalb des Wassers. Sie öffnete einen Krabbenkäfig und kippte den noch lebendigen Inhalt in eine Kiste, um sie anschließend zu filetieren. Kay trug verschossene Shorts, einen Büstenhalter, den sie aus einem zerschnittenen T-Shirt genäht hatte, Stiefel mit blauen, heruntergerollten Socken und einen zerschlissenen Hut aus getrocknetem Gras, den sie selbst geflochten hatte. Leslie genoß den Anblick ihres schlanken Körpers, tief gebräunt nach all den Monaten in Lalondes heißer Sonne. Noch drei Tage, und dann war er an der Reihe, eine Nacht mit ihr zu verbringen. Er genoß die Vorstellung, daß Kay lieber mit ihm als mit den anderen schlief. Außerdem redete sie in der restlichen Zeit mit ihm wie mit einem Freund.
    Seine Füße berührten den kiesigen Grund, und er stand auf. »Der nächste Korb«, rief er. Die Mäusekrabben glitten und krabbelten hektisch übereinander. Mindestens zehn Stück hatten sich in der Falle gefangen, schmale, flache Rümpfe mit jeweils zwölf spindeldürren Beinen, braune Schuppen, die entfernt an nasses Fell erinnerten und ein spitzer Kopf, der in einem schwarzen Punkt endete wie bei einem irdischen Nagetier.
    Kay grinste und winkte ihm mit dem Filetiermesser in der Hand zu, daß die Klinge in der Sonne blitzte. Ihr Lächeln machte das Leben lebenswert.
    Vierzig Meter vom Landesteg entfernt brach der Suchtrupp aus dem Dschungel. Leslie wußte augenblicklich, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. Sie bewegten sich zu schnell. So gingen Männer, die wütend waren. Und sie kamen auf den Landesteg zu, alle zusammen. Fünfzig oder mehr Siedler. Leslie starrte ihnen unsicher entgegen. Sie hatten es nicht auf den Landesteg abgesehen, sondern auf ihn!
    »Gottes Bruder!« murmelte er. Sie sahen aus wie ein Lynchmob. Quinn! Quinn hatte irgend etwas angestellt. Quinn, der schlaue Quinn, der nie erwischt wurde.
    Kay drehte sich um, als sie das dumpfe Stimmengewirr bemerkte, und schirmte die Augen mit der Hand gegen die Sonne ab. Gerade tauchte Tony mit einem vollen Fangkorb auf. Verwirrt starrte er zu der sich unerbittlich nähernden Menschenmenge am Ufer.
    Leslie sah über den Fluß hinweg, zum anderen Ufer. Der schlammige Strand und die Wand aus schlingpflanzenüberwucherten Bäumen war vielleicht hundertvierzig Meter entfernt. Mit einemmal sah sie sehr verlockend aus. Leslie war im Verlauf der Monate zu einem starken Schwimmer geworden. Wenn er augenblicklich losschwamm, würden sie ihn nicht kriegen.
    Die ersten Siedler erreichten die Stelle, wo Kay am Ufer saß. Sie wurde ohne die leiseste Warnung mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen. Leslie erkannte den Schläger; es war Mister Garlworth, ein fünfundvierzigjähriger Weinliebhaber, der fest entschlossen war, sein eigenes Weingut zu gründen. Ein stiller, friedliebender Mann, der ziemlich abgeschieden lebte. Jetzt war er hochrot angelaufen, und die Wut des Berserkers stand in seinem Gesicht. Er grunzte triumphierend, als seine Knöchel gegen Kays Unterkiefer krachten.
    Sie schrie vor Schmerz auf und kippte hintenüber. Ein Blutschwall schoß aus ihrem Mund. Männer drängten sich um sie und traten und schlugen mit einer Wildheit und Brutalität auf sie ein, die dem Blutdurst eines Sayce gleichkamen.
    »Ihr Dreckskerle!« kreischte Leslie. Er schleuderte den Fangkorb weg und rannte durch das knietiefe Wasser auf das Ufer zu. Gischtfontänen spritzten auf. Kay schrie, doch er konnte sie hinter dem Gewirr tretender Beine nicht sehen. Einmal

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