Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
voller Schreck auf, als seine Füße von der Wucht des Schlages in die Luft geschleudert wurden. Er warf sich herum und rollte zur Seite, um sich in Sicherheit zu bringen. Container hüpften wild umher und drehten sich um die eigene Achse. Die Pferde gerieten endgültig in Panik. Eines der Tiere zerriß sein Geschirr und fiel über die Reling. Ein zweites trat wie verrückt um sich. Unter ihm lag eine blutüberströmte Gestalt.
Bang.
Eine Reihe von Planken neben der Schleuse hob sich gleichzeitig und schnappte wieder zurück, als wäre das Material elastisch. Wasser sickerte hindurch.
Barry McArple flüchtete auf allen vieren über das Deck. Sein Gesicht war von nackter Angst verzerrt. Karl streckte dem Zettdee die Hand hin, um ihm zu helfen.
Bang.
Die Planken direkt unter Barry wurden von dem gewaltigen Schlag zerrissen. Sie brachen nach oben, und ihre gezackten Bruchränder durchbohrten Brust und Bauch des Zettdees, bevor sie seinen Rumpf wie eine gigantische Klaue zerrissen. Ein meterbreiter Geysir aus Wasser brach durch das Loch und riß den Leichnam mit sich.
Karl hob den Kopf. Sein Blick folgte der Fontäne, und der unglaubliche Anblick verschlug ihm den Atem. Jegliche Angst war wie weggeblasen. Der Geysir brüllte tosend. Seine Wucht schüttelte Karl die Knochen durch und übertönte die lauten Rufe der Kolonisten. Die Wassersäule erhob sich volle dreißig Meter in die Höhe, und ihre Spitze floß auseinander wie eine erblühende Blume. Wasser, Schlamm und Splitter von Mayope-Planken prasselten herab.
Von neuerlicher Todesangst beflügelt klammerte sich Karl an einer der Kabeltrommeln fest, als die Swithland auf dem Wasser bockte wie ein tödlich verwundeter Brownspine, und beobachtete, wie der Geysir die gezackten Ränder des Loches erweiterte, das er geschaffen hatte. Er kroch vorwärts, auf die Decksaufbauten zu. Die Bilge mußte bereits voll Wasser gelaufen sein. Langsam aber sicher fraß die schreckliche Gewalt des Wassers mehr und mehr Holz von den Decksplanken weg. Noch eine Minute, und der Geysir würde den Kesselraum erreichen. Karl malte sich aus, was geschehen mußte, wenn das Wasser auf die glühend heißen fünfzehn Tonnen Eisen des Kessels traf, und zuckte zusammen.
Rosemary Lambourne hatte alle Mühe, sich auf den Beinen zu halten, als die Swithland durchgeschüttelt wurde. Sie klammerte sich mit aller Kraft am Steuerrad fest. Allein die nackte Angst in Karls Stimme hatte sie zum Handeln veranlaßt. Karl fürchtete sich vor nichts auf dem Fluß. Er war an Bord der Swithland geboren worden.
Dieses schreckliche hämmernde Krachen traf Rosemarys Herz genausosehr wie den Rumpf der Swithland. Die Kraft, die hinter etwas stecken mußte, das so mit dem Boot umsprang, war wirklich beeindruckend.
Wieviel von meinem Schiff wird nach dieser Sache noch übrig sein? Gott verdamme dich, Colin Rexrew, deine Laxheit und deine Dummheit gleichermaßen. Die Zettdees hätten nie eine Revolte gewagt, wenn ein fest entschlossener, kompetenter Gouverneur die Geschäfte dieser Welt in die Hand genommen hätte.
Ein Krachen wie von einer nicht enden wollenden Explosion ließ sie zusammenfahren. Die Erschütterung riß ihr fast die Füße unter dem Leib weg. Plötzlich regnete es, aber nur auf der Swithland, nirgendwo sonst. Der gesamte Schiffsaufbau zitterte und bebte. Was zur Hölle ging dort hinten vor?
Rosemary warf einen prüfenden Blick auf den kleinen Holoschirm, der einen Bauplan von der Swithland zeigte. Sie verloren rasch Leistung vom Heizkessel. Die Notstrombatterien sprangen an und lieferten den Motoren weiterhin volle Kraft.
»Rosemary!« kam es aus dem Bordfunk.
Sie fand nicht die Zeit zu einer Antwort.
Der Bug der Swithland zeigte nun direkt auf das noch fünfundsechzig Meter entfernt liegende Ufer, und sie gewannen wieder an Geschwindigkeit. Container und Kisten trieben in der Heckwelle des Schiffes und tanzten im Wasser auf und ab. Rosemary sah ein paar Menschen dazwischen, die sich mühsam über Wasser hielten. Weitere Passagiere fielen über die Reling des Vorderdecks; die Kolonisten und der Sheriffstrupp drängten sich so dicht wie die beiden Mannschaften bei einem Rugbyspiel. Und es gab nichts, das sie hätte tun können, außer, so schnell wie möglich das Ufer anzusteuern.
Ein Stück abseits auf der Backbordseite tanzte die Nassier wie verrückt auf dem Wasser. Immer und immer wieder drehten die Schaufeln durch. Rosemary entdeckte eine gigantische Wasserfontäne in der Mitte der
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