Armageddon 06 - Der nackte Gott
lachte leise. »Hoffen wir, daß dein Sensor nicht mein Herz untersucht.«
»Was zur Hölle macht ihr eigentlich alle hier?« fragte Ivanov. »Ich habe die Blairs und die Benns bisher nur ein einziges Mal zusammen an einem Ort gesehen, und das war in einem Leichenschauhaus. Und da drüben stehen außerdem noch zwei MoHawks.«
»Wir passen auf unser Gebiet auf, Bruder. Diese Besessenen, sie gehören zu der Sekte. Und du findest keinen von diesen Bastarden hier unten, oder? Wir werden nicht zulassen, daß sie uns so zermalmen, wie sie es in New York oder in Edmonton getan haben.«
»Meint ihr nicht, die Polizei sollte sich darum kümmern?«
»Pah, die Polizei! Sie gehört zu GovCentral, und diese Scheißköpfe haben die Besessenen überhaupt erst auf die Erde gelassen! Dieser Planet besitzt die besten Verteidigungsanlagen in der gesamten Galaxis, und die Besessenen sind durch sie hindurchgegangen, als wären sie nicht existent! Willst du, daß ich dir erzähle, woran das liegt?«
»Guter Punkt«, sagte Banneth. »Diese Frage interessiert mich nämlich auch.«
»Und warum wurden die verdammten Vakzüge nicht richtig abgeschaltet?« fuhr die Bandenfrau fort. »Sie fahren immer noch nach Edmonton, obwohl es dort Besessene gibt, wie wir wissen. Ich habe das Sens-O-Vis von dem Kampf gesehen, es ist erst ein paar Stunden her, verdammt noch mal!«
»Kriminell«, stimmte Banneth ihr zu. »Sie wurden wahrscheinlich von irgendwelchen reichen Geschäftemachern bestochen.«
»Willst du mich verarschen, Schwester?«
»Wer, ich?«
Die Bandenfrau bedachte Banneth mit einem angewiderten Blick; sie wurde aus ihrem Verhalten nicht recht schlau. Dann deutete sie mit dem Daumen über die Schulter. »Geht schon weiter. Macht, daß ihr von hier verschwindet, alle zusammen. Ich hasse die verdammten reichen Spinner.« Sie blickte ihnen hinterher, während Louise und die beiden anderen durch den Ausgang verschwanden, und ein vages Gefühl von Unruhe regte sich in ihr. Irgend etwas stimmte nicht mit dieser Gruppe; die vier paßten überhaupt nicht zusammen. Aber egal. Solange sie nicht besessen waren – wen interessierte es da schon, zu welcher Orgie sie sich zusammengefunden hatten? Plötzlich erschauerte sie, als eine kalte Brise über den Bahnsteig wehte. Offensichtlich stammte sie von einer der großen Luftschleusen, die sich in diesem Augenblick geschlossen hatte.
»Das war schrecklich!« rief Genevieve, sobald sie in der großen Halle über den Bahnsteigen der Station angekommen waren. »Warum werden sie nicht von den Polizisten daran gehindert, so etwas mit den Leuten zu tun?«
»Weil es viel zuviel Schwierigkeiten gäbe für diese Uhrzeit«, sagte Ivanov. »Vergiß nicht, wir haben erst drei Uhr morgens. Außerdem schätze ich, daß die meisten Polizisten dort unten glücklich sind, daß die Vigilanten alles abkriegen, wenn ein Besessener aus dem Zug steigen sollte. Sie sind ein willkommener Puffer.«
»Ist denn GovCentral tatsächlich so dumm, daß die Züge nach Edmonton wieder verkehren?« fragte Louise.
»Nicht dumm, nur langsam. Vergessen Sie nicht, daß es die größte Bürokratie des Universums ist.« Er winkte in Richtung der Informationsblasen, die über ihren Köpfen schwebten. »Sehen Sie? Sie haben bereits einige Verbindungen unterbrochen. Und es wird nicht lange dauern, bis der öffentliche Druck sie zwingt, weitere Schritte zu unternehmen. Alles wird sich wie ein Schneeballsystem ausbreiten, sobald nur genug Menschen das Sens-O-Vis von Edmonton gesehen haben. Morgen um diese Zeit werden Sie Schwierigkeiten haben, ein Taxi zu finden, das Sie weiter als ein paar Straßenblocks bringt.«
»Glauben Sie, daß wir London wieder verlassen können?«
»Wahrscheinlich nicht.«
Die Art und Weise, wie er es sagte, war so endgültig, daß es nicht wie eine Meinung, sondern wie eine Feststellung klang. Wie immer schien er mehr Dinge zu wissen, als er überhaupt wissen konnte.
»Also schön«, sagte Louise. »Ich schätze, es ist besser, wenn wir unter diesen Umständen in unser Hotel zurückkehren.«
»Ich werde Sie begleiten«, sagte Ivanov. »Vielleicht treiben sich noch mehr von diesen Spinnern herum. Es wäre überhaupt nicht gut, wenn die Einheimischen herausfinden würden, daß Sie von Norfolk kommen. Wir leben in paranoiden Zeiten.«
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund mußte Louise an Andy Behoo denken und sein Angebot, ihr zur Staatsangehörigkeit von GovCentral zu verhelfen. »Danke sehr.«
»Was
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