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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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wegen des wunderbaren Haars der Schwestern – außer, daß es auf der Erde Mode war, Actives zwischen die Strähnen zu flechten. Ihre einteiligen Overalls waren zwar zeitgemäß, aber nicht unbedingt à la mode. Ja, die Oxford Street wäre eine ausgezeichnete Adresse, um Straßenkleidung zu kaufen, und man konnte sie nur empfehlen. Louise meinte, die Speicher ihres Prozessorblocks unter der Last der genannten Namen stöhnen zu hören. Das Schuldgefühl beim Bezahlen dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde.
    Als die beiden Schwestern wieder auf der Straße waren, lachten sie sich glücklich an. Genevieve hatte ein rotes Kleid mit einer tief dunkelroten Jacke dazu erstanden, während Louise sich für ein langes Kleid aus tiefdunklem Blau entschieden hatte aus einem Material, das eine Mischung aus Samt und Seide zu sein schien. Außerdem gab es eine kurze bernsteinfarbene Weste dazu, die den rechteckig ausgeschnittenen Hals noch betonte.
    »Es stimmt«, sagte Louise fröhlich. »Die Einkaufstherapie funktioniert tatsächlich!«
    Sie gingen nicht direkt zur Oxford Street, sondern machten erst in einem Salon am Ende der New Bond Street Station. Die Kosmetikerinnen veranstalteten ein unglaubliches Theater wegen der beiden, außer sich vor Entzücken über soviel Rohmaterial für ihre Arbeit. Der Besitzer höchstpersönlich eilte herbei, um die Operation zu leiten (selbstverständlich erst, nachdem ihre Kreditwürdigkeit verifiziert worden war).
    Zwei Stunden und mehrere Tassen Tee später (und nachdem sie das Personal mit einer gekürzten Version ihrer Reisen begeistert hatten) wurde Louise der Umhang abgenommen. Sie starrte in den Spiegel und konnte nicht glauben, daß sie ihr ganzes Leben lang mit ihrem widerspenstigen Haar verbracht hatte. Norfolks primitives System von Waschen, Spülen und Bürsten war barbarische Unangemessenheit. Unter den professionellen Auspizien des Salons war ihr Haar zu einer leuchtenden Mähne geworden, und individuelle Strähnen besaßen einen Schimmer wie von Sternenlicht, der sich über die gesamte Länge hinzog. Und es floß über ihre Schultern. Jeden einzelnen Tag ihres Lebens hatte sie das Haar mit Clips und Bändern an Ort und Stelle gehalten und manchmal der Dienstmagd befohlen, bunte Bänder hineinzuflechten. Flexitive machten all das überflüssig. Jetzt fiel ihr Haar wie von allein über die Schultern und blieb stets ordentlich und zusammen, wie frisch gebürstet. Und es bewegte sich weich und fließend, als wäre Louise von ihrer eigenen privaten Brise umgeben.
    »Du siehst einfach wundervoll aus, Louise«, sagte Genevieve plötzlich schüchtern.
    »Danke sehr.« Genevieves Haar war gestrafft worden, dunkel getönt, besaß mehr Glanz und war leicht nach innen gewellt. Auch ihre Frisur behielt die Form, ganz gleich, wie wild sie den Kopf schüttelte.
    Verkaufsstände reihten sich entlang der Straßenbarriere, voller Blechkram und Kleidung, billiger als das, was in den Läden angeboten wurde. Genevieve erspähte einen Stand, wo die magischen Stiefel unter dem Vordach baumelten. Slipstream-Stiefel, nannte der Verkäufer sie, während er nach einem Paar in Genevieves Größe suchte.
    Sie waren beliebt bei den Unter-Fünfzehnjährigen, weil man keine neurale Nanonik benötigte, um die reibungslosen Sohlen ein- oder auszuschalten.
    Louise kaufte sie unter der Bedingung, daß Genevieve mit dem Ausprobieren wartete, bis sie zurück im Hotel waren. Außerdem bekam ihre kleine Schwester noch ein Sternenstaubband. Als Genevieve das schmale Armband angelegt hatte und damit winkte, versprühte es einen feinen Puder winziger glitzernder Punkte, die langsam zu Boden sanken. Genevieve hob den Arm und drehte eine Pirouette, und eine Spirale von leuchtendem Sternenstaub wirbelte ringsum.
    Endlich kamen sie in der Oxford Street an. Größer und knalliger als die New Bond Street; riesige Kaufhäuser reihten sich aneinander, mit winzigen Spezialgeschäften und Schnellrestaurants dazwischen. Lebendig funkelnde Hologrammwerbung schwebte über den Bürgersteigen, heller als das grellheiße Sonnenlicht, das von einem wolkenlos blauen Himmel herabschien. Jedes Kaufhaus war in einen ewigen Krieg mit seinen Konkurrenten verstrickt, versprach niedrigere Preise, bessere Qualität, buntere Farben, modischere Schnitte, exklusive Modehersteller. Behauptungen und Gegenbehauptungen funkelten und blitzten so grell über den Köpfen, daß die Mädchen geblendet die Augen zusammenkniffen und die Schultern gegen die

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