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Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Titel: Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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herum. Zehn Meter hinter ihm im anderen Korridor standen ein Mann und eine Frau. Beide trugen schwere schwarze Lederkleidung mit einer unglaublichen Vielzahl von Reißverschlüssen und Schnallen.
    »Lauft!« befahl der Sergeant und trat in die Mitte des Gangs hinaus, während er die Maschinenpistole in Anschlag brachte.
    Joshua zögerte keine Sekunde. Er rannte los und zerrte die beiden jungen Frauen mit sich. Hinter sich hörte er zornige Rufe, dann Schüsse aus der automatischen Waffe.
    Er nahm die erste Abzweigung in dem verzweifelten Bemühen, so schnell wie möglich aus der Schußlinie zu kommen. Seine neurale Nanonik berechnete augenblicklich eine neue Route. Die Korridore sahen alle gleich aus: drei Meter hoch, drei Meter breit und allem Anschein nach endlos. Joshua haßte das Gefühl, in diesem Labyrinth gefangen und auf Gedeih und Verderb einem Trägheitsleitprogramm ausgeliefert zu sein, das jederzeit von den Besessenen gestört werden konnte. Er wollte genau wissen, wo er war, und er wollte es nachprüfen können. Nicht zu wissen, wo genau man sich befand, war eine unbekannte Erfahrung für Joshua. Menschliche Unsicherheit gewann die Überhand gegenüber technologischem Können.
    Er nahm die nächste Biegung und warf einen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, daß die beiden Frauen noch hinter ihm waren und niemand sie verfolgte. Sein Überwachungsprogramm für periphere Wahrnehmung meldete die Gestalt, die durch den Korridor auf ihn zu stapfte, nur Millisekunden vor dem völligen Absturz seiner neuralen Nanonik.
    Der Mann trug ein weißes arabisches Gewand und lächelte dankbar, als Joshua und die Mädchen stolpernd vor ihm zum Halten kamen.
    Joshua riß seine Pistole hoch, doch das Fehlen eines prozeduralen Programms bedeutete, daß er das Gewicht der Waffe falsch einschätzte. Der Schwung war zu stark. Bevor er die Waffe wieder auf sein Ziel richten konnte, wurde seine Hand von einer Kugel aus weißem Feuer getroffen.
    Entsetzlicher Schmerz zuckte durch Joshuas Nervenbahnen, und er heulte auf. Die Pistole entfiel seinem kraftlosen Griff. Ganz gleich, wie wild er auch mit dem Arm wedelte, die schreckliche weiße Flamme hielt seine Finger fest umschlossen. Ölig stinkender Rauch quoll auf.
    »Sag Tschüs zu deinem Leben, Freundchen«, sagte der Besessene und lächelte.
    »Leck mich.«
    Er hörte, wie die Frauen hinter ihm voller Entsetzen und Abscheu aufschrien. Der Schock linderte den Schmerz in seiner Hand ein wenig. Übelkeit stieg in Joshua auf, während das Fleisch seiner Finger mehr und mehr verbrannte. Sein ganzer rechter Arm wurde steif. Irgendwo hinter seinem Angreifer flüsterte mit einemmal ein gewaltiger Chor unsichtbarer Leute. »Nein.« Es war kein wirklicher Aufschrei, nur ein verzerrter Laut, den seine gequälten Stimmbänder hervorbrachten. Ich werde mich nicht ergeben. Niemals.
    Ein Schwall kaltes Wasser brach zum Schrillen einer Sirene von der Decke herab. Die Ränder der Leuchtpaneele wurden rot und begannen zu blinken.
    Shea lachte hysterisch und zog die Hand vom Feuermelder zurück. Blut tropfte aus kleinen Schnittwunden auf ihren Knöcheln. Joshua stieß seine Hand nach oben, direkt unter einen Sprinkler, und brüllte triumphierend. Die weiße Flamme verschwand in einer Dampfwolke und erlosch. Joshua brach in die Knie. Er zitterte am ganzen Leib.
    Der Araber musterte die drei mit herablassender Arroganz, als sei diese Art von Widerstand ganz und gar beispiellos. Wasser spritzte auf seinen dunklen Turban und ließ den weiten weißen Kaftan transparent an seinem Körper kleben.
    Joshua hob den Kopf in den Strom aus eisigem Wasser und fauchte seinen Gegner an. Seine rechte Hand war inzwischen tot; ein wunderbares eisiges Gefühl hatte sich bis zum Handgelenk ausgebreitet. Reste von Erbrochenem tropften über seine Lippe. »Okay, Arschloch«, stieß er hervor. »Jetzt bin ich an der Reihe.«
    Der Araber runzelte die Stirn, als Joshua mit der linken Hand in die Tasche griff und das kleine Kruzifix von Vater Horst Elwes hervorzog. Er hielt es dem Araber entgegen.
    »Heiliger Vater, Herrscher des Himmels und der sterblichen Welt, in Demut und Ergebenheit erflehe ich Deine Hilfe bei diesem heiligen Akt. Segne mich, Deinen armen Sünder, durch Jesus Christus, der unter uns gewesen ist und uns schwache Menschen kennt.«
    »Aber ich bin Moslem«, sagte der Araber belustigt. »Sunnit, um genau zu sein.«
    »Hä?«
    »Ich bin Moslem. Ich glaube nicht an deinen falschen jüdischen

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