Armageddon 05 - Die Besessenen
hat sich umgebracht. Allerdings sind immer noch mehrere von unseren Aktiven übrig. Zwei von ihnen haben mich angerufen, bevor der energistische Effekt ihre neuralen Nanoniken beeinträchtigte. Sie übernehmen die Treffpunkte einen nach dem anderen. Acht sind bereits in ihren Händen, einschließlich des lokalen Hauptquartiers der Arkologie im Leicester-Wolkenkratzer.«
»Zahlen?«
»Das ist die gute Nachricht. Vielleicht zehn Besessene in jedem Nest. Diese geistesschwachen Trottel heißen sie tatsächlich willkommen und tun alles, was man ihnen sagt. Ihre neuen Meister sitzen einfach da, halten sich bedeckt und feiern ein paar ziemlich derbe Orgien. Sie haben sichergestellt, daß sämtliche Elektronik in ihrer Umgebung abgeschaltet ist … nicht, daß sie viele Geräte hätten, die mit dem Netz in Verbindung stehen.«
»Ich wußte es. Sie verfolgen einen Plan.«
»Definitiv eine Infiltrationstaktik. Sie haben Fuß gefaßt, und jetzt warten sie ab.«
»Falls die Besessenen planen, sich über sämtliche Kuppeln New Yorks auszubreiten, dann müssen einige von ihnen unterwegs sein.«
»Ja, ich weiß. Und sie hatten es verdammt leicht in all dem Aufruhr. Im Verlauf der Unruhen, die nach dem Abschalten der Vakzüge aufgetreten sind, hatten wir eine Menge Vandalismus. Das macht es schwierig für die KI, Fehler und Abstürze in den Prozessoren zu lokalisieren.«
»Und wann werden Sie die Schlupfwinkel ausschalten?«
»Gute Frage. Ich wollte zuerst Ihre Meinung darüber einholen. Wenn ich jetzt zuschlage, dann werden alle gewarnt, die noch unterwegs sind, und in Deckung gehen. Damit wäre New York verwundbar.«
Westeuropa nahm den Stock von seinem Labrador und hielt inne. »Ja. Aber wenn Sie warten, bis die Besessenen jedes Nest übernommen haben, gibt es eine ganze Menge mehr von diesen Bastarden. Einer von ihnen wird unausweichlich durch die Absperrungen schlüpfen, und Sie sitzen wieder im gleichen undichten Boot wie vorher. Wie viele der Nester können Sie in Echtzeit überwachen?«
»Alle. Das ist bereits erledigt. Die Nester, zu denen ich keinen direkten Zugang besitze, werden von Agenten überwacht.«
»Dann haben Sie die Situation im Griff. Warten Sie, bis eine Gruppe von Besessenen vor einem neuen Nest auftaucht, und dann schalten Sie alle gleichzeitig aus.«
»Und was, wenn mehr als nur eine Gruppe Besessener unterwegs ist?«
»Ich bin zwar paranoid, aber meine Paranoia reicht völlig aus. An was für eine Zugriffsmethode hatten Sie gedacht?«
»Ein taktisches Team des GISD mit Tötungsbefehl. Wir löschen sie alle aus. Ich brauche keine Gefangenen zum Verhör. Fletcher Christian kooperiert immer noch mit den Wissenschaftlern vom O’Neill-Halo.«
»Wenn wir bedenken, was auf dem Spiel steht, würde ich einen Angriff mit einem Gammalaser vorschlagen. Wir würden zwar ringsum Verluste erleiden, aber es wäre längst nicht so schlimm wie ein Angriff mit den Orbitalplattformen. Hinterher schicken Sie die taktischen Teams zum Sichern und Aufräumen rein.«
»Einverstanden. Damit kann ich leben.«
»Vielleicht würden uns unsere illustren Kollegen in dieser Angelegenheit sogar das Vertrauen aussprechen.«
»Nicht einmal die Gentechnologen dieses Jahrhunderts können Schweine zum Fliegen bringen. Ich bereite den Angriff für null-dreihundert Eastern Standard Time vor.«
»Falls Sie Hilfe brauchen, pfeifen Sie.« Westeuropa lächelte zufrieden und schleuderte den Stock hoch in die Luft.
Nicht einmal B7 schaffte es zu verhindern, daß die Nachrichten von den Ereignissen in New York nach draußen in das globale Netz sickerten. Die Spekulationen hatten hohe Wellen geschlagen, seit die Vakzüge nach dem ›Zwischenfall‹ in Kuppel Eins abgeschaltet worden waren. Die Reporter hatten mehrere Aufstände eingefangen, und zwei der Medienleute waren während der Aufnahmen schwer verletzt worden, was ihren Sens-O-Vis-Übertragungen zusätzliche Würze verliehen hatte. Elf Stunden später war der nordamerikanische Commissioner einmal mehr vor die Presse getreten und hatte verkündet, daß die Untersuchungen abgeschlossen seien und man zu dem Ergebnis gelangt wäre, daß der Zwischenfall in der Grand Central Station nicht von Besessenen verursacht worden war. Es habe sich um einen professionellen Auftragsmord gehandelt, ausgeführt mit hochentwickelten Waffenimplantaten und in der Deckung eines Chamäleonanzugs. Gegenwärtig würde nach geschäftlichen Konkurrenten des verstorbenen Bud Johnson gefahndet, die
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