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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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plätscherte hundert Meter weiter voraus träge an das Ufer.
    Die Gegenwart des Xenos in seinem Bewusstsein war ein konstantes Gemurmel. Stark genug, dass Miran jetzt die Welt durch die fremdartigen Sinne des Wesens sehen konnte. Ein trüber, undeutlicher Schimmer mit einem zyklonischen Knoten im Zentrum, der sich langsam näherte. Er selbst.
    »Komm heraus!«, rief Miran.
    Der Xeno verhärtete sich, wurde eins mit dem Land.
    »Nein?«, spottete Miran vorschnell im Gefühl sicheren Triumphs. »Nun, wir werden sehen.«
    Direkt vor ihm lagen fünf Felsbrocken. Große ockerfarbene Steine, die von weit oben den Berg heruntergerollt waren. Grüne Flechten übersäten in großen Flecken die unregelmäßige Oberfläche. Überall ringsum im Gras lagen schieferähnliche Splitter, abgeplatzt in tausend Wintern.
    Miran richtete die Laserflinte auf den nächstgelegenen Brocken und drückte ab. Der rubinrote Strahl schoss selbst bei Tageslicht blendend hell heraus, und eine kleine Rauchwolke stieg von dem Stein auf, wo er getroffen hatte. Splitter platzten ab und fielen ins Gras, wo sie die Stängel verkohlten. Die thermischen Spannungen des Energieeinfalls erzeugten kreischend helle, knallende Geräusche.
    Miran richtete die Waffe auf den zweiten Brocken und feuerte erneut.
    Der dritte Brocken öffnete sich.
    Im Lager des ökologischen Bewertungsteams hatten sie die Wesen Slitherskins genannt, widerwilliges Eingeständnis ihrer Fähigkeit, völlig vor einem beliebigen Hintergrund zu verschwinden. Gerüchte von ihrer Existenz waren bereits seit der allerersten Landung von Menschen auf Jubarra umgegangen, doch erst nachdem der Virus freigesetzt worden war, hatten sie einen Kadaver gefunden. Einige Wissenschaftler des biologischen Stabs behaupteten, ihre Fähigkeit, jedem Versuch einer Gefangennahme zu entgehen, sei Beweis für ihre Existenz; es war ein Argument, das vom Komitee für xenologische Fragen der Konföderierten Ratsversammlung noch ausgiebig herangezogen werden würde, sobald die Anhörungen begonnen hatten.
    Die wenigen Autopsien, die man an sich bereits zersetzenden Kadavern vorgenommen hatte, fanden Knorpel statt Knochen, was den Xenos eine gewisse Fähigkeit zur Änderung ihrer Gestalt verlieh. Subdermale Pigmentdrüsen konnten jede nur denkbar Farbe in die Haut entlassen und die Slitherskins mit einer Perfektion tarnen, die jedes irdische Chamäleon hätte erblassen lassen.
    Miran hatte herausgefunden, dass auch die Menschen im Camp Angst vor den Nächten hatten. Während des Tages konnte man die Xenos entdecken; ihre Hauttextur war zu grob, selbst wenn sie menschliche Farben annahmen, und ihre Beine waren zu dürr, um nicht aufzufallen. Sie waren Geschöpfe der Natur, angepasst an wilde Wälder und ausgedehntes Grasland, wo sie unbelebte Objekte nachahmten, sobald sie Gefahr in Form der Bulldämonen spürten, ihren natürlichen Feinden. Doch in der Nacht, wenn sie zwischen den Fertigbauhütten des Lagers über die aufgeweichten Wege schlichen, war eine undeutliche menschliche Silhouette genauso schwer zu erkennen wie die andere.
    Die schrumpfende Besatzung des Lagers hielt die Türen des Nachts fest verschlossen.
    Als der Xeno aufstand, war er einen halben Meter größer als Miran. Seine knotige Haut verlor die ockergelbe Farbe des Felsens und nahm einen neutralen, feucht aussehenden grau-blauen Ton an. Der Körper nahm die Form einer Birne an, getragen von zwei spindeldürren Beinen und untertellerförmigen Füßen. Die Arme waren lang, die Finger gegenläufige Zangen. Zwei violette Augen starrten auf Miran hinunter.
    Resignation erfüllte das Bewusstsein des Fremden, zusammen mit einem kleinen Kern aufflammender Wut. Die Emotionen jagten durch Mirans Kopf, und ein Schauer durchfuhr ihn.
    »Ich hasse dich«, sagte Miran zu dem Fremden. Zwei Monate der Trauer und Wut lagen in seiner Stimme und verzerrten sie zu etwas wie einem raubtierhaften Fauchen.
    In einer Hinsicht unterschied sich der Xeno kein Stück von irgendeinem anderen in die Ecke getriebenen Tier. Er griff an.
    Miran feuerte dreimal hintereinander. Zwei Schüsse waren auf den oberen Teil des birnenförmigen Körpers gerichtet, der dritte genau auf die Leibesmitte. Der Strahl brannte faustgroße Löcher in die Reptilienhaut, bohrte sich durch die subkutane Muskulatur und zerriss die darunter liegenden Organe.
    Ein senkrechter lippenloser Spalt öffnete sich zwischen den Augen des Fremden und stieß ein sopranhelles Trällern hervor. Er wirbelte mit

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