Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
übergeben. Er rannte aus dem Schlafzimmer nach draußen, blind, zusammengekrümmt vor Krämpfen. Seine wilde Flucht führte ihn nach draußen, wo er stolperte und der Länge nach auf den feuchten Boden schlug. Er weinte und hämmerte mit den Fäusten gegen die Erde, mehr Tier als Mensch.
Ein angestrengtes knarrendes Geräusch ließ ihn herumfahren. Trotz der tränenverschmierten Augen sah er, wie der Felsen ganz oben auf dem Grab aufbrach. Ein winziger Arm kam zum Vorschein. Dünne Splitter von Fels segelten nach allen Seiten davon. Hand und Arm arbeiteten an der Vergrößerung des Loches. Schließlich kam in abgehackten Bewegungen ein nackter Homunkulus zum Vorschein und verstreute weitere Bruchstücke in sämtliche Himmelsrichtungen. Selbst die Eier der Xenos waren imstande, sich an die Umwelt anzupassen …
Miran beobachtete dumpf, wie der Homunkulus über den Steinhaufen nach unten kletterte und sich zu den beiden anderen humanoiden Wesen gesellte, die am Fuß des Grabes warteten.
In der Heimstadt war es das sicherste gewesen, die Gestalt eines geliebten Objekts anzunehmen. Doch draußen im Tal bedeutete Überleben, das man der rücksichtsloseste Räuber von allen sein musste.
Die drei Homunkuli hoben das Lasergewehr. »Hasse dich«, spuckte der eine bösartig. Dann hämmerte er mit der kleinen Faust auf den Auslöser.
Miran konnte nicht glauben, dass sein eigenes Gesicht zu einem Ausdruck derartiger Wut imstande war.
Chronologie
2420 – Ein Scoutschiff von Kulu entdeckt den Ruinenring.
2428 – Germinierung des BiTek-Habitats Tranquility im Orbit um den Ruinenring durch Prinz Michael Saldana.
2432 – Prinz Michaels Sohn Maurice wird durch genetische Manipulation mit dem Affinitätsgen geboren. Thronverzichtskrise von Kulu. Krönung Lukas Saldanas. Prinz Michael geht ins Exil.
Tropicana
2447
Die Leben und Lieben der Tiarella Rosa
(The Lives and Loves of Tiarella Rosa)
Tropicana war von einer deutlichen Aura der Fremdartigkeit umgeben, sowohl vom Erscheinungsbild her, als auch was die Menschen betraf, die sich auf dieser Welt niederließen. Eason bemerkte es, als er noch auf dem Landeanflug vom Orbit herunter war.
»Es sind viel mehr Inseln als bei meinem letzten Besuch vor fünfzig Jahren«, sagte Ashly Hanson, der Pilot des Raumflugzeugs. »Die Einwohner scheinen ständig neue zu bauen, schätze ich. Sie fahren immer noch ziemlich auf BiTek ab.«
»Das habe ich auch gehört.« Tropicana war nicht Easons Idealvorstellung von einem Planeten, doch sie war das Ziel der Lord Fitzroy, des einzigen Schiffes für einen Zeitraum von dreißig Stunden, das den Quissico-Asteroiden verlassen hatte. Und Zeit war ein kritischer Faktor gewesen. Sie war Eason rasch ausgegangen.
Er hielt inne, als ihm dämmerte, was der Pilot gesagt hatte. »Was meinen Sie eigentlich mit ›vor fünfzig Jahren‹?«, fragte er.
Ashly Hanson war ein kleiner, drahtiger Mann mit einem Schopf aus geraden braunen Haaren, die über seine Ohren hingen. Sein Gesicht zeigte ein nahezu permanentes bewunderndes Grinsen – als sei das Universum nur zu dem einen einzigen Zweck erschaffen worden, ihn zu unterhalten. Doch Hanson konnte unmöglich älter als fünfundvierzig Jahre sein, nicht einmal dann, wenn er genetisch verändert worden war.
»Ich bin ein Zeitspringer«, erklärte er mit dem Grinsen von jemandem, der eine unglaubliche Geschichte zum Besten gibt. »Ich verbringe fünfzig Jahre in Null-Tau-Stasis, dann komme ich heraus und sehe mich fünf Jahre lang um, wie die Dinge sich entwickelt haben. Als Besatzungsmitglied eines Raumschiffs kommt man hübsch herum.«
»Sie machen Witze.«
»Nein. Ich habe im guten alten 2284 damit angefangen, und jetzt bin ich auf einer Einbahnstraße in die Ewigkeit. Es hat sich so einiges verändert, das kann ich Ihnen sagen. Wissen Sie, ich bin genau genommen älter als die ganze Konföderation.«
»Herr im Himmel!« Es überstieg Easons Vorstellungsvermögen.
Ashlys bewunderndes Lächeln kehrte zurück. Vor der Frontscheibe des kleinen Raumflugzeugs flachte der Horizont immer weiter ab, je mehr sie an Höhe verloren. Voraus lag der einzige Streifen bewohnbares Land, den es auf Tropicana gab. Eine schmale braun-grüne Linie erstreckte sich am Horizont über dem türkisblauen Wasser, achthundert Kilometer lang, nirgends mehr als fünfzig Kilometer breit, genau auf Äquatorhöhe und in Nord-Süd-Richtung verlaufend. Eine geologische Kuriosität auf einer tektonisch anomalen Welt.
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