Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
sahen ziemlich schlimm aus.«
»Mach dir deswegen keine Gedanken. Lenny hat drei Jahre an der Medizinhochschule hinter sich gebracht, bevor wir uns entschlossen haben, Harrisburg den Rücken zuzukehren. Er ist so gut wie jeder andere Arzt auch. Und er hat eine Menge Erfahrung mit dieser Art von Wunden. Sie sind typisch für Zusammenstöße mit den Behörden.«
»Ich kann einfach nicht glauben, dass man euch vertrieben hat.«
»Niemand kann das, bis es einem selbst passiert. Oh, es ist nicht so schlimm – bis jetzt jedenfalls. Wir Juden blicken auf eine lange Geschichte von Verfolgungen zurück, genau genommen sind Verfolgungen unsere Geschichte. Wir wissen, wie es in Harrisburg weitergehen wird. Besser, man verschwindet, bevor es steil nach unten geht.«
»Wohin wollt ihr?«
»Nach Tasmal wahrscheinlich. Viele unserer Leute sind im Verlauf der letzten zehn Jahre dorthin gegangen, zur Hölle mit den Siedlungsquoten des Ministeriums. Wir bilden fast schon eine Mehrheit in Tasmal, das neueste der neuen Jerusalems.«
»Aber das liegt auf Dayall! Es sind wenigstens sechstausend Kilometer bis dorthin.«
Jane lachte. »Das gelobte Land liegt niemals gleich hinter dem nächsten Hügel. Auch das kennen wir aus unserer Geschichte.«
»Es tut mir Leid.«
»Kein Problem. Uns wird schon nichts geschehen. Wir sind schlau genug, um früh auf die Reise zu gehen. Die halsstarrigen, diejenigen, die bleiben, werden diejenigen sein, die zu leiden haben.«
Amanda ließ den Blick über den vertrauten Hof schweifen. Die Bäume, die leise im warmen Wind raschelten, waren gut fünf Meter höher als zu der Zeit, da sie ein Mädchen gewesen war. Drüben in der Ostecke gab die Brunnenpumpe ihr übliches Geklapper von sich, während sie die Zisternen nachfüllte. Das rote Tonziegeldach der langen Scheune war noch tiefer eingesunken, als ein weiterer Jahrgang rotblühender Joycevine eine weitere schwere Schicht von Zweigen und Ästen darauf abgeladen hatte. Nicht Blake verschließt sich vor der Außenwelt, erkannte sie zögernd. Ich lebe so behaglich hier, dass ich in einer Illusion aufgehe. Das Einzige, das für jemanden von Bedeutung ist, der auf einer Farm lebt, ist die Farm. Bis zum heutigen Tag.
»Du gehst besser in den Obsthain zurück«, sagte Jane. »Die Äpfel müssen immer noch gepflückt werden, daran hat sich nichts geändert.«
»Richtig.« Amanda warf einen unruhigen Blick in Richtung Küchentür. »Und was willst du tun?«
»Ich räume hier auf.« Jane musterte die Blutflecken auf der Pritsche des alten Pick-up. »Ich hole den Wasserschlauch und wasche sämtliche Spuren weg. Besser, wenn wir vorsichtig sind. Die Harrisburger Polizei sucht bestimmt nach ihm, und wir wissen nicht, was aus den Hunden geworden ist.«
Amanda war nicht einmal böse, weil jemand ihr auf ihrer eigenen Farm sagte, was sie zu tun hatte. Sie kehrte in den Obsthain zurück und berichtete den Pflückern, dass Blake unterwegs einen Verletzten aufgegabelt hatte, der nun von Lenny versorgt wurde. Die Pflücker schienen es fast ohne jede Neugier zu akzeptieren.
Es dauerte noch eine gute Stunde, bevor Blake nach draußen kam und berichtete, dass Lenny fertig war. Jane hatte ganze Arbeit geleistet und jeden Beweis weggewaschen. Der Pick-up stand inzwischen wieder an seinem üblichen Platz neben dem Tor. Die Pritsche war sauber, und auch auf dem Hof war nicht ein einziger Blutfleck zurückgeblieben, nichts außer einem großen nassen Fleck. Jane hatte ein kleines Lagerfeuer entfacht.
Die Küche war ebenfalls wieder sauber und roch stark nach Bleichmittel. Fakhud saß auf einem der hochlehnigen Stühle am Tisch. Sein grüner Overall war einem verblassten grünen T-Shirt und schwarzen Denimhosen gewichen. Amanda erkannte beides als Blakes Kleidung wieder. Beide Beine waren in einen blassgelben Verbandschaum gehüllt, der zu einem starren Panzer verhärtet war.
Lenny nickte ihr schweigend zu, während er nach draußen ging.
»Er redet nicht viel«, begann Fakhud. »Aber er ist ein exzellenter Arzt. Ich schätze, es liegt eine gewisse Ironie in der Situation. Er verarztet mich … wir sind wohl kaum Verbündete.«
»Ihr seid Menschen«, entgegnete Amanda.
»Ah. In der Tat, das sind wir. Sie beschämen uns beide, werte Frau.«
»Nun, das ist bald vorbei. Sie sind fit genug, um weiterzuziehen. Ich möchte, dass Sie jetzt von hier weggehen.«
»Selbstverständlich. Ich habe Ihnen bereits viel zu viele Umstände bereitet.«
»Warten Sie noch einen
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