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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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eigenartige Weise anziehend.
     
    Die Orphée lag an einem Kai ganz in der Nähe der Hafenausfahrt. Eason pfiff anerkennend, als er das Schiff sah. Es war ein schlankes, kleines Boot, sechs Meter lang, mit einem flachen Holzrumpf und einer winzigen Kabine vorn am Bug. Die beiden Ausleger waren kleinere Ausgaben des Hauptrumpfes, mit Platz für Fracht. Alle Schiffe des Inselmeers waren so gebaut; viele Kanäle zwischen den Inseln waren zu flach für einen Kiel oder ein Schwert.
    Das Boot war mit maßgeschneiderten BiTek-Armaturen ausgerüstet: Nahrungsblasen und Hilfsorgane im Heck, ein kräftiger, drei Meter langer silbergrauer Schlangenschwanz statt eines Ruders und ein Membransegel, das sich um den hohen Mast gerollt hatte.
    Althaeas Mutter saß mit gekreuzten Beinen auf dem Kabinendach. Sie trug ein verblasstes blaues Baumwollhemd und Shorts. Eason bezweifelte nicht eine Sekunde, dass es Althaeas Mutter war. Sie trug das Haar viel kürzer, doch es besaß die gleiche Farbe, und obwohl sie nicht so halb verhungert aussah wie ihre Tochter, waren die Gesichtszüge die gleichen. Ihre Ähnlichkeit war geradezu verblüffend.
    Sie hielt ein eigenartig aussehendes Pendel in die Höhe, eine dünne Goldkette, an der genau waagerecht eine vielleicht fünf Zentimeter durchmessende perfekt ausbalancierte Holzscheibe hing.
    Als Eason den Kai direkt oberhalb der Orphée erreicht hatte, sah er, dass der Rand der Holzscheibe mit spinnenartigen Hieroglyphen beschriftet war. Sie drehte sich langsam. Jedenfalls sah es so aus. Als er schließlich Ross auf die eigenen Beine gestellt hatte und genauer hinsah, drehte sie sich nicht mehr.
    Die Frau schien in die Betrachtung der Scheibe versunken zu sein. »Mutter?«, fragte Althaea unsicher.
    Sie hob den Blick von der Scheibe und blickte Eason in die Augen. Sie schien nicht im Geringsten verwirrt über sein Auftauchen.
    Es fiel ihm schwer, ihrem Blick standzuhalten; sie wirkte beinahe triumphierend.
    Rousseau erbrach sich auf den Kai.
    Althaea stöhnte verzweifelt. »Oh, Ross!« Sie war den Tränen nahe.
    »Bring ihn an Bord«, sagte ihre Mutter resigniert. Sie schob die Scheibe mitsamt Kette in ihre Hemdtasche.
    Mit Althaeas Hilfe wuchtete Eason den Betrunkenen auf eine Pritsche in der Kabine. Der alte Mann ächzte, als er auf die grüne Decke gelegt wurde, dann schloss er die Augen und schlief auf der Stelle ein.
    Althaea stellte einen Plastikeimer neben die Koje und schüttelte traurig den Kopf.
    »Wofür ist dieses Pendel?«, fragte Eason leise. Er konnte ihre Mutter draußen an Deck arbeiten hören.
    »Mutter benutzt es als Wünschelrute.«
    »Auf einem Schiff?«
    Sie presste die Lippen aufeinander. »Man kann nach allem möglichen suchen mit einer Wünschelrute, nicht nur nach Wasser. Steine, Holz, versunkene oder vergrabene Schätze und solche Dinge. Sie kann einem sogar im Nebel den Weg nach Hause zeigen, genau wie ein Kompass. Die Scheibe dient nur als Fokus für die Gedanken, das ist alles. Der Verstand leistet die eigentliche Arbeit.«
    »Ich denke, ich halte mich lieber an einen Trägheitskreisel.« Althaeas Humor verflüchtigte sich. Sie ließ den Kopf hängen, als hätte sie Schelte empfangen.
    »Mein Name ist Tiarella Rosa. Ich bin Althaeas Mutter«, sagte die Frau, nachdem Eason aus der Kabine getreten war. Sie streckte ihm die Hand hin. »Danke sehr, dass Sie uns mit Ross geholfen haben.«
    »Kein Problem«, erwiderte Eason freundlich. Tiarella Rosa hatte einen festen Händedruck, und die Hand war schwielig von der Decksarbeit.
    »Ich habe mich gefragt«, fuhr er fort, »ob Sie vielleicht auf Charmaine Arbeit für mich haben? Ich bin nicht wählerisch oder zu stolz. Ich kann Gräben ausheben, bei der Ernte helfen, Netze reparieren, was auch immer.«
    Tiarellas Augen glitten über ihn, den Schiffsoverall, den er immer noch trug, die dünnen Schuhe, seinen kompakten, aber alles andere als massigen Körperbau, die albinoblasse Haut. »Warum sollten Sie sich dafür interessieren, Asteroidenmann?«
    »Ich bin ein Drifter. Ich habe die Biosphärenkammern der Asteroiden satt. Ich will das Echte, die richtige Wildnis. Und ich bin im Augenblick so ziemlich pleite.«
    »Ein Drifter?«
    »Ja.« Aus den Augenwinkeln bemerkte er Althaea, die aus der Kabine kam. Ihr ohnehin ständig besorgter Gesichtsausdruck wirkte mit einem Mal noch besorgter.
    »Ich kann Ihnen höchstens Kost und Logis bieten«, sagte Tiarella. »Für den Fall, dass Sie es noch nicht bemerkt haben – wir sind auch

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