Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
dämliche Arschloch, das ihnen Zutritt verschafft hatte!
Ein weitere seiner Soldaten wurde in Stücke gerissen, umhüllt von waberndem Nebel. Reine Wut brachte Twelve-T’s versagenden Körper ein letzte Mal zur Räson, ließ ihn ein letztes Mal gehorchen. Er schwang die Maschinenpistole herum und zielte auf den gequälten Soldaten, dann zog er den Abzug durch. Es war nur eine kurze Salve. Eine blaue Flamme raste aus der Mündung, begleitete von einem gewaltigen Brüllen. Ohne eine funktionierende neurale Nanonik, die seine Reaktionen steuerte, war der Rückstoß der Waffe zuviel für ihn. Seine Stiefel wurden von den StikPads gerissen, und er segelte sich rückwärts überschlagend durch die Luft, während er vor Überraschung laut aufbrüllte.
Das Universum schien mit einemmal stillzustehen.
»Zerspringe!« befahl eine wütende Stimme.
Die Maschinenpistole gehorchte: das kalte Siliko-Lithium zersprang wie eine Splittergranate. Splitter rissen tiefe Löcher in Twelve-T’s Haut, und nicht wenige prallten von den metallenen Gehäusen seiner Prothesen ab und flogen als Querschläger durch den Raum. Er ruderte hilflos mit Armen und Beinen, und Fontänen aus Blut spritzten aus dem zerfetzten Stumpf seiner Hand.
»Haltet ihn«, befahl jemand knapp.
Quinn verlangsamte seine hyperschnellen Bewegungen auf ein normales Maß, und die tosenden energistischen Ströme in seinem Körper beruhigten sich ein wenig. Während dies geschah, beschleunigte der Rest der Welt scheinbar. Es war phantastisch gewesen, wie er durch die von Statuen bevölkerte Schleusenkammer gerast war, während sich die Zeit scheinbar zu einem einzelnen Herzschlag verlangsamt hatte. Ihre Zeit. Nicht die von Quinn. Gottes Bruder hatte ihm Unverwundbarkeit geschenkt. Kein Nicht-Besessener konnte ihm etwas anhaben. Welches Zeichen konnte deutlicher beweisen, daß er tatsächlich der Auserwählte war?
»Danke, mein Gott«, flüsterte er demütig. Jetzt würden wirklich ganze Planeten vor ihm in die Knie sinken, genau wie Lawrence es prophezeit hatte.
Das meiste Blut war inzwischen auf einer Oberfläche aufgeprallt, wo es große, hartnäckig haftende Flecken bildete. Grotesk zugerichtete Leichen trieben friedlich in der schwachen Luftströmung der Klimaanlage. Die Überreste von Twelve-T’s Bande waren in einem traurigen Zustand.
Die vier Besessenen in der Luftschleuse sorgten mit ihren Kräften dafür, daß ihre künstlichen Körperteile entweder bewegungslos erstarrt waren oder sich jeder Kontrolle entzogen. Sie waren allesamt kampferprobte Veteranen, extrem abhängig von ihren Implantaten, beinahe wie Kosmoniken. Lawrence und Graper waren damit beschäftigt, ihnen die Waffen aus den kraftlosen Händen und Unterarmsockeln zu nehmen.
Quinn stieß sich in Richtung von Twelve-T vom Boden ab. Seine Robe nahm wieder die übliche extravagante Form an, während er durch die Kammer segelte.
Twelve-T schwitzte stark. Einer seiner Soldaten, dessen Arme und Hände noch zum größten Teil aus organischem Gewebe bestanden, verband den blutigen Armstumpf seines Anführers mit Streifen, die er sich aus seinem eigenen T-Shirt gerissen hatte.
»Ich bewundere deine Stärke«, sagte Quinn. »Wir werden sie in den Dienst von Gottes Bruder stellen.«
»Es gibt keinen verfluchten Gott, also gibt es auch keinen verdammten …« Schmerz raste durch Twelve-T’s linken Arm, und er schrie auf. Die Haut auf seiner unverletzten Hand warf Blasen und begann zu schwelen.
»Du wolltest mich ärgern?« fragte Quinn sanft.
Twelve-T funkelte ihn hilflos an. Er war nicht mehr an soviel Schmerz gewohnt, keiner von ihnen. Ihre neuralen Nanoniken hatten sie stets davor bewahrt. Was bedeutete, daß es wirklich schlimm werden würde, erkannte er. Verdammt schlimm. Es sei denn …
»Ich werde dir nicht erlauben, Selbstmord zu begehen«, sagte Quinn. »Ich weiß, daß du in diesem Augenblick daran gedacht hast. Jeder tut das, sobald er begriffen hat, was geschehen wird.«
Die Streifen aus Stoff um Twelve-T’s Armstumpf verhärteten sich zu glänzendem Nylon, und die Enden wanden sich in die Höhe wie blinde Schlangen, um sich dann langsam zu verknoten.
»Du bist uns viel ähnlicher als du glaubst, Twelve-T«, sagte Quinn. »Die Schlange in dir ist nahezu frei. Du wärst niemals zu dem geworden, was du bist, ohne deine wirkliche Natur zu erkennen. Halte sie nicht zurück. Heiße Gottes Bruder willkommen. Lebe mit uns zusammen in der Ewigen Nacht.«
»Irgendwann machst du einen
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