Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
des zentralen Rückens ragte noch über die rote Decke hinaus, sie waren ausnahmslos gänzlich eingetaucht.
Die Oberfläche der Wolke lag so ruhig wie ein See an einem windstillen Abend. Erst dort, wo sie sich entlang der Feuerschneise zur Erde herabsenkte, waren die ersten unruhigen Wirbel sichtbar, und direkt am Rand tobte ein richtiggehender Sturm und peitschte individuelle Fetzen nach draußen. Ralph hatte den beunruhigenden Eindruck, daß die Wolke sich gegen ihre Fesseln stemmte. Vielleicht empfing er die emotionale Stimmung der Besessenen, die sie erschaffen hatten? In der gegenwärtigen Situation konnte er nicht mehr sicher sein, daß irgendein Gefühl tatsächlich sein eigenes war.
Er meinte, an einer Seite der Wolke einen losen Knoten zu erkennen, ein zinnoberrotes Gebilde inmitten eines Meers aus Purpur, das mit seinem Flieger mithielt. Doch als er einen der Sensoren darauf richtete, waren nur zufällige Muster erkennbar. Eine optische Täuschung wahrscheinlich, auch wenn sie überraschend echt wirkte.
Der Pilot weitete das Ionenfeld aus, und der Flieger verlor an Geschwindigkeit und Höhe. Ein Stück voraus war das graue Band der Nummer sechs zu sehen, das sauber durch die jungfräuliche Landschaft schnitt. Das vorgeschobene Camp von Colonel Palmer befand sich ein paar Kilometer hinter der schwarzen Linie der Feuerschneise. Mehrere Dutzend Militärfahrzeuge standen an der Straße aufgereiht. Zwei weitere fuhren mit hoher Geschwindigkeit über den Carbotaniumbeton auf die unheimliche Schneise aus verbrannter Vegetation zu.
Jeder Besessene, der zum Ende der roten Wolke wanderte, konnte sogleich erkennen, daß das Königreich mit der ihm eigenen Effizienz seine Truppen stationierte. Was er nicht sehen konnte, war das neue Lager fünfundzwanzig Kilometer weiter nördlich, eine ganze Stadt aus programmiertem Silizium, die sich in strenger Formation zwischen den endlosen Hügeln der Landschaft ausbreitete.
Mit typisch militärischer Einfallslosigkeit war sie auf den Namen Fort Forward getauft worden. Mehr als fünfhundert Gebäude waren bereits aktiviert worden, zweistöckige Baracken, Lager, Kantinen, Werkstätten, Lazarette und zahlreiche Hilfsgebäude. Die einzigen Bewohner bisher waren die drei Bataillone Marinepioniere der Königlichen Navy, deren Aufgabe die Errichtung des Camps war. Ihre Mechanoiden hatten den Boden rings um jedes Gebäude aufgerissen, hatten Wasser- und Abwasserleitungen und Strom- und Datenkabel verlegt. Riesige Bahnen Mikrofaser-Komposit wurden über dem frischen Boden ausgelegt und sorgten für Wege und Straßen, die sich nicht augenblicklich in bodenlose Schlammlöcher verwandelten. Fünf große Pumpenhäuser waren am Ufer eines acht Kilometer entfernten Flusses errichtet worden und versorgten das expandierende Lager mit Wasser.
Die Mechanoiden legten weitere Gräben in einem rechteckigen Muster an, das ahnen ließ, wie groß das Camp werden würde, wenn es erst fertiggestellt war. Lange Karawanen von Lastwagen verkehrten zwischen dem Camp und dem nächstgelegenen Raumhafen in fünfzig Kilometern Entfernung und lieferten unermüdlich weiteres Material an. Dieser Zustand würde nicht mehr lange andauern; er war vorbei, sobald der eigene Raumhafen von Fort Forward den Betrieb aufnahm. Die Pioniere ebneten weite Landstriche ein und bereiteten alles für die Montage der drei vorgefertigten Landebahnen vor. Die Hangars und der Kontrollturm waren bereits vor zwei Tagen aktiviert worden, und Techniker waren dabei, ihre Systeme einzubauen und zu testen.
Als Ralphs Schlachtschiff über Ombey in den Normalraum zurückgekehrt war, hatte er acht große Transporter der Aquilae-Klasse in einem Parkorbit rings um eine Raumhafenstation in niedriger Umlaufbahn gesehen. Sie waren von einer Eskorte aus fünfzehn schweren Linienschiffen begleitet worden. Kulu besaß insgesamt nur noch fünfundzwanzig der gigantischen Transporter im aktiven Dienst; jeder einzelne war imstande, eine Fracht von siebzehntausend Tonnen zu transportieren. Sie waren die größten Raumschiffe, die die Menschheit je gebaut hatte, und sie waren extrem kostspielig sowohl in der Unterhaltung als auch in der Wartung. Kulu musterte sie nach und nach aus und ersetzte sie gegen kleinere Modelle, die auf preiswerteren kommerziellen Entwürfen beruhten.
Den Zubringerdienst hatten große deltaflügelige CK500-090-Thunderbird-Raumflugzeuge übernommen, die einzigen atmosphärischen Maschinen, die imstande waren, die vierhundert
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