Armageddon 05 - Die Besessenen
fanden sich die subtileren Interferenzmuster anderer Raumverzerrungsfelder. Die Hellhawks von Valisk waren also ebenfalls da. Rocio rief sie freudig an. Die wenigen, die sich überhaupt die Mühe einer Antwort machten, wirkten niedergeschlagen. Die emotionalen Botschaften der meisten seiner Kameraden enthielten ein widerwilliges Sich-fügen. Es war ganz und gar nicht das, was Rocio erwartet hatte.
– Schön zu sehen, daß du einen Weg zurück zu uns gefunden hast, sagte Hudson Proctor. – Was hast du mitgebracht?
Die Affinitätsverbindung verschaffte Rocio Zugriff auf die Augen des Mannes. Er saß in einer der großen Ankunftshallen auf dem Andocksims und hatte einen guten Überblick über die wenigen Hellhawks, die gegenwärtig gelandet waren. Der Raum war in ein Vorstandsbüro verwandelt worden. Kiera Salter saß hinter einem gewaltigen Schreibtisch und hob in diesem Augenblick den Kopf, um ihn mit harten, forschenden Blicken anzustarren.
– Neues Fleisch, sagte Rocio. – Ich habe ihnen nicht gesagt, daß Valisk verschwunden ist.
– Gut. Gut.
»Die Organisation hat eigentlich keine Verwendung für diesen Abschaum«, antwortete Kiera, nachdem Hudson Rocios lautlose Antwort wiedergegeben hatte. »Dock hier an und bring sie von Bord. Wir werden uns um alles weitere kümmern.«
– Und was ist mit uns? fragte Rocio sanft. – Was wird nun aus uns?
»Ich habe euch der Flotte zur Unterstützung zugewiesen«, antwortete Kiera ausdruckslos. »Capone bereitet eine weitere Invasion vor. Die Hellhawks sind von größter Bedeutung für das Gelingen.«
– Ich habe aber keine Lust mehr auf Kampfeinsätze, nein danke. Dieses Raumschiff ist ein exzellenter Wirt für meine Seele, und ich plane nicht, ihn unnötigen Gefahren auszusetzen. Insbesondere jetzt nicht mehr, nachdem du keinen Körper mehr für mich hast, von dem ich Besitz ergreifen könnte.
Kieras Lächeln sollte wahrscheinlich Bedauern darstellen, doch Hudson verzichtete darauf, die Emotion über das Affinitätsband weiterzuleiten, und hielt den Austausch strikt neutral.
»Ich fürchte, wir befinden uns effektiv in einem Kriegszustand«, sagte Kiera. »Was bedeutet, daß ich dich nicht gebeten habe.«
– Willst du mir etwa Befehle erteilen?
»Ich biete dir eine ganz einfache Wahl. Du tust, was ich dir sage, oder du verschwindest und gehst zu den Edeniten. Und weißt du auch warum? Weil die Edeniten und wir die einzigen sind, die dir Nahrung geben können. Ich habe die volle Kontrolle über die einzige Nahrungsquelle in diesem Sternensystem. Ich, nicht Capone und nicht die Organisation. Ich allein. Wenn du verhindern möchtest, daß dein wunderbarer Wirt an Hunger eingeht, dann tust du ganz genau das, was ich dir sage. Als Gegenleistung lasse ich dich andocken und soviel von dem klebrigen Zeug in dich hineinpumpen, wie du vertragen kannst. Niemand sonst kann dich ernähren. Die Asteroiden der Nicht-Besessenen werden dich mit ihren strategischen Verteidigungsplattformen aus dem All blasen, sobald du dich auf weniger als hundert Kilometer näherst. Nur die Edeniten können dir helfen. Und sie verlangen einen Preis dafür, wie sie dir ganz ohne Zweifel auch schon gesagt haben. Wenn du mit ihnen kooperierst, hilfst du ihnen, die Natur der Wechselwirkung mit dem Jenseits zu verstehen. Sie werden herausfinden, wie sie uns verbannen können, und du und ich werden beide zurück in dieses infernalische Nichts gejagt. Also entscheide dich, Rocio, auf wessen Seite du stehst und für wen du fliegen willst. Ich verlange gar nicht, daß du und ich Freunde sind, ich will wissen, ob du gehorchst, das ist alles. Und ich will jetzt eine Antwort.«
Rocio weitete sein Affinitätsband aus, um sich mit den anderen Hellhawks zu beraten. – Hat sie uns tatsächlich in der Gewalt?
– Ja, kam die Antwort. – Wir sehen keine dritte Möglichkeit.
– Das ist ungeheuerlich. Ich bin glücklich mit meinem Wirt. Ich will nicht, daß er bei einem von Capones selbstsüchtigen Eroberungsfeldzügen zu Schaden kommt.
– Dann schütze dich, du erbärmlicher Bastard! rief Etchells. – Hör auf zu jammern und kämpfe für das, an was du glaubst. Ein paar von euch sind solche Waschlappen, daß sie ihre Wirte nicht verdienen!
Rocio erinnerte sich an Etchells. Er war stets begierig darauf gewesen, die Voidhawks abzufangen, die Valisk beobachtet hatten. Und als Capone zu Kiera gekommen war und sie um ihre Hilfe gebeten hatte, war er der erste gewesen, der es kaum erwarten konnte, in die
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