Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
Geräusch verursacht hatte.
Eine der Bodenplatten aus Komposit war hochgeschoben worden und nach hinten übergekippt wie ein Sargdeckel. Darunter befand sich eine dunkle Höhle. Und das war ganz, ganz schlecht. Sie hatten die Heimstatt auf einem Bett aus festgestampfter Erde errichtet.
Miran bückte sich neben dem Loch. Die Bodenplatte maß einen Meter ihm Quadrat, und irgendjemand hatte all die harte Erde weggeschafft, auf der sie gelegen hatte, und eine gemütliche kleine Höhle gegraben. Der Boden war mit zahllosen Stücken von etwas bedeckt, das aussah wie zerbrochenes Geschirr.
Der Xeno. Miran wusste instinktiv, dass er die Höhle gegraben hatte. Er nahm einen der vergilbten weißen Scherben in die Hand. Eine Seite war trocken und glatt, die andere mit einer klebrigen, klaren Schleimschicht benetzt. Sie war rund. Es war ein Ei.
Rasende Wut stieg in ihm auf. Der Xeno hatte ein Ei in sein Haus gelegt! Er hatte ihn überlistet, hatte den einen Ort ausgewählt, an dem Miran niemals nachsehen, an dem er niemals Verrat wittern würde. Dieser Bastard hatte seine Eier dort abgelegt, wo Miran seine eigenen Kinder hatte großziehen wollen.
Er stieß die Schlafzimmertür ganz auf. Candice lag auf dem Bett, nackt, lächelnd, auf ihn wartend. Mirans Welt begann sich zu drehen. Er griff haltsuchend nach dem Türrahmen, bevor sämtliche Kraft aus seinen Beinen wich. Sie war sehr, sehr weit von ihm entfernt.
»Candice!«, krächzte er mit ersterbender Stimme. Irgendwie ergab das Zimmer keinen Sinn. Es wirkte verzerrt, angeschwollen zu riesigen Proportionen. Candice, die geliebte Candice, war viel zu klein. Sein Blick schwamm wie der eines Betrunkenen, dann wurde er wieder klar. Candice war weniger als einen Meter groß.
»Liebe mich«, sagte sie. Ihre Stimme klang hoch und piepsig wie die einer Maus.
Und doch, es war Candice. Er starrte liebevoll auf jeden Teil dieser vollkommenen Figur, an die er sich so gut erinnerte – ihre langen Beine, der feste, flache Bauch, die hohen, konischen Brüste, die breiten Schultern, überentwickelt von Monaten harter Arbeit draußen auf den Feldern.
»Liebe mich.«
Ihr Gesicht. Candice war niemals eine Schönheit gewesen, doch er hatte sie trotzdem angebetet. Vorspringende Wangenknochen, ein rundes Kinn, die schmalen Augen. Es war alles da, so fein und zerbrechlich wie Chinaporzellan. Ihr weiches Lächeln, das direkt auf ihn gerichtet war. Unvergesslich.
»Liebe mich.«
Xenobiologisch. Der Fötus, der unter seinem Boden herangereift war. Der in seine Träume eingedrungen war und sich an ihnen gelabt hatte. Seine alles umschlingende Liebe entdeckt.
»Liebe mich.«
Der erste Xeno, der nach dem Zusammenprall mit den Menschen vor einem von ihnen stand. Instinktiv hatte er die Form angenommen, die ihm in der neuen Weltordnung die beste Überlebenschance bot.
Ein schlanker Arm streckte sich nach ihm aus. Ein makelloser menschlicher Rumpf, über dem sich weiße Haut spannte, als es sich streckte.
Miran heulte gequält auf.
»Liebe mich.«
Er konnte. Es war die Wahrheit, und sie war ein sengender Schmerz. Er konnte den Xeno lieben. Selbst ein bleiches monströses Echo war besser als ein Leben ohne Candice. Der Xeno würde wachsen, und in den dunklen, erdrückenden Stunden wäre er da, und Miran könnte sich zu ihm wenden.
»Liebe mich.«
Er war nicht stark genug, um zu widerstehen. Wenn der Xeno größer geworden war, würde er ihn in die Arme nehmen und sein Liebhaber werden. Ihr Liebhaber. Endlich wieder. Wenn der Xeno überhaupt wuchs.
Er schob die Hände unter das Bett und riss es mit der Kraft eines Wahnsinnigen nach oben. Bett, Matratze und Bettzeug kippten um. Der Xeno kreischte auf, als er zu Boden fiel.
»Liebe mich!« Der Schrei war panisch. Das Wesen schlurfte schwerfällig über den Boden auf ihn zu. Verfing sich mit den Füßen in den Laken. Ein inständiges Flehen auf dem Gesicht.
Miran drückte gegen den großen Kleiderschrank, bis er nur noch auf den Vorderbeinen stand. Er hatte das Möbelstück in vielen Abendstunden gebaut, aus einheimischem Holz. Es war primitiv und stabil, und es war schwer.
»Liebe mich!« Der Schrei war zu einem verzweifelten, durchdringenden Wimmern herabgesunken.
Der Schrank schwankte auf den Vorderbeinen. Mit einem verzweifelten Schluchzer versetzte Miran ihm einen letzten kräftigen Stoß. Das Möbel krachte auf den Boden und erzeugte ein widerliches feuchtes Quatschen, als es auf dem Oberleib des Xenos landete.
Miran musste sich
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