Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
ihr Haar frisieren sollen, wenn es erst einmal gründlich gewaschen ist.
Laurus erteilt einen Schwall von Instruktionen an seinen Majordomus, betreffend neue Kleidung, Bücher, Spielsachen und weiche Möbel sowie eine Krankenschwester für Jante. Laurus fühlt sich beinahe rechtschaffen. Nur wenige Gefangene haben es jemals so gut gehabt.
Am nächsten Morgen platzt Torreya in Laurus’ Schlafzimmer. Ihre kleine Gestalt ist so voller ausgelassener Energie, dass er sich bei ihrem Anblick augenblicklich lethargisch fühlt. Sie hat die Dienstmagd abgefangen und bringt ihm das Frühstück.
»Ich bin schon seit Stunden auf!«, ruft sie fröhlich. »Ich habe den Sonnenaufgang über dem Meer beobachtet. Ich hab ihn noch nie vorher gesehen. Wussten Sie, dass man die ersten Inseln des Archipels vom Balkon aus sehen kann?«
Sie scheint die nackten Leiber von Camassia und Abelia überhaupt nicht zu bemerken, die rechts und links von ihm auf dem Bett liegen. Diese freimütige Akzeptanz bringt Laurus zum Nachdenken; ein oder zwei Jahre noch, und sie wird selbst Brüste entwickeln.
Laurus schätzt, dass er sich für seine hundertzwanzig Jahre recht gut geschlagen hat. Er ist der eisigen Umklammerung der Entropie mit all der Verachtung begegnet, die sich nur jemand mit so viel Geld leisten kann, wie er es hat. Doch die biochemischen Kuren, die seine Haut dick und sein Haar voll halten, die Gentherapie, die seine Organe regeneriert, sie können keine Wunder vollbringen. Die voranschreitenden Jahre hatten sein Sexualleben praktisch zum Erliegen gebracht. Heute begnügt er sich damit, den beiden jungen Frauen zuzusehen. Und zu beobachten, wie Torreyas ihre Unschuld unter den geschickten Händen Abelias und Camassias verliert, wird sicherlich ein wunderbares Schauspiel sein. Es wird nicht so lange dauern, bis seine Techniker das Geheimnis der Candyknospenmaschine gelöst haben.
»Ich kenne die Inseln«, sagt er zugänglich, während Camassia das Tablett entgegennimmt. »Meine Company liefert für die meisten davon das Korallenfundament.«
»Wirklich?« Torreya schenkt ihm ein sonnenhelles Lächeln.
Laurus ist gefesselt von ihrem lieblichen Aussehen, jetzt, nachdem sie gebadet und zurechtgemacht ist. Sie trägt ein spitzengesäumtes weißes Kleid, und ihr Haar hat einen französischen Schnitt. Ihr zartes Gesicht leuchtet vor Begeisterung. Er staunt nicht wenig; ein Geist, der sich an so etwas Elementarem wie einem Sonnenaufgang erfreuen kann. Wie viele Sonnenaufgänge hatte er in seinem Leben schon beobachtet?
Sorgsam misst Camassia die Milch in Laurus’ Tasse ab und gießt dann Tee aus einer silbernen Kanne hinein. Wenn sein Morgentee nicht ganz genau richtig ist, leiden alle bis weit nach dem Mittagessen unter seiner Gereiztheit. Torreya bringt einen kleinen Porzellanteller zum Vorschein, als Abelia beginnt, Laurus’ Toast mit Butter zu bestreichen. Auf dem Teller liegt eine Candyknospe. »Jante und ich haben sie extra für Sie gemacht«, sagt sie und kaut gespannt an ihrer Unterlippe, während sie ihm den Teller hinhält. »Es ist ein Dankeschön, weil Sie uns aus Longthorpe weggeholt haben. Jantes Daddy hat gesagt, man soll sich immer bedanken, wenn jemand nett zu einem ist.«
»Du nennst ihn immer Jantes Daddy«, sagte Laurus. »Ist er denn nicht auch dein Vater?«
Sie schüttelt langsam den Kopf. »Nein. Ich weiß nicht, wer mein Daddy war. Mummy wollte es nie sagen.«
»Dann habt ihr die gleiche Mummy?«
»Das ist richtig. Aber Jantes Daddy war nett. Ich hab ihn gerne gehabt.«
Laurus nimmt die Candyknospe in die Hand, als ihm plötzlich dämmert, was sie da gesagt hat. »Ihr habt diese Knospe heute Nacht gemacht?«
»Ja.« Sie nickt strahlend. »Wir wissen, wie gerne Sie die Knospen mögen, und sie sind das einzige Geschenk, das wir haben.«
Unter Torreyas erwartungsvollen Blicken steckt sich Laurus die Candyknospe in den Mund und beginnt zu kauen. Sie schmeckt nach schwarzen Johannisbeeren.
Laurus war ein kleiner Junge an einem tropischen Strand, der ganz allein an der Küste entlang und durch den Dschungel rannte, wie es seinem Herzen beliebte. Seine nackten Füße stampften durch den pulvrigen Sand. Der palmenbeschattete Strand erstreckte sich bis in alle Ewigkeit, und die Wellen waren perfekt zum Surfen. Er rannte und schlug Räder aus lauter Freude, und seine geschmeidigen Glieder reagierten ohne Mühe. Wann immer ihm zu warm wurde, sprang er in das erfrischende klare Wasser der Bucht und schwamm
Weitere Kostenlose Bücher