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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Stunden zu verschlafen, indem sie sich in einem der großen Sessel zusammenrollte.
    Sie erwachte erst wieder, als Genevieve sie an der Schulter rüttelte. »Im Lautsprecher haben sie gerade angekündigt, daß wir jetzt in die Atmosphäre eintreten«, sagte Louises Schwester.
    Louise strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht und setzte sich auf. Andere Passagiere, die wie Louise gedöst hatten, wachten ebenfalls auf und regten sich. Sie löste ihre Haarspange, um die lange Mähne zu bändigen, und klipste sie anschließend wieder zusammen. Ihre Haare hatten eine Wäsche dringend nötig; das war eines der ersten Dinge, die sie erledigen würde, sobald sie erst gelandet waren. Das letzte Mal hatte sie sich richtig von oben bis unten auf dem Phobos gewaschen. Vielleicht war es an der Zeit für einen Friseurbesuch; kurze Haare waren viel leichter zu pflegen. Andererseits hatte sie soviel Zeit darauf verwandt, ihr Haar zu pflegen, daß ein Schnitt zum jetzigen Zeitpunkt beinahe dem Eingeständnis der Niederlage gleichgekommen wäre. Daheim auf Cricklade wiederum hatte sie genügend Zeit gehabt, ihr Haar jeden Tag ausgiebig zu bürsten, und eine Magd hatte ihr dabei geholfen.
    Was hab’ ich eigentlich damals den ganzen langen Tag gemacht?
    »Louise?« fragte Genevieve vorsichtig.
    »Was denn?« Louise hob eine Augenbraue angesichts des Tonfalls.
    »Versprich mir, daß du nicht böse wirst?«
    »Ich werde nicht böse.«
    »Es ist nur, daß du bis jetzt noch nichts gesagt hast.«
    »Was denn gesagt?«
    »Wohin wir gehen, nachdem wir gelandet sind.«
    »Oh.« Louise war ratlos. Sie hatte bisher nicht einen einzigen Gedanken an ihren Zielort verschwendet. Nur weg vom High York und diesem Brent Roi, das war ihre oberste Priorität gewesen. Jetzt mußte sie einen Ort finden, wo sie bleiben konnten und wo sie in Ruhe darüber nachdenken konnte, was als nächstes zu tun war. Und ohne ihren Prozessorblock zu konsultieren, fiel ihr nur ein einziger Name aus dem Geschichtsunterricht in der Schule ein, von dem sie sicher war, daß er noch existierte. »London«, sagte sie zu Genevieve. »Wir gehen nach London.«
     
    Der afrikanische Orbitalaufzug war der erste, den man errichtet hatte, eine technologische Errungenschaft, die von den verantwortlichen Politikern und GovCentral als ebenso bedeutungsvoll erachtet wurde wie die Entwicklung des ZTT-Antriebs. Typische selbstverherrlichende Rhetorik, trotzdem ein einigermaßen zutreffender Vergleich. Wie Aubry Earle erklärt hatte, bestand die Absicht dahinter darin, den gewaltigen schädlichen Auswirkungen zu begegnen, die die unzähligen Starts und Landungen von Raumflugzeugen auf die irdische Atmosphäre hatten. Im Jahre 2180, als der Orbitalaufzug endlich in Betrieb ging (acht Jahre später als geplant), war die Große Expansion in vollem Gange, und die Anzahl der Flüge in den Orbit hatte Ausmaße angenommen, daß die Meteorologen bereits fürchteten, die Armadastürme könnten noch gewaltvoller und vernichtender werden.
    Die Frage wurde akademisch. Als der Turm in Betrieb war, überstieg seine Frachtkapazität die der gesamten irdischen Flotte von Raumflugzeugen um nahezu dreißig Prozent. Erweiterungen wurden bereits geplant, noch bevor die erste Liftkapsel bis ganz zum Skyhigh Kijabe hinaufgefahren war. Vierhundertdreißig Jahre später war das ursprüngliche Kabel aus Monocarbonfaser nur noch eines von vielen Stützelementen im Zentrum des afrikanischen Aufzugs. Eine dicke graue Säule, die sich bis hinauf in die Unendlichkeit zu erstrecken schien, immun selbst gegen die allerstärksten Armadastürme. Die Oberfläche war umgeben von siebenundvierzig magnetischen Schienen, dem absoluten Maximum dessen, was die Konstruktion tragen konnte. Es war billiger, einen neuen Aufzug zu bauen, als den alten noch weiter aufzurüsten.
    Die unteren fünf Kilometer waren der dickste Abschnitt des Aufzugs. Hier verliefen die Schienen in Röhren, um die Liftkapseln vor den Stürmen zu schützen, wodurch der Aufzug unter fast allen nur denkbaren Wetterbedingungen in Betrieb bleiben konnte. Wo genau der Aufzug eigentlich endete und die Mount-Kenya-Station anfing, war nicht mehr genau festzustellen. Bei einem täglichen Frachtaufkommen von nahezu zweihunderttausend Tonnen und bis zu fünfundsiebzigtausend Passagieren war die Infrastruktur zur Abfertigung der Kapseln rings um die Basis des Aufzugs immer weiter in die Höhe gewachsen, ein richtiger eigener Berg. Achtzig Vakuumzugröhren liefen durch

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