Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
Metern Höhe, umgeben von fünf kleineren, passenden Zinnen. Sie waren mit kunstvoll geschwungenen Brücken untereinander verbunden. Kleine Bastionen und Mauertürmchen ragten an den Seiten heraus, die Fenster waren mit Muschelschalen eingefaßt, und das Ganze war umgeben von einer massiven Festungsmauer mit einem tiefen Graben ringsherum.
»Das ist bis jetzt eindeutig die beste.« Jay streichelte den Gesichtskamm des jungen Kiint direkt über den Atemöffnungen. Haile erschauerte wohlig, und ihre großen violetten Augen blickten direkt in Jays Kopf hinein.
– Ich das mögen, viel.
»Vielleicht sollten wir etwas aus deiner eigenen Geschichte bauen«, schlug Jay großzügig vor.
– Keine Kniffligkeit ich beizutragen habe. Nur Wohnkuppeln, sagte das Kiint-Junge traurig. – Volle Vergangenheit unsrige noch nicht mir zugänglich gemacht. Viel noch wachsen ich muß bevor bereit zum Empfangen ich bin.
Jay legte die Arme um den Hals des Jungen und drückte es fest an sich. Das weiße Fell war weich und geschmeidig. »Das ist schon in Ordnung, wirklich. Es gibt eine Menge Dinge, über die Mutter und Vater Horst noch nicht mit mir reden wollten.«
– Viel Bedauern. Wenig Geduld.
»Das ist wirklich eine Schande. Aber das Schloß sieht phantastisch aus, jetzt, wo es fertig ist. Ich wünschte, wir hätten ein paar Fähnchen, die wir auf die Türme stecken könnten. Ich will versuchen, für morgen welche zu organisieren.«
– Aber morgen Sand trocken wird sein. Spitzen vom Wind zerbröckelt werden sein, und ganz von vorn beginnen müssen wir.
Jay blickte entlang der Reihe konturloser Sandhaufen, die sich entlang der Uferlinie zogen. Jeder einzelne davon enthielt seine eigene Erinnerung an Freude und Zufriedenheit. »Also ehrlich, Haile, aber das ist doch der ganze Spaß an der Sache! Besser noch wäre es, wenn wir Ebbe und Flut hätten, dann könnten wir sehen, was unsere Burgen aushalten.«
– So viel menschliche Aktivität absichtlich vergebens ist. Nicht weiß, ob jemals euch begreifen werde ich.
»Aber so kompliziert sind wir gar nicht, ehrlich! Wir Menschen lernen aus unseren Fehlern, das hat Mami jedenfalls immer gesagt. Das kommt daher, daß Fehler schmerzlicher sind.«
– Viel Seltsamkeit.
»Ich hab’ eine Idee! Morgen versuchen wir, einen Turm der Tyrathca zu bauen! Die sind hübsch, und sie sehen ganz anders aus. Ich weiß, wie sie aussehen. Kelly hat es mir gezeigt.« Sie stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete die Sandburg liebevoll. »Wirklich schade, daß wir den Altar von ihrem Schlafenden Gott oder was auch immer das war nicht nachbauen können, aber ich glaube nicht, daß er halten würde. Jedenfalls nicht, wenn wir nur Sand zum Bauen haben.«
– Frage was Altar von Schlafendem Gott oder was auch immer?
»Es war irgendeine Art Tempel, in den man nicht reingehen konnte. Die Tyrathca auf Lalonde haben alle um das Ding herum gesessen und es angebetet und gesungen und Dinge in dieser Art. Er hatte diese phantastische Form, wirklich sehr kompliziert.« Ihre Hände beschrieben breite Kurven in der Luft. »Siehst du?«
– Mangelnde Perzeption ich habe. Dies Anbetung ist ähnlich menschlichem Ritual mit Jesus dem Christus?
»Hm, ja, so ähnlich, glaube ich. Nur, daß ihr Gott nicht unser Gott ist. Ihrer schläft irgendwo weit weg im Weltraum, unserer ist überall zugleich. Das sagt jedenfalls Vater Horst immer.«
– Frage zwei Götter es also gibt?
»Ich weiß es nicht«, antwortete Jay und wünschte sich verzweifelt, sie hätte nicht mit diesem Thema angefangen. »Selbst wir Menschen haben mehr als zwei Götter. Religion ist schon eigenartig, erst recht, wenn man anfängt, darüber nachzudenken. Aber irgend etwas muß man schließlich einfach glauben. Bevor man alt wird, heißt das. Wenn man alt ist, wird sowieso alles Theologie.«
– Frage Theologie?
»Erwachsenenreligion. Sag mal, habt ihr eigentlich keinen Gott?«
– Haile Eltern fragen muß.
»Gut. Sie erklären sowieso alles viel besser als ich. Komm, wir gehen und waschen uns diesen schrecklichen Sand ab, und dann können wir ein wenig reiten.«
– Gerne reiten ich.
Der Ionenfeldflieger der Königlichen Navy von Kulu schwebte im Tiefflug über die westliche Küste von Mortonridge, und die glühende Nase zeigte direkt auf die frühe Morgensonne. Zehn Kilometer voraus bildete die rote Wolke eine massive Decke quer über den Horizont. Sie war dichter, als Ralph Hiltch sie in Erinnerung hatte.
Keine der Bergspitzen
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