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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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ausgebreiteten dürren Armen um seine Achse, und aus den Wunden spritzte dünnes gelbes Blut. Mit einem letzten scharfen Schrei klappte er zusammen und stürzte zu Boden. Seine gegenläufigen Finger krümmten sich einmal, dann wurden sie schlaff. Der Xeno rührte sich nicht mehr.
    Ferner Donner hallte durch das Tal, ein sonores Rumpeln, dessen Echo von einer Seite zur anderen rollte und unmittelbar bevorstehenden weiteren Regen ankündigte. Miran hörte es gerade in dem Augenblick, als er wieder bei seiner Heimstatt angekommen war. Er spürte keine freudige Erregung, kein Erfolgsgefühl, das ihn auf dem langen Rückweg überfallen hätte.
    Er hatte es auch nicht erwartet. Erfüllung war die Belohnung, die man durch das Überwinden von Schwierigkeiten auf dem Weg zum Ziel gewann. Doch Jubarra hatte ihm keine Ziele mehr zu bieten. Den Xeno zu töten war kein großartiges Unternehmen gewesen, kein Monument menschlichen Erfolgs. Es war eine persönliche Absolution, weiter nichts. Er hatte sich von der Vergangenheit freigemacht, damit er endlich eine Zukunft finden konnte.
    Beim Grab mit dem großen Steinhügel darauf, der den Xeno abhalten sollte, sich zu dem vorzugraben, was darunter lag, blieb er stehen. Er schnallte seinen Gürtel los und legte Laserflinte mitsamt Energiemagazinen auf die Steine, ein Opfer für Candice. Beweis dafür, dass er fertig war hier im Tal, dass er endlich frei war zu gehen, wie sie es gewünscht hatte.
    Mit gesenktem Kopf sagte er zu ihr: »Es ist vorbei. Vergib mir, dass ich so lange geblieben bin. Ich musste es tun.« Dann überlegte er, ob es für sie tatsächlich vorbei war. Würde ihr Geist einsam sein? Eine einsame menschliche Seele, die gezwungen war, unter denen zu wandern, die ihre Spezies unterschiedslos dahingeschlachtet hatte.
    »Es war nicht ihre Schuld!«, brüllte er zu den Geistern. »Wir wussten nichts davon! Wir haben das alles nicht gewollt! Vergebt ihr!« Doch tief in seinem Innern brannte eine helle Flamme gemeinsamer Schuld. Es war alles auch in seinem Namen geschehen.
    Miran betrat seine Heimstatt. Er hatte die Tür offen gelassen, und auf den Kompositplatten des Bodens hatte sich eine Pfütze aus Regenwasser gebildet. Er fröstelte in der Dunkelheit, platschte durch das Wasser und schlüpfte hinter den Vorhang in die Hygiene-Nasszelle.
    Das Gesicht, das ihm vom Spiegel über dem Waschbecken entgegensah, hatte sich in den letzten beiden Monaten verändert. Es war hager, und tiefe Kerben hatten sich in die Wangen gegraben. Ein mehrere Tage alter Stoppelbart machte das vorstehende Kinn kratzig. Die Haut rings um die Augen war dunkel geworden und ließ sie eingesunken aussehen. Ein trauriger Anblick. Er seufzte, als er sah, wie weit er sich hatte gehen lassen. Candice würde es hassen, ihn so zu sehen. Er würde sich waschen, beschloss er, sich rasieren, saubere Kleidung anziehen. Und morgen früh würde er zum Lager des Bewertungsteams aufbrechen. In sechs Wochen ging ein Raumschiff, das ihn von diesem Planeten wegbringen würde. Jubarras kurze, traurige Geschichte menschlicher Intervention würde damit enden. Und es wurde auch höchste Zeit.
    Miran wusch sich das Gesicht mit warmem Wasser, um den verkrusteten Schmutz zu lösen. Er war so beschäftigt mit seiner Aufgabe, dass er die kratzenden Geräusche von draußen nicht hörte, sie als Teil der normalen Geräuschkulisse abtat. Wind, der in Büschen und Zweigen raschelte, die Tür, die in ihren Angeln schwang, das ferne Glucksen eines Baches.
    Das Scheppern aus dem Hauptraum kam so plötzlich, dass seine Muskeln sich vor Angst verkrampften. Sein Gesicht im Spiegel war weiß vor Entsetzen.
    Es musste ein anderer Xeno sein. Doch er hatte nichts gespürt, das sich genähert hätte, kein Durcheinander fremdartiger Gedanken, die in sein Gehirn krochen.
    Er packte das Waschbecken und kämpfte gegen das Zittern seiner Hände an. Die Xenos konnten ihm keinen wirklichen Schaden zufügen, sagte er sich. Diese dünnen gegenständigen Finger konnten ihn vielleicht heftig kneifen, aber sie konnten ihn bestimmt nicht töten. Außerdem rannte er schneller. Er konnte bei seinem Lasergewehr am Grab sein, bevor der Xeno aus der Tür war.
    Mit einer heftigen Bewegung riss er den Vorhang zur Seite. Der Hauptraum war leer. Statt loszurennen, stieg er behutsam aus der Nasszelle. War der Xeno ins Schlafzimmer gegangen? Die Tür stand einen Spaltbreit offen. Er meinte, dahinter eine Bewegung zu hören. Dann sah er, was das scheppernde

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