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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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MSV hinterher.
    – Tarrug sei gedankt!
    – Unser Besucher sollte jetzt jede Sekunde über euren Horizont kommen. Vielleicht sehen deine Augen ja mehr als meine Sinneszellen.
    »Wisch das Glas frei«, sagte Dariat zu Tolton.
    Das Tischtuch verschmierte die Feuchtigkeit zu langen Schlieren. Winzige gefrorene Stellen wuchsen überall auf der restlichen Scheibe zu Eisblumen heran. Tolton schaltete zwei seiner Lichtstäbe ab und spähte zusammen mit Dariat nach draußen. Der Besucher kam über den Rand des Habitats. Das fremde Objekt zog dünne Spiralen aus zinnober- und indigofarbenem Licht hinter sich her, die sich in den Wasserschlieren brachen und substanzlos waberten, bevor sie zurücksanken in den Kern des Besuchers. Dann war nichts mehr zu erkennen als ein schwarzer formloser Klumpen im Gewebe des fremden Kontinuums, der über den dunklen rostfarbenen Polyp raste.
    Toltons schwaches Grinsen verriet seine ganze Unsicherheit. »Bin ich vielleicht paranoid, oder kommt es auf uns zu?«
     
    In der früheren Zeit, an dem anderen Ort, vor langer Zeit und unendlich weit entfernt, hatten sie sich Orgathé genannt. Heute hatten sämtliche Namen ihre Bedeutung und Wichtigkeit verloren. Oder vielleicht waren sie auch in etwas anderes übergegangen; so war das mit dieser grauenhaften Existenz. Viele andere trieben durch dieses lichtlose Kontinuum und teilten ihr Schicksal. Identität war nicht länger singular. Myriaden rassischer Merkmale waren verschmolzen und im Verlauf der Äonen zu einem einzelnen Singleton geworden.
    Ihre Entschlossenheit jedoch hatte sich absolut nicht verändert. Die Suche nach Licht und Kraft, die Rückkehr in die wunderbaren Höhen, aus denen sie einst alle gefallen waren. Ein Traum, der selbst in der Melange erhalten blieb. Heutzutage existierten nur noch wenige Formen außerhalb der Melange. Der Prozeß der Diminution erfaßte am Ende jegliches Leben und riß es in die Tiefe. Doch dieses hier hatte sich wieder erhoben, war von den Wogen des chaotischen Zufalls, der die Melange terrorisierte, nach oben geschleudert worden. Ausgespuckt, um durch die Dunkelheit zu streifen, solange es die Kraft dazu besaß. Der freibewegliche Zustand der Flüchtlinge war noch immer der des Orgathé, wenngleich die Essenz zahlloser anderer auf seinen Flügeln ritt. Die schimärenhafte Gestalt war ein armseliges Zerrbild der einstigen glorreichen Herren der Lüfte, deren Fürstentümer die schnellebigen Luftströmungen ihrer Heimatwelt gewesen waren.
    Und jetzt trieb dieses exotische Objekt vor ihm. Zusammengesetzt aus einer Substanz, wie sie nur in den ältesten Erinnerungen der Orgathé zu finden war. Erinnerungen aus der Zeit vor diesem dunklen Kontinuum. Wie eigenartig, daß es kaum die Vorboten seiner Erlösung erkannt hatte.
    Materie. Feste, organisierte Materie. Lebendig und mit einer Hitze von solcher Intensität, daß das Orgathé eine Weile benötigte, um sich an die Strahlung zu akklimatisieren, indem es sich selbst auf eine Ebene nahezu ekstatischer Wärme erhob. Es war unglaublich. Hinter der glühend heißen Oberfläche brannte eine Schicht Lebensenergie voller Macht und Vitalität. Das gesamte Objekt war eine einzige mächtige Entität. Und doch passiv. Verwundbar. Dies würde ein Festschmaus werden, der einen großen Teil der Melange für lange Zeit erhalten würde. Vielleicht reichte er sogar, um eine lokale Dispersion auslösen.
    Das Orgathé glitt nah an die Oberfläche des Objekts und spürte, wie das fremde Bewußtsein seiner Flugbahn folgte. Mächtige Wirbel aus Gedanken flossen darunter, während es sich in der Wärme aalte. Doch es gab keine Möglichkeit, an die überreiche Lebensenergie heranzukommen, die hinter der harten Schale wartete. Falls das Orgathé versuchte, sich einen Weg hindurchzukratzen, würde es verbrennen. Kontakt mit soviel Hitze für so lange Zeit würde es ganz bestimmt nicht ertragen. Doch das in ihm brennende Verlangen nach Nähe zu soviel vitaler Lebensenergie war schier überwältigend.
    Es mußte einen Weg hineingeben. Einen Spalt oder eine Lücke. Das Orgathé segelte über das Objekt und nahm Kurs auf die Stachel, die aus seinem Mittelbereich ragten. Sie waren dünner und schwächer als der Rest. Lange, hohle Spieße, die ihre Energie in das Dunkel abstrahlten. Die Lebensenergie war nicht so stark hier, und die Hitze nicht so intensiv. Jeder der Stachel war von Tausenden dunkler Ovale durchbrochen, Scheiben aus transparenter Materie. Licht blinkte kurz hinter einigen

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