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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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erfolgreicheres Terraform-Projekt als der Mars, obwohl ich niemals so unhöflich wäre, so etwas gegenüber einem Bürger Lunas zuzugeben. Heutzutage haben wir weniger Kohlendioxid in unserer Atmosphäre als zu irgendeinem gegebenen Zeitpunkt in den letzten achthundert Jahren. Sie werden bemerkenswert saubere Luft atmen, wenn Sie erst auf der Oberfläche gelandet sind.«
    »Warum leben dann die Menschen alle in diesen schrecklichen Arkologien?« fragte Louise.
    »Die Hitze«, sagte Aubry. »Wissen Sie eigentlich, wieviel Abwärme eine moderne industrielle Zivilisation mit mehr als vierzig Milliarden Einwohnern erzeugt?« Er deutete hinunter auf den Globus. »Soviel. Genug, um die polaren Eiskappen abzuschmelzen und die Wolken zu beschleunigen. Wir haben selbstverständlich sämtliche Präventivmaßnahmen ergriffen, zu denen wir imstande sind. Das war der ursprüngliche Grund für die Orbitaltürme; wir wollten verhindern, daß Raumflugzeuge mit ihren Antrieben und ihren Luftbremsen noch mehr Hitze in die Atmosphäre abstrahlen. Aber ganz gleich, wie ökonomisch wir uns verhalten, wir können die Hitze nicht schnell genug abstrahlen, um die Uhr zurückzustellen. Die alten Meeresströmungen sind zusammengebrochen, und die Ozonschicht existiert nicht mehr. Und diese Art von ökologischem Retro-Engineering liegt jenseits unserer technologischen Fähigkeiten. Uns bleibt keine andere Wahl, als uns mit den gegenwärtigen Umweltbedingungen abzufinden. Leider.«
    »Ist es denn tatsächlich so schlimm?« fragte Genevieve. Was er beschrieben hatte, klang schlimmer als selbst das Jenseits, obwohl der Mann ganz und gar nicht so geklungen hatte, als würde ihm die Naturkatastrophe große Sorgen bereiten.
    Er lächelte liebevoll auf die Erde hinunter. »Die verdammt beste Welt in der gesamten Konföderation«, sagte er. »Obwohl das schätzungsweise jeder über seine Heimatwelt sagt. Habe ich recht?«
    »Ich mag Norfolk«, antwortete Louise.
    »Selbstverständlich. Aber wenn Sie mir eine Bemerkung gestatten – unten auf der Erde ist es lauter als alles, was Sie jemals erlebt haben.«
    »Das weiß ich.«
    »Gut. Passen Sie gut auf sich auf. Die Menschen werden sich nicht um Sie kümmern. Niemand wird Ihnen helfen. Das ist nun einmal unsere Kultur.«
    Louise bedachte den Fremden mit einem Seitenblick. »Heißt das, daß die Menschen auf der Erde keine Ausländer mögen?«
    »O nein, nichts dergleichen. Es hat nichts mit Fremdenhaß oder Rassismus zu tun. Jedenfalls nicht offen. Auf der Erde sind sich selbst die Nachbarn fremd. Es liegt wahrscheinlich daran, daß wir alle so dicht zusammengepfercht sind. Privatsphäre ist das kostbarste Gut. Selbst auf öffentlichen Plätzen reden die Menschen nicht mit Fremden, und jeder vermeidet den Augenkontakt. Das liegt daran, daß sie selbst so behandelt werden möchten. Ich breche in der Tat sogar ein Tabu, indem ich mit Ihnen rede. Ich bezweifle, daß einer der anderen Passagiere das tun würde. Aber ich war selbst bereits in anderen Systemen, und ich weiß, wie fremd Ihnen das alles erscheinen muß.«
    »Niemand wird mit uns reden?« erkundigte sich Genevieve besorgt.
    »Jedenfalls nicht so bereitwillig wie ich.«
    »Damit können wir leben«, sagte Louise. Sie konnte sich nicht recht überwinden, diesem Aubry Earle zu vertrauen, und sie fürchtete insgeheim, er könnte sich anerbieten, ihr Führer zu werden. Das war schlimm genug gewesen in Norwich, wo sie Tante Celina vertraut hatte – und Roberto gehörte schließlich zur Familie. Earle hingegen war ein Fremder, und er hatte bereitwillig und in aller Öffentlichkeit die irdischen Bräuche fallengelassen, als es ihm in den Kram paßte. Louise schenkte ihm ein distanziertes Lächeln und führte ihre Schwester wieder zu den Sitzen zurück, was Genevieve widerspruchslos hinnahm. Die Liftkapsel besaß zehn Decks, und mit ihren Standardtickets hatten sie Zutritt zu vieren davon. Sie schafften es, Earle für den Rest der Fahrt aus dem Weg zu gehen. Obwohl ihr bewußt wurde, daß er offensichtlich die Wahrheit über die Menschen und ihre Privatsphäre gesagt hatte. Niemand nahm von ihnen Notiz, und niemand redete mit ihnen.
    Die Isolation mochte vielleicht sicherer sein, aber sie machte die zehnstündige Fahrt auch unglaublich langweilig. Sie verbrachten viel Zeit damit, den Ausblick aus den Fenstern zu genießen, während die Erde größer und größer wurde, und sich gelegentlich zu unterhalten. Louise schaffte es sogar, die letzten drei

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