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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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angebunden.
    Auf Johans rundlichem Gesicht zeigte sich der gleiche leidende Ausdruck wie immer, und die tiefen Linien um Mund und Augen sahen aus, als wären sie von Geburt an dort gewesen. Auf seiner Stirn standen dünne Schweißperlen. »Jawohl, Sir. Ich bin bereit.«
    Luca kannte die beinahe rituelle Antwort auswendig. Johan war der Possessor von Mister Butterworth. Die physische Verwandlung von einem schwerfälligen, rundlichen Sechzigjährigen zu einem virilen Mittzwanziger war nahezu vollendet, obwohl einige der ursprünglichen Merkmale des Gutsverwalters sich scheinbar jeder Modifikation widersetzten.
    »Dann komm, wir wollen los.«
    Er stapfte aus der Halle und bedachte einige der Männer an der Tafel im Vorübergehen mit strengen Blicken. Johan erhob sich hastig und eilte hinter Luca her. Wer die visuelle Warnung erhalten hatte, stopfte sich rasch den letzten Rest Essen in den Mund und stand auf, um nur ja nicht zurückzubleiben.
    Ein Dutzend Männer folgten Luca in den Stall, wo sie sich unverzüglich daran machten, ihre Pferde zu satteln. Die Geländefahrzeuge des Gutshofes funktionierten zwar noch, doch sie wurden gegenwärtig nicht benutzt. Die Stromversorgung war in den wilden Zeiten beschädigt worden, und nur zwei Besessene in ganz Stoke County besaßen genügend Kenntnisse, um sie zu reparieren. Dementsprechend langsam kamen sie voran, und die wenige Energie, die aus den geothermischen Kabeln kam, war ausschließlich für die Traktoren reserviert.
    Luca hatte sein Pferd in zwei Minuten gesattelt; Schnallen und Riemen wanderten wie von selbst an die richtigen Stellen, ohne daß er nachdenken mußte – Grant Kavanaghs Wissen. Dann führte er die gescheckte Stute nach draußen in den Hof und an den Ruinen des zweiten, niedergebrannten Stallgebäudes vorbei. Die meisten Pferde, die Grants Tochter Louise während des Feuers freigelassen hatte, waren wieder zurückgekommen; noch immer verfügten sie über mehr als die Hälfte der ausgezeichneten Herde des Gutes. Gott sei Dank. Grant wußte, daß eine Zeitlang Nahrungsknappheit geherrscht hatte. Doch das wäre blutige Barbarei gewesen. Hund hingegen, Hund schmeckte gar nicht mal so übel.
    Er mußte langsamer reiten, als ihm lieb war, damit die anderen hinterherkamen. Die Freiheit der Hochebenen entschädigte ihn dafür. So, wie es sein sollte. Fast.
    Einzelne Farmen schmiegten sich an die Leeseiten der flachen Täler, massive Steinhäuser, die Schutz suchten gegen die arktischen Winter Norfolks. Sie standen wie willkürlich über das Gelände des gesamten Gutes verteilt. Die zugehörigen Felder waren inzwischen ausnahmslos gepflügt, und Traktoren brachten die zweite Saat aus. Luca war persönlich durch die Silos gegangen und hatte die Saat aus Gerste, Weizen, Mais, Hafer, einem Dutzend Sorten Bohnen und Gemüsen ausgewählt. Auf einigen Feldern schoben sich bereits die Keimlinge durch die Kruste und überzogen den fetten dunklen Boden mit einem hauchdünnen Schleier von üppigem Grün. Es würde eine gute Ernte werden; der nächtliche Regen, den sie herbeigewünscht hatten, würde dafür Sorge tragen.
    Grant war dankbar dafür, daß die Unterbrechung des Gutsbetriebes größtenteils oberflächlicher Natur gewesen war. Es hatte lediglich einer entschlossenen, führenden Hand bedurft, um alle und jeden wieder zurück an die Arbeit zu bringen.
    Je näher sie Colsterworth kamen, desto dichter standen die Farmen beieinander, und die Felder bildeten einen durchgehenden Gürtel. Luca führte seine Gruppe um den Stadtrand herum. Auf den Straßen herrschte geschäftiger Betrieb; die Stadtbewohner bemühten sich gleichermaßen, zur Normalität zurückzufinden. Nahezu jeder erkannte Luca, als er vorbeiritt. Sein Einfluß hier war nicht ganz so groß, obwohl sie seine Vorstellungen und Ziele übernommen hatten. Die Stadtbewohner hatten sich eine Art Rat gewählt, und dieser Rat war zu dem Schluß gekommen, daß Lucas Ziel, die grundlegende Infrastruktur des Distrikts wieder in Gang zu setzen, das richtige war. Die Mehrzahl der Stadtbewohner war einer Meinung mit dem Rat, und gemeinsam hatten sie angefangen, das Wasserwerk und die Kläranlage zu reparieren und die abgebrannten Waggons und Karren von den Straßen zu räumen. Ein paar Leute versuchten sogar, das Telephonnetz wieder instandzusetzen. Doch die wirkliche Macht des Rates gründete sich auf die Nahrungsmittelverteilung und sein Monopol darauf. Loyale Bürger hielten rund um die Uhr vor den Lagerhäusern

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