Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
Obsthains davon. Der Hund blickte ihr hinterher, doch außer seinem Kopf bewegte sich nichts.
Sie waren Polizisten. Ihre charakteristischen blau-grauen Uniformen waren bereits aus einer Entfernung von mehreren Hundert Metern zu erkennen. Amanda wartete geduldig, während die vier Pferde ohne Eile herangetrabt kamen. Sie hasste die offensichtliche Arroganz, mit der sie sich näherten; sie fühlte sich unbedeutend, nicht wert, eine Anstrengung zu unternehmen.
Sergeant Derry führte die Gruppe an, eine dunkelhäutige Frau, die sicherlich doppelt so viel wiegen musste wie Amanda. Sie war nicht dick, sondern einfach nur muskulös. Amanda fragte sich, was für eine Körperchemie diese Frau besitzen musste, um derart groteske Muskeln zu entwickeln. Sie besaß ohne Zweifel gleich mehrere Hormondrüsenimplantate. Der weiß-beige gescheckte Hengst war genauso gebaut und trug sie ohne erkennbare Mühe. Die drei Constables in Sergeant Derrys Begleitung waren gewöhnliche Männer.
»Sie sind die Besitzerin dieser Farm?«, fragte Sergeant Derry.
»Das ist richtig.«
»Hmmm.« Sergeant Derrys optronische Linse blitzte auf, und winzige grüne und rote Schrift rollte über ihre rechte Iris. »Amanda Foxon. Sie leben alleine hier, seit Ihr Ehemann gestorben ist. Ihr Großvater hat das Land nach dem ersten Siedlungsgesetz erhalten.« Sie grinste und drehte sich im Sattel um, während ihr Blick über den Farmhof und die umliegenden Obsthaine schweifte. »Sehr hübsch. Sehr gemütlich. Ihre Familie scheint ganz gut über die Runden gekommen zu sein, Amanda Foxon.«
»Danke sehr.« Die Pflücker kamen, angeführt von Jane, auf den Hof. Selbst ihre Anwesenheit ließ Amandas Zuversicht nicht steigen.
»Schön, schön.« Sergeant Derry grinste die Leute an. »Wollen doch mal sehen, was wir hier haben. Das muss der traurigste alte Haufen von Juden sein, den ich seit langem gesehen habe. Ich hoffe wirklich, dass ihr alle eure ID-Chips bei euch habt.«
»Haben wir«, antwortete Jane.
Es war die schreckliche Müdigkeit in Janes Stimme, die Amandas Wut anstachelte, die Hoffnungslosigkeit der ewig Verfolgten. »Sie arbeiten für mich«, bellte sie zu Sergeant Derry hinauf. »Und ich habe keinerlei Beschwerden.«
»Ich bin wirklich froh, das zu hören«, antwortete die Beamtin. Sie sah die Pflücker einen nach dem anderen an, während ihre optronische Linse die Gesichter speicherte. »Aber wir können nicht vorsichtig genug sein mit diesem Gesindel, meinen Sie nicht?«
»Sie werden wohl Recht haben, wenn Sie es sagen.«
»Woher kommt ihr?«
»Ich bin aus Harrisburg«, sagte Jane. »Aus dem Vorort Manton.«
»Ich kenne Manton. Ihr Juden habt diesen hübschen Flecken in ein Drecksloch verwandelt. Was habt ihr hier zu suchen?«
Jane lächelte. »Wir arbeiten bei der Ernte mit.«
»Komm mir nicht mit frechen Sprüchen, Miststück.«
Der Hund knurrte. Es war ein dunkles Rumpeln, während er die schwarzen gummiartigen Lefzen zurückzog und lange gelbe Reißzähne entblößte. Jane zuckte zusammen, doch sie blieb tapfer stehen.
»Es sind meine Erntehelfer«, sagte Amanda mit Nachdruck. »Ich habe sie gebeten, mir zu helfen, und sie sind ausgezeichnete Arbeiter. Ihr Privatleben geht Sie überhaupt nichts an.«
»Falsch, Amanda Foxon, ganz falsch. Was dieses Pack privat zusammenbraut, ist stets eine Sache der Polizei.«
»Machen Sie sich nicht lächerlich.«
»Mache ich das? Sie leben auf Harrisburger Land, und Sie gehören zu den ursprünglichen Familien, also nehme ich an, Sie und Ihr Sohn sind Christen, nicht wahr?«
»Nein. Wir sind Atheisten.«
Sergeant Derry schüttelte umständlich den Kopf. »So funktioniert das nicht. Irgendwann werden Sie es verstehen. Wenn sie erst Gefallen an diesem Landstrich finden, dauert es keine fünf Jahre, bis jeder Ihrer Nachbarn ein verdammter Jude ist. Sie sind wie eine gottverdammte Invasionsstreitmacht. Fragen Sie die anständigen Leute, die früher in Manton gelebt haben. Sie bringen die einheimischen Schulen dazu, ihren Glauben zu lehren, ihre Händler fallen ein und errichten eigene Geschäfte, und Sie werden ausgeschlossen. Diese Farm hier wird vertrocknen, bis eine koschere Familie sie zu einem Preis weit unter Wert übernimmt, weil niemand sonst sie anrühren mag. Der einzige Weg, wie Ihr kostbarer kleiner Sohn Guy überleben kann, führt über Beschneidung und die Bar-Mizwah.«
»Sie sind erbärmlich, wissen Sie das?«
»Wir werden sehen. Wenn Sie je einen Blick über den Rand Ihres
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