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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Königlichen Marine hatten mit Bulldozern ganze Sümpfe aus durchnäßtem Boden von der Straße geschaufelt, während die Armee über das Rückgrat der Halbinsel vorgerückt war. Manchmal lag der einzige geräumte und befahrbare Weg zwanzig Meter tiefer als die umgebende neue Landschaft, wie ein abgekühlter Lavafluß, der sich durch heiße Erosion in ein tiefes Tal gegraben hatte.
    Die Seitenwände der Schluchten waren mit chemischen Bindemitteln verfestigt worden, die zwar rasch zementierend wirkten, doch ihre anfängliche Stärke war mit einer limitierten Lebensdauer erkauft. Auffallendes Sonnenlicht wurde in smaragdene Refraktionsmuster zerlegt und zurückgeworfen, als die Stony darüber hinweghuschte. Die ursprünglichen Brücken waren ausnahmslos weggespült worden, und allenthalben ragten nackte Stützpfeiler in schiefen Winkeln aus dem trocknenden Schlamm. Von den Ersatzbrücken waren nicht zwei gleich. Schmale Gräben voll zäh dahinfließendem Schlamm wurden von einfachen Bogengerüsten aus monogebundenem Silizium überspannt. Architektonisch meisterhafte Hängebrücken mit einem einzigen Tragepfeiler überspannten halbkilometerbreite Lücken, und die hauchdünnen Kabel glitzerten in der klaren Luft der Dämmerung wie dünne Eiszapfen. Schwimmbrücken, lange Pontonreihen aus programmierbarem Silikon, trugen das gleiche Geflecht, aus dem auch die Straßen von Fort Forward gemacht waren, und führten über ganze Talböden.
    »Der finanzielle Aufwand für die Wiederinbetriebnahme dieser Straße beträgt annähernd zehn Millionen Kulu-Pfund pro Kilometer«, sagte Tim. »Das Dreißigfache des ursprünglichen Preises, und dabei verfügt sie nicht einmal über eine elektronische Verkehrsflußkontrolle. Sie wird wahrscheinlich noch an die Befreiung erinnern, wenn sich das Leben auf Mortonridge längst wieder normalisiert hat, obwohl gut achtunddreißig Prozent als Behelfskonstruktion klassifiziert sind. Die Bodentruppen nennen sie die ›Straße zur anderen Seite der Hölle‹.«
    »Man kann es natürlich auch von der optimistischen Seite aus betrachten«, sagte Hugh Rosler.
    Tim schaltete die Aufzeichnung auf Pause. »Wenn ich eine finden könnte, würde ich das ganz bestimmt«, sagte er. »Es ist schließlich nicht so, als wollte ich für die Besessenen Stimmung machen. Aber nach all dieser Zeit noch optimistisch zu sein ist vollkommen unmöglich. Hin und wieder müssen wir auch die Wahrheit sagen.«
    Hugh nickte in Richtung des rechteckigen Bullauges. »Ein Konvoi von Ichwills, sieh mal.«
    Eine lange Kolonne von Lastern und Bussen bewegte sich in nördlicher Richtung über die instandgesetzte Straße. Die Busse bedeuteten, daß es sich in der Hauptsache um Zivilisten handelte, ehemalige Besessene, die in Sicherheit gebracht wurden. »Ichwill« war der Spitzname, den die Reporter unter sich für die Ex-Besessenen geprägt hatten. Jedes Interview, wenn sie schwankend aus den Null-Tau-Kapseln torkelten, war die gleiche Litanei von Forderungen. Ich will ärztliche Behandlung, ich will Kleidung, ich will Essen, ich will meine Familie zurück, ich will einen sicheren Ort zum Leben, ich will mein altes Leben zurück. Und warum überhaupt habt ihr so lange gebraucht, um mich zu befreien?
    Nach einer Weile hatten die Reporter aufgehört, die Ex-Besessenen zu interviewen. Die Bevölkerung Ombeys entwickelte zunehmend Ablehnung gegen ihre Mitbürger wegen des offensichtlichen Mangels an Dankbarkeit.
    Zweihundertfünfzig Kilometer südlich der alten Feuerschneise war ein großes Sammellager am Rand der M6 entstanden, als wäre eine große Ladung Carbo-Beton aus der Straße ausgelaufen und hätte sich zu einer gewaltigen Pfütze ausgebreitet, bevor sie erstarren konnte. Eine einzelne schmale Straße führte vom Lager durch das offene Land davon. Vielleicht hatte unter dem erhärtenden Schlamm ursprünglich tatsächlich eine Straße gelegen, doch die Pioniere der Königlichen Marine hatten es vorgezogen, diese Möglichkeit zu ignorieren und ihre eigene Route direkt über neu vermessenes Gelände zu bauen und sich dabei strikt an die stabilsten Formationen zu halten. Ähnliche Etappen fanden sich entlang der gesamten M6, und überall führten ähnliche Nebenstraßen ab. Es waren die Nachschublinien für die Armee, die die Städte überrannten, nicht so sehr zum Nutzen der Serjeants an der Front, sondern eher für die Unterstützungstruppen und die Besatzungsstreitkräfte gedacht, die in ihrem Gefolge kamen.
    Dieser

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