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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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davon, doch es blieb nie lange an. Mit einer Ausnahme. Ein einzelnes Oval, das stetig brannte.
    Das Orgathé glitt begierig darauf zu. Zwei Flammen aus Lebensenergie brannten hinter der ovalen Scheibe. Die eine nackt, die andere von heißer Materie umgeben, und beide stachelten das Verlangen des Orgathé noch mehr an. Es schoß vorwärts.
     
    »SCHEISSE!« kreischte Tolton. Er sprang zur Seite und riß Tische und Stühle um. Dariat wich in die entgegengesetzte Richtung aus, gerade als das Orgathé das Fenster erreichte. Frost breitete sich aus wie ein lebendiges Ding, Blumen aus langem zerbrechlichem Kristall wuchsen rasend schnell, zuerst auf dem Glas, dann in den Raum hinein. Auf der anderen Seite des weißgrauen Belags bewegten sich Schatten wie dunkle, undeutliche Schlangen, dicker als ein menschlicher Torso, die aussahen wie Tentakel oder Zungen und wütend an der Außenfläche leckten. Das unverwechselbare kreischende Geräusch von etwas Hartem, Kratzendem durchdrang die Bar und übertönte sogar Toltons entsetzte Schreie.
    – Unternimm etwas! heulte Dariat auf.
    – Sag mir was, und ich mache es!
    Tolton kroch hastig auf Händen und Knien rückwärts davon. Er war außerstande, die Augen von der Scheibe abzuwenden. Die Tentakelumrisse zuckten und wanden sich voll rasender Wut, während sie gegen das Material ankämpften. Ein gestreßtes Krachen ertönte im Einklang mit einem tiefen dunklen Riß, der sich quer über der Scheibe bildete. Das Mobiliar klapperte und wanderte in willkürlichen Bahnen über den Boden. Gläser und Flaschen, die achtlos auf dem Tresen stehengeblieben waren, fielen zu Boden.
    – Es kommt durch! kreischte Dariat. – Es bahnt sich einen Weg hinein! Als er versuchte aufzustehen, bemerkte er zu seinem Entsetzen, daß ihm die Kraft dazu fehlte. Bleierne Müdigkeit hatte jedes Glied erfaßt.
    »Töte es!« bellte Tolton.
    – Wir könnten versuchen, ihm einen Stromstoß zu verpassen, sagte die Habitat-Persönlichkeit. – Genau wie bei den Besessenen.
    – Rede nicht, tu etwas!
    – Es könnte euch ebenfalls umbringen. Ich kann es nicht ausschließen.
    – Du bist ein Teil von mir. Glaubst du allen Ernstes, ich will von diesem Ding gefangen werden?
    – Wie du meinst.
    Die Persönlichkeit begann, ihre improvisierte Energieversorgung umzuleiten. Sie zog Strom von der Axialen Lichtröhre ab und von den Kavernen und fuhr die kostbaren Fusionsgeneratoren bis zum Maximum hoch. Elektrizität floß in das organische Leiternetz des Djerba-Sternenkratzers. Die Fenster des ersten Stocks erstrahlten in hellem Licht, während mechanische und elektronische Systeme zum Leben erwachten und Datenströme durch das Netz gepumpt wurden. Millisekunden später wiederholte sich der Vorgang im zweiten Stockwerk. Dann dem dritten. Dem vierten …
    Grelle Lichtspeere schossen aus den Fenstern des Djerba und durchbohrten die Dunkelheit draußen. Sie rasten Stockwerk um Stockwerk hinunter in Richtung der belagerten vierundzwanzigsten Etage. Die Persönlichkeit sammelte ihre wichtigsten Gedankenroutinen und stieß sie hinunter in den Sternenkratzer, ein Gefühl wie ein Sprung in einen pechschwarzen Brunnenschacht.
    Rings um das Fenster von Horner’s Bar hatte sich eine tote Zone ausgebildet. Der Polyp war so kalt, daß die Persönlichkeit die Temperatur nicht mehr kalibrieren konnte. Lebende Zellen in tieferen Schichten waren erfroren. Die Persönlichkeit konnte spüren, wie Vibrationen durch den Boden liefen, als das Orgathé draußen am Fenster kratzte und scharrte.
    Die Verbindungen des organischen Leiternetzes wechselten ihre Polarität, und Subroutinen deaktivierten ihre Sicherungen. Jedes Erg Energie von den Fusionsgeneratoren wurde in Horner’s Bar umgeleitet. Deckenstreifen aus elektrophosphoreszierenden Zellen flammten auf und überfluteten die Bar mit unerträglich grellem Licht. Die organischen Leiter hinter den Wänden schmolzen, und lange schmale Linien von Polyp flogen in einem Funkenregen heraus. Blitze zuckten durch die Luft, als eine tödliche Energieladung in die Außenwand schoß.
    Schon die Lebensenergie und die Hitze waren kaum zu ertragen gewesen, doch der Schlag mit dem Elektronenhammer war einfach zuviel. Das Orgathé zuckte vom Fenster zurück, und seine Anhängsel schlugen rasend um sich, während die gewaltigen Ströme fremder Energien in seinem Körper brannten. Einen kurzen Augenblick lang wurden gewundene chromschwarze Ranken sichtbar, die vor geschwungenen Klingen nur so starrten

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