Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
dunkle Stoff der Hose war zerrissen und glänzte vor Blut.
»Verdammt!« Amanda begann zu rennen. Die beiden jungen Pflücker waren ein gutes Stück schneller als sie.
Der Mann, den Blake mitgebracht hatte, war Ende zwanzig und trug einen einteiligen dunkelgrünen Overall mit einem kunstvollen Company-Logo auf der Brusttasche. Eine sehr schmutzige braune Weste mit zahlreichen Werkzeugtaschen schlackerte um seinen Oberkörper. Seine Haut war dunkel genug, um ihn als Latino-Abkömmling zu verraten; dunkles lockiges Haar umrahmte ein rundes Gesicht mit einer breiten Nase. Er war nicht besonders groß, kleiner als Amanda, und seine Glieder waren sonnenverbrannt.
Amanda starrte schockiert auf die Wunden an seinen Beinen und das blutige Tuch, mit dem sie notdürftig verbunden waren. »Blake, was zur Hölle ist passiert?«
»Ich hab ihn gleich neben der Hauptstraße gefunden«, sagte Blake. »Er sagt, sein Pferd hätte ihn abgeworfen. Ich hab ihn verbunden, so gut es ging.« Blake warf einen besorgten Blick zu Lenny. »Habe ich alles richtig gemacht?«, fragte er.
»Ja.« Lenny nickte langsam, während er mit den Händen die verwundeten Beine des Fremden betastete und hier und da vorsichtig drückte. Schließlich blickte er zu Amanda auf. »Dieser Mann ist nicht vom Pferd gefallen. Das hier sind Bissspuren. Irgendeine Art Hund, würde ich sagen.«
»Blake!« Amanda hätte am liebsten nach ihm geschlagen. Vielleicht sollte sie ihn auch von der Farm verjagen. Wie konnte er nur so verdammt dumm gewesen sein! »Um Himmels willen, Blake, was hast du dir dabei gedacht, ihn hierher mitzubringen?«
»Was hätte ich denn sonst tun sollen?«, entgegnete er halsstarrig.
Es war die Anstrengung nicht wert, einen Streit darüber anzufachen. Blake würde niemals zugeben, dass er sich geirrt oder einen Fehler begangen hatte. Es war sein grundlegender Fehler. Er war unfähig zu lernen, außerstande vorauszudenken.
Blake war einer von Arturs entfernteren Verwandten, den der Rest der Familie ihr aufgedrängt hatte, weil alle überzeugt gewesen waren, dass eine Frau die Farm nicht alleine unterhalten konnte. Es gibt drei Obsthaine, hatten sie argumentiert, mit mehr als fünfhundert Bäumen. Guys ganze Zukunft. Du wirst es niemals allein schaffen, die Bäume zu beschneiden, zu düngen und richtig zu bewässern, nicht mit den anderen Obstplantagen und der ganzen Maschinerie, die auch noch gewartet werden muss. Also war Blake auf die Farm gekommen, um bei ihr und Guy zu leben. Er war zweiundzwanzig und zu still, um als Hitzkopf zu gelten, doch er konnte erstaunlich starrhalsig sein. Doch ihr größter Fehler war es natürlich gewesen, ihn in ihr Bett zu lassen. Er hatte es als eine Art Partnerschaftsangebot interpretiert, das ihm die gleiche Stimme verlieh, wenn es darum ging, wie die Farm zu leiten war. Doch die Nächte hier draußen auf dem Land waren schmerzhaft einsam, und Arthurs Beerdigung lag neunzehn Monate zurück. Es war nicht einmal der Sex, der ihr gefehlt hatte, nur die Wärme und Berührung von jemandem, der bei ihr lag, der Trost, den sie aus einem lebendigen Körper zog. Bis jetzt war es ihr gelungen, jeden aufwallenden Zorn über sein neues Verhalten zurückzuhalten, doch diese Dummheit konnte sie nicht übergehen.
»Nun?«, beharrte Blake.
Amanda warf einen Blick zu Jane und Lenny, die darauf warteten, dass sie Anweisungen erteilte. Das Blut des Fremden tropfte auf den nackten, festgetretenen Boden des Hofs, wo es schwarze Flecken hinterließ.
»Also gut, Lenny, bring die Blutung zum Stoppen und versorge ihn, so gut du kannst. Sobald er das Bewusstsein wiedererlangt hat, wirst du ihn nach Knightsville fahren, Blake. Setz ihn meinetwegen am Bahnhof oder beim Krankenhaus ab oder wo immer er will. Und danach ist er nicht mehr unser Problem.«
Sie wagte nicht, die beiden Pflücker anzusehen, aus Furcht, ihre Anordnung könnte eine Rebellion auslösen. Gib ihnen gar keine Chance, sich zu weigern, sagte sie sich. »Lenny, du und Blake nehmt ihn bei den Beinen. Seid vorsichtig, ja? Jane, hilf mir bei den Schultern. Wir tragen ihn in die Küche und legen ihn dort auf den Tisch. Es ist einfacher, ihn zu behandeln, wenn er dort liegt.«
Die Pflücker setzten sich zögernd in Bewegung und gaben ihrem Missmut durch völliges Schweigen Ausdruck. Amanda kletterte auf die Pritsche des Pick-up und kniete neben dem Verletzten nieder. Sie schob die Hände unter seinen Rücken, um ihn anzuheben, und spürte einen harten Gegenstand in
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