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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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verkauft.«
    »Wie romantisch«, sagte Marcella gedehnt.
    Luca reagierte nicht darauf. »Ich kann neues Getreide aus den Silos des Gutsbetriebes liefern. Aber …« Er ging zu einer der mächtigen Maschinen und zog einen Fünf-Pfund-Sack aus dem Abfüllmechanismus unter dem Trichterstutzen. Er bestand aus mehreren Lagen dickem Papier mit dem aufgedruckten Logo der Mühle auf der Vorderseite, einem roten und grünen Wasserrad. »Unser erstes Problem wird sein, neues Verpackungsmaterial für das Mahlgut aufzutreiben. Das hier stammt von einer Firma in Boston.«
    »Na und? Warum wünschen wir uns die Säcke nicht einfach herbei?«
    Luca fragte sich, wie sie dazu gekommen war, die Gruppe aus der Stadt anzuführen. Vielleicht hatte sie sich geweigert, mit dem Vorsitzenden zu schlafen? »Selbst wenn wir nur weißes Mehl für die Bäckereien produzieren und es in großen Säcken abpacken, reden wir hier von wenigstens zweihundert Stück am Tag«, erklärte er geduldig. »Außerdem benötigen wir Mehl für Kuchen und Pasteten, damit die Menschen zu Hause backen können. Das wären mehrere Tausend Tüten pro Tag. Und jede einzelne davon müßte individuell herbeigewünscht werden.«
    »Also schön, was schlägst du vor?«
    »Eigentlich hatten wir gehofft, daß ihr euch um eine Lösung kümmern würdet. Schließlich liefern wir das Fachwissen, um die Mühle wieder zum Laufen zu bringen, und obendrein das Getreide.«
    »Oh, danke.«
    »Nicht nötig. Wir leben schließlich nicht in einer kommunistischen Gesellschaft. Ihr kriegt die Ware nicht umsonst. Ihr werdet dafür bezahlen.«
    »Das Zeug gehört uns genauso wie euch.« Ihre Stimme war schriller und schriller geworden, bis sie klang wie ein entrüstetes Keifen.
    »Auch wir unterliegen Naturgesetzen.« Er grinste freudlos. »Frag deinen Wirtskörper, wenn du mir nicht glaubst.« Er bemerkte, daß seine Leute seine Amüsiertheit teilten (selbst Johans Stimmung heiterte auf), während sich die Städter angesichts der präsentierten Fakten unbehaglich wanden.
    Marcella betrachtete ihn mit offener Feindseligkeit. »Und wie sollen wir deiner Meinung nach bitteschön bezahlen?«
    »Irgendeine Art von Schuldschein, schätze ich. Arbeit, die ihr uns schuldet. Wir sind schließlich diejenigen, die das Getreide für euch anbauen.«
    »Und wir betreiben für euch die Mühle und transportieren das Zeugs über die halbe Insel.«
    »Gut, das ist ein Anfang, oder nicht? Ich bin sicher, in Colsterworth finden sich noch andere nützliche Handwerksbetriebe. Unsere Traktoren und Bodenbearbeitungsmaschinen müssen gewartet werden. Wir brauchen Ersatzteile. Alles, was jetzt noch fehlt, ist ein vernünftiger Tauschkurs.«
    »Ich muß zuerst mit dem Rat über diese Angelegenheit reden.«
    »Selbstverständlich.« Luca war vor der Wand angekommen, die die Abfüllanlage vom Mahlwerk trennte. Mehrere große elektrische Verteilerkästen bildeten ein eigenes Mosaik über den Ziegeln. Auf jedem Kasten leuchtete eine bernsteinfarbene Lampe. Luca drückte die Aktivierungsknöpfe in einer bestimmten Reihenfolge. Die großen Leuchtstoffröhren an der Decke flackerten und wurden hell. Sie erzeugten ein blauweißes Licht, das heller war als der Himmel draußen. Luca lächelte. Die Mittel und Wege zur Herrschaft über die alte Insel sickerten aus den Erinnerungen seines Wirts und lagen nun klar und deutlich in seinem Verstand.
    Das Gefühl von Zufriedenheit schwand, und eine neue Empfindung durchdrang von außen her seinen Wahrnehmungshorizont. Ringsum reagierten die anderen auf die gleiche Weise. Alle wandten sich instinktiv zur Außenwand, als wollten sie durch die Ziegelsteine hindurchsehen. Eine Gruppe von Neuankömmlingen näherte sich Colsterworth. Dunkle Gedanken glitten durch Norfolks geistige Atmosphäre wie drohende Sturmwolken.
    »Ich schätze, wir sehen besser nach«, sagte Luca. Niemand war anderer Meinung.
     
    Sie benutzten die Eisenbahn, um sich über die Insel zu bewegen, und hatten einen der einstigen funktionellen Pendlerzüge, die zwischen den Städten verkehrt waren, an ihre Bedürfnisse angepaßt. Jetzt kämpfte sich eine schnaufende dampfbetriebene Eisenfestung über die Schienen, die zwei Orient-Expreß-Waggons hinter sich herzog. Mehrere doppelläufige Flak-Kanonen waren auf Lafetten an beiden Enden des Zuges montiert, und der Lauf einer schweren Haubitze ragte aus dem kombinierten Führerhaus/Panzerturm über den Dampfkessel nach vorn.
    Unmittelbar außerhalb von Colsterworth, wo die

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