Armageddon 05 - Die Besessenen
mußt nur etwas sagen. Die größeren Sachen werden in einer Art Hochgeschwindigkeitsfabrik zusammengebaut, und wenn sie fertig sind, werden sie durch mich hierher verfrachtet, das ist alles. Simplissimo.«
»Also schön. Nächste Frage. Wer hat beschlossen, dir so eine alberne Stimme zu geben?«
»Was meinst du mit albern? Sie ist magnifico.«
»Du willst doch wohl nicht sagen, daß du wie ein Erwachsener redest, oder?«
»Haha. Das mußt du gerade sagen. Ich bin ein durchaus angemessener Begleiter für ein Mädchen deines Alters. Wir haben die ganze Nacht in der Bibliothek nachgeschlagen, um herauszufinden, wie ich aussehen sollte. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie es ist, acht Millionen Stunden Disneyfilme anzusehen?«
»Danke für dein Entgegenkommen. Wirklich ganz außerordentlich reizend von dir.«
»Deswegen bin ich schließlich hier. Wir sind Partner, du und ich.« Mickeys Grinsen wurde wieder breiter.
Jay verschränkte die Arme vor der Brust und fixierte die Kugel mit einem durchdringenden Blick. »Also schön, Partner. Ich möchte, daß du mir ein Raumschiff besorgst.«
»Ist das wieder eine von deinen verrückten Ideen?«
»Kann schon sein. Es ist mir ganz egal, was für ein Typ Raumschiff es ist, Hauptsache, ich kann es selbst steuern. Und es muß genügend Reichweite besitzen, um mich zurück in die Milchstraße und zur Konföderation zu bringen.«
Mickeys Cartoonaugen blinzelten langsam wie Rolläden, die lethargisch heruntergelassen wurden. »Tut mir leid, Jay«, sagte er leise. »Das geht nicht. Ich würde es tun, wenn ich könnte, ganz ehrlich, aber der Boß sagt nein.«
»Du bist mir vielleicht ein schöner Partner.«
»Was hältst du statt dessen von einem Schokoladeneis mit Mandeln? Hmmm, lecker, lecker.«
»Statt einem Raumschiff? Ich glaube kaum.«
»Ach, hör schon auf. Ich weiß ganz genau, daß du Lust darauf hast.«
»Nicht vor dem Frühstück, nein danke.« Sie kehrte Mickey den Rücken zu.
»Also schön, meinetwegen. Wie wäre es mit einem megalithischen Erdbeermilchshake mit Unmassen und Unmassen von …«
»Halt den Mund. Und du heißt auch nicht Mickey. Also tu nicht so, als wärst du echt.«
Jay lächelte angesichts der Stille und stellte sich vor, wie das grelle Gesicht sich zu einer verletzten Miene verzog. Beim Chalet rief jemand ihren Namen.
Tracy Dean stand auf der Veranda und winkte ihr fröhlich zu. Sie trug ein helles limonenfarbenes Kleid mit einem Spitzenkragen in einem völlig veralteten, aber immer noch schicken Stil. Jay ging zu Tracy und spürte, daß die Maschine ihr folgte. »Das Gesicht war keine gute Idee, wie?« sagte Tracy amüsiert, während Jay die Stufen der Veranda erklomm. »Das dachte ich mir bereits. Nicht bei einem Mädchen, das soviel durchgemacht hat wie du. Aber es war zumindest einen Versuch wert.« Sie seufzte. »Programm beendet. Da, jetzt ist es nur noch ein ganz gewöhnlicher Versorger, siehst du? Und er spricht auch nicht mehr wie ein Dummkopf.«
Jay blickte zu der roten Kugel hinauf, die tatsächlich keine Gesichtszüge mehr besaß. »Ich wollte wirklich keine Umstände machen.«
»Ich weiß, Kleine. So, komm und setz dich zu mir. Ich hab’ dir ein Frühstück gemacht.«
Neben dem halb verwitterten Geländer stand ein weiß gedeckter kleiner Tisch mit spanischen Keramikschalen und Frühstücksflocken und Obst darin, dazu ein Krug mit Milch und ein weiterer mit Orangensaft. Außerdem eine Teekanne mit einem alten verbeulten Sieb darin.
»Twining’s Ceylon Tea«, sagte Tracy glücklich, während sie sich setzten. »Das Beste, was man zum Frühstück haben kann, meiner Meinung nach. Ich habe mich im neunzehnten Jahrhundert so daran gewöhnt, daß ich nicht mehr davon ablassen kann. Also habe ich irgendwann welchen mitgebracht. Jetzt synthetisieren die Versorger die Blätter für mich. Ich wäre gerne versnobt und würde sagen, daß es nicht das gleiche ist, aber das wäre gelogen. Wir lassen ihn für eine Weile ziehen, ja?«
»Ja«, sagte Jay ernst. »Wenn Sie meinen.« Diese alte Frau hatte etwas äußerst Faszinierendes an sich. Sie besaß Vater Horsts Mitgefühl und die Entschlossenheit von Powell Manani.
»Hast du schon einmal Tee in einem Teekessel gekocht, junge Dame?«
»Nein. Mami hat ihn immer mit Teebeuteln gemacht.«
»Ach du meine Güte. Es gibt ein paar Dinge auf der Welt, die lassen sich einfach nicht verbessern.«
Jay goß Milch über ihre Frühstücksflocken und beschloß, lieber nicht nach der Herkunft
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